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DIE FANBEAUFTRAGEN VON RB LEIPZIG IM INTERVIEW - TEIL 1

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Leipzig - (11.10.2014) Neben den sportlichen Angelegenheiten, muss sich ein Verein auch um seine Fans kümmern. Bei RB Leipzig übernehmen Enrico Hommel und Ingo Hertzsch diese Aufgabe. Im ersten Teil des Interviews mit RB-Fans.de sprechen die beiden über ihren Werdegang und Aufgabenbereich sowie den Austauch mit Fanbeauftragten anderer Vereine.

RB-Fans.de: Enrico, was war dein erstes Spiel von RB Leipzig und wie hast du es erlebt?
Enrico Hommel: Das war auswärts bei Borea Dresden. In einem Artikel hatte ich zuvor gelesen, wie die Mannschaft nach dem ersten Auswärtsspiel in Jena ungeduscht flüchten musste. Die Auswärtsfahrt nach Dresden bin ich darauf hin mit einem beklemmenden Gefühl angetreten. Aber so hoch ging es bei Borea zum Glück nicht her (lacht). Zu Beginn war es Neugierde, woraus Interesse und letztendlich Fansein wurde. Am Anfang in der Oberliga waren wir etwa 10 bis 20 Auswärtsfahrer. Das war klein und kuschelig, aber auch das war irgendwie schön.

Ingo, wie hat die Mannschaft damals die ersten Ansätze von Fankultur erlebt?
Ingo Hertzsch: Wie angesprochen haben wir den Gegenwind schon im ersten Spiel gegen Jena gespürt. Auf der Fahrt stand in Thüringen an jeder Brücke ein netter Slogan. In Jena waren unsere fünf Anhänger hinter einem Zaun von der Polizei abgesichert und die netten Herrschaften aus Jena durften direkt am Spielfeldrand stehen. Mit der Zeit hat sich das alles entwickelt und die Fans wurden immer mehr. Gerade als wir den Aufstieg perfekt gemacht hatten, war in Markranstädt schon einiges los.

Vor nicht allzu langer Zeit warst du noch ein „normaler“ Fan. Inzwischen bist du Fanbetreuer. Wie ist es dazu gekommen?
Enrico: Schon 2009 habe ich mich entschieden, von diesem speziellen Verein Fan zu sein. Damals habe ich gesehen, dass man eine neue Fankultur entwickeln kann. Das war eine einmalige Chance. Zusammen mit den LE Bulls wollten wir die Fanszene samt Support und Choreos weiter vorantreiben. Irgendwann hat die ehemalige Fanbeauftragte (Sandra Walz Anm. d. Red.) gefragt, ob ich mir den Job als Fanbetreuer zutrauen würde. Neben anderen Interessierten habe ich mich damals um die Stelle beworben. Nachdem sich der Verein dann für mich entschieden hatte, bin ich eben reingerutscht.

Wann und warum wurde der Entschluss gefasst, ein offizieller Angestellter des Vereins zu werden?
Enrico: Das war im August 2012. Vorher war ich als Vorsitzender der LE Bulls in erster Linie für diesen Fanclub zuständig. Der Verein hat mir dann die Möglichkeit gegeben, die Entwicklung nicht nur fanclubspezifisch voranzutreiben, sondern für alle. Das war der Hauptgrund, weshalb ich mich für diesen Schritt entschieden habe.

Enrico, was sind denn deine Aufgaben als Fanbetreuer?
Enrico: Eigentlich gibt es keinen Fanbetreuer, sondern zwei Fanbeauftragte. 
Ingo: Das Wort "Fanbetreuer" ist gestrichen, auch weil es laut DFL nicht verwendet werden darf. Wir teilen uns die Arbeit ein. Enrico ist sehr nah an den Fans dran. Er organisiert die Auswärtsfahrten und ist in den Foren unterwegs. Ich kümmere mich im Hintergrund mehr um die Projekte, die vom Verein für die jüngeren Fans angekurbelt werden. Das ist zum einen die Fußballschule, der Klubsommer, aber auch die ganzen sozialen Projekte wie zum Bespiel der Behindertenfantag oder der alljährliche Glühwürmchenumzug. Zudem bin ich oft mit Bulli unterwegs bei diversen Veranstaltungen.
Enrico: Ich kümmere mich um die Auswärtsfahrten, die alle über meinen Tisch gehen. Generell erledige ich eher die Frontarbeit und bin im engen Kontakt mit den Fans, was mir sehr viel Spaß macht. Ich muss einfach unters Volk. Ich bin kein Bürohocker und das merkt Ingo auch, wenn ich immer zeitig abhaue (lacht). 

Wie sieht eure Arbeit an den Spieltagen aus?
Enrico: Bei den Heimspielen bin ich eher im Fanblock unterwegs, Ingo übernimmt den Gästebereich. Es ist vorgesehen, dass man die Fanbeauftragten des Gegners begrüßt, in die Gegebenheiten einweist und die Abläufe bespricht.
Ingo: Im direkten Kontakt können Dinge einfach viel schneller geklärt werden. Es gibt natürlich auch Vereine, wo es nicht so nett ist, am Gästeeingang zu stehen. Ich schaue immer wie viel Polizei am Einlass ist, bevor ich mich dahin stelle (lacht). Aber bisher ist noch nie was passiert. Ein Ultra von Osnabrück ist mal rausgeflogen und wollte mir nicht die Hand geben. Aber das war es auch schon. 

Steht ihr mit den Fanbeauftragten anderer Vereine im Austausch? Wenn ja, wie sieht dieser aus?
Ingo: Vor den Spielen haben wir immer Kontakt. Wenn wir ein Heimspiel haben, nehme ich den Kontakt auf, Enrico bei Auswärtsspielen. Zudem finden Schulungen und Konferenzen statt, wo wir unsere Kollegen kennen lernen. Bei den Abendveranstaltungen versuchen wir diverse Eisblöcke zu brechen und Fanfreundschaften an Land zu ziehen, aber das ist bisher nicht von Erfolg gekrönt (lacht). Generell werden wir von allen Fanbeauftragen akzeptiert, aber man merkt schon, dass der eine uns gegenüber mehr voreingenommen ist als der andere. Aber das kann man nicht ändern.
Enrico: Ich persönlich will immer einen guten Kontakt mit meinen Kollegen pflegen. Ab und zu melde ich mich auch bei den „Altgediegenen“ und schaue wie die ihre Arbeit erledigen. Wir sind ja immer noch in der Entwicklung. Andere Fanbeauftragte machen das 20-30 Jahre. Die haben natürlich einen viel größeren Erfahrungsschatz als wir in unserer 5-jährigen Geschichte. Wenn man sich bei denen meldet, um sich Ratschläge einzuholen, ist bei den meisten die Bereitschaft da uns zu unterstützen. 

Tauscht ihr euch mit den anderen Fanbeauftragten auch nach den Spielen aus und wertet die Geschehnisse rund um die Begegnung aus? Gerade wenn so Vorkommnisse wie zuletzt bei Aue auftreten?
Ingo: Wenn so Vorfälle passieren wie mit den T-Shirts von Aue, werden die auf ganz anderen Ebenen ausgewertet. Auch sonst werten wir Fanbeauftragten die Spiele in der Regel nicht aus. Wenn die Gastvereine die genaue Anzahl an verkauften Tickets haben wollen, sprechen wir mit einander, aber das war es dann auch schon.

Wie hast du das mit den Aue Fans persönlich erlebt?
Ingo: Ich habe nur davon gehört, weil ich da im Urlaub war (lacht). Aber wir haben im DFB-Pokal ja noch mal das Vergnügen mit Aue und dann bin ich auch da.

Das Interesse an den Auswärtsfahrten steigt enorm. Enrico, ist das in erster Linie mehr Arbeit für dich?
Enrico: Es ist definitiv deutlich mehr Arbeit. Es sind auch immer wieder Auswärtsfans dabei, die vorher noch nie mit bei einer Auswärtsfahrt dabei waren. Und die stellen teilweise Fragen, die sich eigentlich von selbst beantworten. Auswärts ist immer etwas anderes als zu Hause, ich finde es immer am schönsten. Ich bin ja nicht „nur“ Mitarbeiter des Vereins, sondern ich bin großer Fan. Die Leidenschaft Fußball mit der Arbeit koppeln zu können, ist ein Traum. Ich kann mein Fansein richtig ausleben. Ich glaube auch nicht, dass durch die größere Fanzahl, die Persönlichkeit verloren geht. Auch wenn wir mit über 1000 Fans auswärts fahren, kenne ich noch die Hälfte. Aber neue Leute kennen zu lernen ist doch gerade das Geniale. Mit Leuten zusammen das Fußballspiel anzugucken und zu jubeln ist der Hammer. Klar hat man als Fanbeauftragter gerade bei den Auswärtsspielen das ein oder andere zu erledigen. Man muss den Kontakt zur Polizei, den Ordnungskräften und anderen Fanbeauftragten herstellen. Vor den Spielen findet immer eine Sicherheitsbesprechung statt, wo noch mal alles besprochen wird. Spätestens in der Halbzeit wird schon damit begonnen, die Abreise zu planen. Man sieht zwar was vom Spiel, ist im Kopf aber ständig mit der Organisation beschäftigt. In erster Linie geht es immer darum, dass alle friedlich an- und abreisen. In den Bussen, Zügen und Pkws sind nämlich nicht nur Erwachsene und Jugendliche, sondern auch Familien mit Kindern, an die bei der Organisation natürlich auch gedacht werden muss. Dann muss man schauen, wie das Reiseverhalten von anderen Vereinen ist. Beim Auswärtsspiel in Frankfurt, haben wir uns z.B. mit den Rostockern, die in Mainz gespielt haben, gekreuzt. Da haben wir uns auf dem Heimweg entschieden, erst nach dem Kirchheimer Dreieck in Thüringen Pause zu machen. Das Kirchheimer Dreieck ist nämlich der Punkt, an dem Rostock Richtung Norden gefahren ist und wir in den Osten. Das sind alles Überlegungen, die mit dazugehören. 

Bekommt ihr von den Fans ein Feedback nach den Auswärtsfahrten, wenn ja wie fällt dieses aus?
Enrico: Gerade zum Organisatorischen ist das Feedback größtenteils positiv. Das mache ich aber auch nicht alleine, sondern bekomme von den LE Bulls Unterstützung. Wenn es darum geht, vor der Busfahrt Karten zu kontrollieren, Ansagen im Bus zu machen wie lange wir fahren, wo machen wir Pause usw. bin ich natürlich auf Hilfe angewiesen. Sonst brauchst du als Fanbeauftragter schon ein dickes Fell, kann man mit allen Problemen die eine Auswärtsfahrt stellt konfrontiert werden. Auch Dingen, die wir nur an den gastgebenden Verein weiterreichen können.

Was waren eure schönsten bzw. schlimmsten Momente als Fanbeauftragte?
Ingo: Das schönste war das Relegationsspiel in Lotte. Das ganze Rahmenprogramm hat gepasst: Verlängerung, Aufstieg, Sonderzug mit Partywagen. Das war alles perfekt, wobei ich nach 90 Minuten schon dachte: "Das ist jetzt nicht euer Ernst!". Ein wirklich schlechtes Erlebnis hatte ich als Fanbeauftragter allerdings noch nicht, vielleicht bis auf die Probleme am Einlass beim Rostockspiel, wobei es im Stadion ja komplett ruhig war.
Enrico: Bei mir ist alles schön! (lacht) Jeder Tag ist eine Herausforderung und ein Highlight zugleich - es macht einfach Spaß! (überlegt) Das schlechteste, was ich damals erlebt habe, waren die Probleme zwischen den Fanclubs, das waren schlimme Monate.

Und sieht das heute besser aus?
Enrico: Es sieht bedeutend besser aus. Der Fanverband wurde damals mit dem Ziel gegründet, diese Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten und Probleme zu beenden und jetzt sitzen alle wieder vernünftig an einem Tisch.

Es gab je zuletzt ein wenig Kritik an der wiedereingeführten freien Platzwahl in Sektor B, wie seht ihr diese Problematik?
Enrico: Das wird sich einpegeln. Als die Platzbindung kam, hatten wir die gleiche heftige Diskussion, nur andersherum. Wenn der harte Kern immer zahlreicher wird, werden alle ihren Platz im Block finden.

Im zweiten Teil des Interviews, das morgen erscheint, sprechen die beiden Fanbeauftragten über das Entwicklungspotential der Fanszene, weltweite RBL-Fanclubs und die Kategorisierung der RBL-Fans.

F-Lion & Rumpelstilzchen


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