Moderiert wurde die Veranstaltung von LVZ-Redakteur Guido Schäfer, der wie immer nicht vorbereitet war und die Schuld abermals auf seine Katzen schob, die ihn von der Vorbereitung auf das Interview abgehalten haben sollen. Dementsprechend groß waren auch die thematischen Sprünge, wobei Guido diesen Umstand mit seiner gewohnt lässigen und humoristischen Art gekonnt wegmoderierte und mit einem bestens aufgelegten Ralf Rangnick auch einen dankenswerten Gesprächspartner hatte. Somit entwickelte sich ein unterhaltsames und kurzweiliges Zwiegespräch, dass einige interessante Aspekte zu bieten hatte.

Ralf Rangnick über die Trainersuche....
Da Rangnick selbst keine Namen nennen wollte, sollte Guido Schäfer drei Trainer in die Runde werfen und der Sportdirektor würde sie entsprechend kommentieren. Ja, zu Tuchel bestand Kontakt. Auch zu Gidsol. Ebenfalls zu Weinzierl. Slomka nicht. Als Rangnick erzählte, dass sein letzter Trainerkandidat absagte, weil er seine Mannschaft in der aktuellen Situation nicht im Stich lassen würde und dies dazu führte, dass sich der Sportdirektor Rangnick nun doch für den Trainer Rangnick entschied, fielen dem LVZ-Redakteur keine passenden Kandidaten ein. André Breitenreiter oder Roger Schmidt wollte man als Gast in dieser Situation am liebsten zu Guido flüstern, aber es blieb im Dunklen, wen Rangnick letztlich meinte.

Rangnick über die Spielweise von RB Leipzig...
Wichtig sei es, dem Gegner Raum und Zeit zu nehmen. Dazu müssen alle Spieler sich entsprechend zum Ball verschieben (Schwarmverhalten) und geistig hellwach sein. Innerhalb von 8 Sekunden nach Ballgewinn resultieren statistisch die meisten Tore, innerhalb von 10 Sekunden habe man nach Ballverlust die beste Möglichkeit, sich diesen wieder zurückzuerobern.
Außerdem möchte Rangnick keine Grätschen seiner Spieler sehen (es sei denn, jemand kratzt den Ball von der Torauslinie), weil diese dazu führe, dass der Akteur aus der Situation herausfällt und seine Teamkollegen nicht mehr unterstützen kann. Stattdessen sollen sie bereits vorher entsprechend antizipieren. Interessant auch die Aussage, dass unser Trainer das Spiel über die Mitte forciert. Flankenläufe mit anschließenden hohen Flanken in den Strafraum seien ineffizient, weil die Abwehrreihen heutzutage gut antizipieren können und die Bälle viel zu lange in der Luft sind. Es sei immer wichtig, mit hohem Tempo die gegnerischen Linien zu durchbrechen. Ebenfalls interessant, dass Rangnick in Zukunft bei Ecken drei eigene Spieler vorne an der Mittelfeldlinie positionieren möchte. Dies führte zwar zu internen Diskussionen, aber er selbst könne damit am besten schlafen. Seine Logik: Wenn wir drei Spieler an die Mittelinie stellen, muss der Gegner mindestens drei oder vier eigene Spieler abstellen. Somit könnten sich unsere Kopfball-Spieler im eigenen Strafraum besser auf die wenigeren Spieler des Gegners konzentrieren. 

Rangnick über die Saisonziele...
Natürlich möchte Rangnick aufsteigen. Nach der Saisoneröffnung sei er auch noch mehr davon überzeugt, dass er eine ganz tolle Truppe habe – die Teamchemie scheint bereits zu stimmen. Wichtig sei es, auswärts eine bessere Punkteausbeute einzufahren und im Allgemeinen mehr Tore zu schießen. Damit soll es in Frankfurt schon losgehen – man fahre dorthin, um drei Punkte zu holen.
Nebenbei korrigierte er auch die Aussage, dass Mateschitz gesagt haben soll, bis zu seinem 80. Geburtstag soll RB Leipzig mindestens einmal Meister gewesen sein. Dies sei falsch, die Aussage habe Mateschitz nicht getätigt und er habe dies fälschlicherweise öffentlich kommuniziert.

Rangnick über die Vertragsverlängerung von Poulsen...
Aktuell stocken die Verhandlungen mit dem Berater des Dänen. Grund dafür sei die Ausstiegsklausel, die Rangnick nicht im Vertrag stehen haben möchte. Da die englischen Vereine in der kommenden Saison massig Geld in den Markt investieren werden (der Aufsteiger in die englische Premier League erhält genauso viele TV-Gelder wie der FC Bayern München), wäre es wohl nur eine Frage von Tagen, bis einer dieser Vereine die Option ziehen würde. Da der Vertrag von Poulsen aber noch bis 2017 läuft, sieht sich Rangnick auch nicht im Zugzwang, den Kontrakt vorzeitig zu verlängern. Schon gar nicht, wenn der Berater auf die Ausstiegsklausel besteht, die aktuell nicht im Vertrag enthalten ist.

Rangnick über die TV-Gelder in England...
Wie bereits oben angerissen, ist Rangnick kein Freund von Ausstiegsklauseln, da die englischen Vereine in der kommenden Saison deutlich mehr Geld erhalten als die Mannschaften in Deutschland. Während in England über 11 Millionen Sky-Decoder verkauft wurden (60 Mio. Einwohner), sind es in Deutschland nur 4 Millionen (bei 81 Mio. Einwohner). Dies führt er u.a. darauf zurück, dass Fußball im Free-TV durch die Sportschau, das Aktuelle Sportstudio oder durch den MDR übertragen wird. Man müsse darüber nachdenken - auch wenn es für den Fußballfan unbeliebt sei – den Sport nur noch über Pay-TV zu senden. Dies würde deutlich mehr Geld in die Kassen spülen, weil man sonst in naher Zukunft den Anschluss verlieren würde. Aktuell könne man noch glücklich sein, dass die Engländer ihr Geld nicht allzu sinnvoll einsetzen (mangelhaftes Scouting).

Rojiblanco

Bericht der LVZ inkl. Video

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