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30. Spieltag 1. Bundesliga
Samstag, 20.04.2024, 15:30 Uhr
Ort: Voith-Arena
1. FC Heidenheim
RB Leipzig
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AM RANDE DES FREITAGSPIELS GEMEINSAMES ZEICHEN GEGEN RASSISMUS

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Hamburg - (15.02.2016) Wenn man zum Fußballclub aus St. Pauli fährt, dann geht es nie nur um Fußball. Das Spiel gegen RB Leipzig stand ganz im Zeichen von Antifaschismus und dem Neonaziangriff in Connewitz. Nebenbei siegte ein kämpferischer Gastgeber nicht unverdient mit 1:0. Mal wieder.

Das letzte Wort an diesem etwas merkwürdigen Abend gehörte jenem Mann, der mit einem Missverständnis überhaupt erst so etwas wie Schärfe in diese Begegnung gebracht hatte. Genau genommen war es kein Wort, sondern eine Geste. Auf dem Weg zum Heimblock applaudierte St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen mehrmals den Gästefans aus Leipzig und zeigte ihnen den erhobenen Daumen. Ob es sich dabei um ein Ritual, ähnlich dem Gang durchs gesamte Stadion vor Spielbeginn, oder um aufrichtige Anerkennung handelte, blieb offen.

Am Mittwoch hatte Lienen für Irritationen gesorgt, als er auf einer Pressekonferenz RB Leipzig in die Nähe von Faschisten rückte. Dies sei jedoch ein Missverständnis gewesen, wie der Kultcoach am nächsten Tag – glaubwürdig – erklärte. Anlass war die Aktion des explizit antifaschistischen Vereins, im Spiel gegen Leipzig den Trikotsponsor mit dessen Einverständnis von der Brust zu verbannen und stattdessen dort den Spruch „Kein Fußball den Faschisten!“ sichtbar zu machen. Ein Spruchband mit identischem Text schmückt bereits seit Jahren die Tribüne der Kiezkicker.

Vor dem Spiel verlasen Verantwortliche vom FCSP und RBL gemeinsam eine angenehm deutliche Erklärung gegen Hass, Gewalt und Rechtsextremismus. Die Fankurve von St. Pauli stimmte währenddessen jedoch einen Gesang an. Womöglich hatte man den Eindruck, dass RB Leipzig mit dieser Aktion nur sein Image aufpolieren wollte, aber nicht ernsthaft hinter der Botschaft steht. In der Vergangenheit hatten im Zusammenhang mit Legida schließlich zahlreiche antirassistische Spruchbänder die Zensur des Vereins nicht überstanden.

So war es also eine höchst politische Veranstaltung heute. Vor dem St.-Pauli-Fanblock hing während der gesamten Partie eine Zaunfahne mit der Aufschrift „Connewitz bleibt rot“, was sich auf die Verwüstungen von Neonazis Mitte Januar bezogen haben dürfte. Eine ähnliche Solidaritätsbekundung erfolgte in der Halbzeitpause auf der Gegentribüne. Auch RBL-Fans präsentierten zwei Banner zum Thema. Auf dem ersten Stand „Connewitz ist überall“ und auf dem zweiten die Forderung „Nazis ins Abseits stellen“.

Die Banner der Heimfans richteten sich jedoch nicht nur gegen die politische Stimmungslage im Lande, sondern auch gegen den heutigen Gegner auf Rasen und Rängen. So hieß es auf einem Spruchband auf der Gegengerade „Kein Fußball den Kapitalisten“. Von Anhängern eines kapitalistisch wirtschaftenden Fußball-Proficlubs kann so etwas ja eigentlich nur selbstironisch gemeint sein. Im Fanblock nahm man in der Halbzeitpause Bezug auf die Choreographie der RB-Anhänger im Hinspiel, als Yoda aus „Star Wars“ bekundete: „Den Rasenballsport du fühlen müsst“. Nun meldete sich die Kultfigur erneut zu Wort, äußerte diesmal jedoch Missfallen am Inhalt der Red-Bull-Dosen. Man darf gespannt sein, ob er seine Meinung bis zum nächsten Aufeinandertreffen erneut geändert hat.

Abseits des Geschehens auf den Rängen fand dann auch noch ein Fußballspiel statt, in welchem St. Pauli glücklich in Führung ging. Nach acht Minuten fälschte Compper einen Schuss von Rzatkowski so ab, dass Coltorti-Ersatz Gulacsi nicht mehr eingreifen konnte. Zu diesem Zeitpunkt ging die Führung noch in Ordnung, da der Gastgeber einen stürmischen Start hinlegte. Anschließend fand er jedoch fast nur noch im und am eigenen Strafraum statt. Besonders in der Phase fünf bis zehn Minuten vor der Pause hätte RBL mit fünf guten bis sehr guten Chancen den Ausgleich erzielen und eigentlich auch in Führung gehen müssen.

Stattdessen liefen die Rasenballer auch in der zweiten Halbzeit einem Rückstand hinterher und kamen durch Forsberg und Poulsen zu einigen guten Gelegenheiten. Auf der Gegenseite traf Nehrig die Latte und Picault kurz vor Schluss den Pfosten, nachdem er Gulacsi bereits umkurvt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ralf Rangnick das Mittelfeld seiner Mannschaft weitgehend aufgelöst. Die eingewechselten Bruno, Quaschner und Selke stürmten gemeinsam mit den Startspielern Poulsen, Sabitzer und Forsberg auf das Heimtor. Dahinter fungierten Ilsanker und Jung als Ballverteiler. Die einzigen wirklichen Verteidiger waren zu dieser Spätphase der Partie Compper und Klostermann.

Diese Alles-oder-nichts-Taktik brachte jedoch weder Hamburg noch Leipzig etwas. St. Pauli kämpfte – ebenso wie RB Leipzig – bis zum Ende verbissen und hat sich die drei Punkte zwar nicht durch eine Vielzahl von Chancen oder schönen Kombinationsfußall, aber durch eine wirklich engagierte Leistung durchaus verdient.

Für die Rasenballer bleibt die Erkenntnis, dass der Aufstieg in die 1. Bundesliga kein Selbstläufer wird. Mit einem Sieg gegen Bochum könnte der Dritte Nürnberg auf fünf Punkte herankommen. Es dürfte wohl viele RBL-Fans geben, die auf einen Ausrutscher der Franken hoffen. Nicht nur aus Eigeninteresse, sondern auch, weil dies den Paulianern gute Möglichkeiten im Aufstiegsrennen eröffnen würde. Eine weit verbreitete Sympathie für die Kiezkicker ist unter RBL-Anhängern definitiv vorhanden – siehe 2.500 Auswärtsfahrer an einem Freitagabend – und Revanche nach der dritten 0:1-Niederlage am Stück wird man sicher auch gern mal nehmen wollen.

Vielleicht gibt’s dann auch wieder Applaus von Ewald Lienen. Und vielleicht klärt sich dann auch die Frage, ob sein Beifall Routine war, dem aufmunternden Support für die RBL-Kicker durch die eigenen Fans galt oder Zustimmung zu dem antifaschistischen Statement vor Anpfiff signalisieren sollte.

Loch


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