Am 22.05.2017 eröffnete unser Sportdirektor wieder die „Jagd nach sogenannten „Blue Chips“. Gemeint sind natürlich, die von Rangnick häufig gepriesenen, hochbegabten Fußballtalente bis maximal 23 Jahren, die als Rohdiamanten gelten und sich, wenn möglich, noch unter dem Radar der breiten Fußballwelt bewegen und außerordentliches Potential mitbringen, das es zu entwickeln gilt. Diesmal gab er den Startschuss, um den Kader für unsere erste Champions League Saison entsprechend zu verbreitern und die Qualität sowohl im Training als auch der Mannschaft selbst weiter zu verbessern.

Er versprach auch diesmal: „Da werden wie immer Spieler dabei sein, bei denen man erst einmal googeln muss, woher sie kommen.“ Wir alle erinnern uns noch lebhaft an den August 2016, als Rangnick sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kurzerhand in den Learjet setzte, schnell mal nach Schottland düste, um einen gewissen Oliver Burke von Nottingham Forrest zu verpflichten. Hä? Oliver wer? Das sagt seit unserem ersten Heimspiel gegen Borussia Dortmund bekanntlich keiner mehr.

Nun also Ibrahima wer? Ralf Rangnick hat es also wieder getan. Am Wochenende, wie jetzt bekannt geworden ist, hat er Ibrahima Konaté mal eben still und heimlich versucht durch Leipzig zu führen, um ihm die Stadt zu zeigen. Sein Name, bisher nur Insidern bekannt, musste man tatsächlich wieder googeln.

Versuchen wir es:

Ibrahima Konaté, am 25.05.1999 in Paris geboren, begann seine Karriere im Alter von 10 Jahren beim Pariser Football Club. Später, im Juli 2014, schloss er sich dem Zweitligisten FC Sochaux-Montbéliard an, weil er, laut eigenen Angaben: „einer der besten Ausbildungsclubs in Frankreich ist“ [ labandeabonal ]. Zu dieser Zeit hat er auch bereits einige Spiele in verschiedensten U-Nationalmannschaften Frankreichs (12x U16 und 5x U17) bestritten, darunter auch 4 Spiele bei einer Europameisterschaftsqualifikation.

Mittlerweile hat er seine dritte Saison beim Zweitligisten gespielt. Als Kapitän der U19 wurde er aufgrund starker Leistungen in der Liga sehr schnell und noch am Anfang der Saison in der U23 6 Mal bei den Männern eingesetzt und durfte sogar bei den Profs mittrainieren. Dass er dabei Aussagen trifft wie: „Harte Arbeit lohnt sich, denn früher oder später wird die Mühe immer belohnt.", gibt schon einen ersten Hinweis darauf, wie ehrgeizig und doch bodenständig der junge Mann wohl ist. Auch das ist wieder typisch für Rangnick. Denn was ergänzte er im o.g. Interview in Bezug auf die gesuchten Spieler: "Die Mentalität ist der Schlüssel".

Genau diese Mentalität öffnete ihm wohl auch folgerichtig die Tür zu seinem ersten Profieinsatz und katapultierte ihn in die erste Mannschaft. Am 10.01.1017 debütierte er als 17!!!-jähriger „einfach mal schnell“ in der Startelf im Vierteilfinale des französischen Ligapokals gegen keinen geringeren als den AS Monaco, der ja bekanntlich später souverän die Meisterschaft in Frankreich für sich entscheiden konnte. Der junge Ibrahima spielte 90min durch, brachte eine starke Leistung und verlor mit seinem Team erst unglücklich im Elfmeterschießen 4:5, nachdem es nach aufopferungsvoller Arbeit des Unterdogs nach normaler Spielzeit lediglich 1:1 gestanden hatte. Bezeichnend ist hier wiederum, dass er sich nach dem Spiel erst einmal bescheiden, bei seinem Team, bei seinen jetzigen (auch ehemaligen) Trainer und den Fans „von ganzem Herzen für diese wunderbare Atmosphäre“ dankte. Ein paar bewegte Bilder vom Spiel findet ihr nachfolgend (ab Minute 1:10 auch von Konaté).

Nach dem starken Debüt wurde er noch weitere 12-mal (11 davon über 90 min) in der ersten Mannschaft eingesetzt und schoss (immer noch 17jährig) nach einer Ecke sogar sein erstes Tor als Profi am 07.04.2017 gegen Mitkonkurrent Chamois Niortais. Neben den gezeigten Leistungen, ist dem Trainer natürlich sicherlich auch nicht sein beeindruckendes (und für einen Innenverteidiger sicherlich mustergültiges) Gardemaß, verborgen geblieben. In den jungen Jahren bringt er mal soeben 86kg bei einer Körpergröße von 1.93m auf die Waage. Was für eine Kante oder besser gesagt Kanté.

Mit Ibrahima Konaté, dessen Vorbild Madrids Verteidiger Sergio Ramos ist, tritt nun ein weiterer Name im aktuell (man hat den Eindruck) schier unerschöpflichen Reservoir an sehr jungen und hochveranlagten Innenverteidigern aus Frankreich ins Rampenlicht. Genannt seien hier insbesondere der 20-jährige Issa Diop bzw. der ebenso 18-jährige Dan-Axel Zagadou, die bekanntlich auch bei uns gehandelt worden sind. Aus der Entfernung möchte man deuten, dass wir einen weiteren Dayot Upamecano (nur in noch größer) verpflichten. Tatsächlich handelt es sich wohl um einen ähnlichen Spielertyp. Einen vielseitigen Abwehrspieler, der seine Stärken in der Geschwindigkeit und Physis hat und als Innenverteidiger aber auch im defensiven Mittelfeld spielen kann 

Ausblick

Ein fast schon typsicher „Rangnickscher Transfer“ aus dem nichts möchte man sagen. Eine Verpflichtung nicht einmal 24h nach dem ersten Bekanntwerden des Gerüchts. Nicht aufhören zu drücken, möchte man ihn dafür. In der Natur solcher Verpflichtungen liegt es, dass man aus der Entfernung eigentlich nur mit Konjunktiven und Mutmaßungen arbeiten kann. Wenn überhaupt, stehen nur wenige Informationen zur Verfügung und so gut wie kein bewegtes Bildmaterial, geschweige denn, ein gesehenes Spiel über 90min. Die zweite französische Liga ist einfach zu weit weg, um sie aus Deutschland halbwegs vernünftig beurteilen zu können. Trotz alledem dürfen wir dennoch auf die außerordentlich guten Kontakte, die Rangnick nach Frankreich und der örtlichen Scouts pflegt, vertrauen. Wie gut diese sind, dürfen wir bekanntermaßen im eigenen Hause mit Keïta und Upamecano (ihresgleichen ebenfalls aus der zweiten französischen Liga geholt) bewundern. Selbst ein Ousmane Dembélé wäre, bevor er zu Borussia Dortmund wechselte, beinahe in Salzburg gelandet.

Freuen dürfen wir uns also mit Sicherheit wieder auf einen weiteren jungen, offensichtlich hochtalentierten Fußballer, dessen Entwicklung wir in Leipzig verfolgen dürfen. Ich selbst bekomme immer wieder Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke, wie privilegiert wir Fans eigentlich sind, um so etwas hier erleben zu dürfen. Erleben zu dürfen, wie spätere Weltstars ihre ersten große Schritte in Leipzig gegangen sind. Die Voraussetzungen, dass wir eine ähnliche (nach oben offene) Entwicklung wie bei Upa erleben dürfen, sind denkbar gut. Eine Integrationsfigur wie Compper, gespickt mit jeder Menge fußballerischer Erfahrung, der seine ganzen sprachlichen Fähigkeiten wieder dazu einsetzen wird, um Konaté eine leichte Eingliederung ins Team und in Deutschland/Leipzig zu ermöglichen. Ein Trainer Hasenhüttl, der ihm natürlich die notwendige Zeit und den Raum gestatten sowie die verdiente Einsatzzeit geben (abseits der U19, wo er auch noch spielen dürfte) wird. Der ihm jederzeit bedingungslos den Rücken stärken wird, auch wenn er Fehler macht (und die wird er machen). Und natürlich uns Fans, die wieder jedes Spiel, egal ob auswärts oder daheim, zum Erlebnis werden lassen und die Mannschaft leidenschaftlich aber gewaltfrei unterstützen. Lasst auch uns ihn bei seinem Traum, so stark wie Sergio Ramos zu werden, unterstützen.

Natürlich gibt es bei so einer Verpflichtung auch Risiken. Gelingt es ihm aber, seine sprunghafte und fulminante Entwicklung, die er in diesem Jahr im Männerbereich erzielte, in Leipzig zu konservieren und insbesondere weiter auszubauen, könnte er auch bei uns, ans Profiteam herangeführt werden, um auch auf Weltniveau die nächsten Schritte zu gehen. Fast schon vorsichtig möchte man wieder behaupten: Das Ganze natürlich mit ungeahnten Entwicklungs- und Transferwertpotential. Die Verantwortlichen, da dürfen wir uns sicher sein, werden alles Mögliche dafür tun, um ihm diesen Weg zu ebnen. Man stelle sich eine 18 jährige französische Innenverteidigung vor, die für Furore in der ersten Bundesliga, im DFB-Pokal oder gar Champions League sorgt. Unfassbar eigentlich. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Bei mir kribbelt es jetzt schon wieder, wenn ich nur daran denke. Und nicht wegen der Risiken.. Nein! Der Chancen wegen.

Welcome in, Bienvenue en Leipzig, Ibrahima Konaté!

Quelle

Justgroovy

Bild: FC Sochaux-Montbéliard

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