LVZ vom 02.11.2010, Zoff um Cottaweg

Beitrag von **Rojiblanco** » Di Nov 02, 2010 8:46 am

RB-Trainingsgelände: Auge um Auge, Baum um Baum

Leipzig. Nach dem hübsch anzuschauenden 2:0 gegen Hertha BSC schwärmte RB-Torschütze Nico Frommer von den unbegrenzten Möglichkeiten im Bullen-Reich. Nur eines fehle. "Wir brauchen ein eigenes Trainingsgelände." Der neuen Heimat am Cottaweg wehen schon vorm ersten Spatenstich heftige Winde entgegen. Es geht um viel Geld (30 Millionen Euro), um Eingriffe in Flora und Fauna, um vermeintliche Alleingänge und zähen Informationsfluss.
Im Stadtrat wird das Thema "Trainingsgelände RB Leipzig am Cottaweg" heiß diskutiert. So wollen die Bündnisgrünen von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) wissen: Wird Naturschutz- und Landschaftsschutz-Gebiet tangiert? Und falls ja: Existieren Vereinbarungen mit dem Investor, wonach Beeinträchtigungen ausgeglichen werden?
Jetzt wurde die Anfrage 235 von Heiko Rosenthals (Linke) Dezernat Umwelt, Ordnung und Sport beantwortet, das Schreiben liegt dieser Zeitung vor. Demnach habe der OBM den Ältestenrat schon am 15. September über "das grundsätzliche Vorhaben" am Cottaweg informiert. Ebenso zeitig seien die Fachausschüsse in der Spur gewesen, um Problemfelder zu erfassen und einzukreisen. Ja, Flächen des Landschaftsschutzgebietes Auwald werden in Anspruch genommen. Die Errichtung sämtlicher Gebäude liegen allerdings "vollständig außerhalb" des erwähnten Areals. "Flächen des Landschaftsschutzgebiets werden lediglich durch künftige Sportflächen (Fußballfelder) genutzt. Aufgrund einer bisher zum Teil gleich gelagerten Nutzung, werden keine erheblichen Auswirkungen auf das Auen-System erwartet."
Mit gleich gelagerter Nutzung sind die Fußballplätze des ansässigen BSV Schönau gemeint. Dem BSV wurden seitens des Sportamtes alternative Örtlichkeiten offeriert, das Gelände der SV Eintracht Leipzig Süd (Raschwitzer Straße) gilt als favorisiert. Anfallende Umzugskosten und Nebengeräusche dürften von Red Bull getragen werden.
Laut Dezernat habe RB zugesichert, "alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten". Unvermeidbare Beeinträchtigungen würden vor Ort oder an anderer Stelle ausgeglichen. Bedeutet: Auge um Auge, Baum um Baum. Eine Eingriffs-/Ausgleichsbilanz werde "durch die Fachämter detailliert überprüft".
Am Cottaweg sollen 30 Millionen Euro investiert werden. Geplant sind sechs Fußballplätze, Internat, Sozialtrakt und Büroräume. 2011 sollen runde fünf Millionen Euro verbaut werden, 2014 die letzte Bauphase abgeschlossen sein.
Leonhard Kasek, Vorsitzender des Leipziger Naturschutzbundes, ist mit den Antworten zur Anfrage 235 nicht zufrieden. "Man schafft vollendete Tatsachen und will dann mit uns über die Kosmetik reden. Das wird mit uns nicht zu machen sein. Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese Pläne wehren."

Guido Schäfer