LVZ vom 23.11.2010, "Noch ein ganzes Stück weit weg"

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Rojiblanco
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LVZ vom 23.11.2010, "Noch ein ganzes Stück weit weg"

Beitrag von Rojiblanco » Mo Nov 22, 2010 11:03 pm

Stadt hat kein Verkehrskonzept für Red-Bull-Arena in Arbeit - Polizeiführung in Sorge

Leipzigs Polizeispitze sorgt sich um die Verkehrssituation an der Red-Bull-Arena. Die derzeitige Anbindung des Stadions sei nicht bundesligatauglich, warnt Polizeipräsident Horst Wawrzynski und mahnt einen baldigen Planungsbeginn an. Nach Informationen aus dem Rathaus ist derzeit jedoch kein Verkehrskonzept in Arbeit.
Der nächste Ausnahmezustand droht bereits morgen: Das brisante Regionalliga-Derby zwischen dem Halleschen FC und dem 1. FC Magdeburg ab 19 Uhr in der Red-Bull-Arena (das Kurt-Wabbel-Stadion in Halle befindet sich im Umbau) wird wieder von mehreren Hundertschaften Polizei, umfassenden Straßensperrungen zwischen Hauptbahnhof und Waldstraßenviertel sowie flächendeckenden Parkverboten flankiert. Ein so genanntes Sicherheitsspiel - wie schon die Pokalpartie zwischen dem HFC und Union Berlin im August, die nicht nur deshalb noch in lebhafter Erinnerung ist, weil die Stadt da innerhalb kurzer Zeit 37 Anwohner-Autos abschleppen ließ.
"Es stellt sich also die Frage, wie wir das verkehrstechnisch abwickeln wollen, wenn RB Leipzig in ein paar Jahren wie geplant in der Bundesliga spielt und wir erheblich höhere Zuschauerzahlen als zurzeit haben werden", sagt Polizeipräsident Wawrzynski. Er rechne mit mindestens 20000 bis 30000 Fans. Die derzeitige Anbindung des Stadions sei nicht dafür geeignet. Verkehrsströme müssten entzerrt, der Öffentliche Nahverkehr direkter eingebunden werden. Besonders die Zuführung aus südlicher Richtung sei problematisch, weil die Jahnallee zu weit weg vom Stadion sei. Zudem müssten die Belastungen für die Bewohner des Waldstraßenviertels deutlich minimiert werden. Notwendiger Planungsvorlauf nach seiner Schätzung: fünf bis sieben Jahre. Er habe deshalb schon mit Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) gesprochen, so Wawrzynski, "aber die Initialzündung ist noch nicht erfolgt".
Tatsächlich sei man von konkreten Planungen "noch ein ganzes Stück weit weg", räumte Christoph Bock vom Verkehrs- und Tiefbauamt ein. "Es ist derzeit kein gesondertes Konzept in Arbeit." Allerdings ließe sich ja in Anlehnung an die Erfahrungen zur Fußball-Weltmeisterschaft verfahren.
Genau dies bezweifelt der Polizeichef: "Der Vergleich hinkt, da wir zur WM nur zwei Spiele hier hatten und solche Sonderregelungen nicht alle 14 Tage durchziehen können", stellt Wawrzynski fest. Winfried Lonzen, Chef der Stadion-Betreibergesellschaft ZSL, sieht das ganz ähnlich. "Man kann sich nicht hinter dem WM-Konzept verstecken, das war eine ganz andere Geschichte", erklärt er. "Ich bin mal gefragt worden, ob ich in einem Arbeitskreis mitmachen würde, der sich mit Planungen in dieser Richtung beschäftigt. Aber da habe ich nie wieder etwas gehört." Ein Patentrezept habe auch er nicht. Zumal: "Es wird nicht ohne Geld gehen." Doch bereits für den Fall, dass RB Leipzig in der 2. Bundesliga Fuß fasst, sei mit deutlich höheren Zuschauerzahlen zu rechnen. "Das Einzugsgebiet dürfte sehr groß werden", so Lonzen, der mit 30000 bis 40000 Besuchern pro Heimspiel rechnet.
RB-Sprecher Hans-Georg Felder hält diese Prognose für ausgesprochen optimistisch, betont aber die Notwendigkeit eines Verkehrskonzepts. "Es handelt sich um ein Innenstadt-Stadion mit allen Problemen", sagt er. "Uns ist diese Situation bewusst." Deshalb müssten "mittel- bis langfristig" alle Verantwortlichen von Stadt, Ordnungsamt, Polizei und Leipziger Verkehrsbetrieben eine Lösung herbeiführen.
Das Verkehrskonzept für die Red-Bull-Arena sei ein Thema, das mit jeder Liga höher an Bedeutung gewinnt. So habe man für die Regionalliga mit durchschnittlich 2500 Zuschauern pro Heimspiel gerechnet, sei aber mittlerweile bei 5200. Die derzeitige Tabellensituation in der Regionalliga - RB ist elf Punkte von Platz eins entfernt - lässt die Visionäre des Vereins offenbar nicht am großen Ziel zweifeln. "Unser Konzept ist langfristig angelegt", sagt Felder.
An der chronischen Geldknappheit der Stadt sollte eine bessere Anbindung des Stadions übrigens nicht scheitern. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass die Fans uns zu den Heimspielen gut erreichen", stellt der RB-Sprecher klar. "Da lässt sich auch darüber reden, wie die Kosten aufgeteilt werden können."

Frank Döring

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