Ein ungarischer Feuerkopf für die Roten Bullen
Haare wie Sammer und Bremner: Zsolt Kalmar
Von guido Schäfer
Leipzig. Sportler mit rotem Haupthaar, in Fachkreisen auch Kupferdach genannt, eilt ein besonderer Ruf voraus. Rothaarige haben eine kurze Zündschnur, sind leidensfähig, ehrgeizig - und oft extrem erfolgreich. Siehe Boris Becker, der uns den Weißen Sport bunt anmalte. Siehe Schottlands Fußball-Ikone Billy Bremner, der in 772 Spielen für Leeds United zum "red headed tiger" wurde, Gras und Gegner verspeiste. Siehe auch Matthias Sammer, der dem zart besaiteten Andy Möller Wege ins Glück blies und sich blutende Wunden an der Stirn tackern ließ.
Becker besiegte talentiertere Cracks, erfand den Becker-Hecht und die B-Faust.
Bremner war trinkfester Kämpfer aus Schrot & Korn, grätschte auch nach durchzechter Nacht eine Lok von den Gleisen.
Feuerkopf Sammer guckt zeitlebens aus der Wäsche, als hätte man ihm seine einzigen Wollsocken geklaut. Ein in Dresden gebackenes, sehr trockenes und kantiges Brot.
Seit gestern haben auch Leipzigs Rote Bullen einen Sportkameraden mit berüchtigtem Kupferdach. Zsolt Kalmar, 19-jähriger Mittelfeldstar von ETO Györ, hat bei RB einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, soll eine Million Euro gekostet haben.
Erster Eindruck beim Üben: Der Rotschopf kann zwar weder ein Wort Deutsch noch Englisch, lässt sich aber nicht die Butter vom Brot nehmen, besticht durch Körpersprache und Selbstvertrauen. Falls sich Kalmar als zupackende Mischung aus Becker, Bremner, Sammer erweist, hätte der Bullen-Kader eine neue Waffe im Zweitliga-Kampf und Ralf Rangnick alles richtig gemacht.
Einstweilen hält der Sportdirektor fest, dass Kalmar "eines der größten ungarischen Talente" ist, "hervorragend zu uns passt" und schon in jungen Jahren "Verantwortung übernimmt" - als Kapitän der U19-Nationalmannschaft. Trainer Alexander Zorniger negiert das Thema Haare (noch), lobt Technik, Offensivkraft und Vielseitigkeit des Ungarn.
Dessen Transfer zog sich wie Kaugummi, trieb Rangnick und Zorniger an den Rand des Wahnsinns. Schon vor drei Wochen schien alles in Sack und Tüten, sollte Kalmar zum RB-Kader stoßen. Statt in Leipzig ward der junge Mann dann aber bei der Vorbereitung der ungarischen U19 auf die EM im eigenen Land gesehen. Weil Rangnick keine kurze Zündschnur hat, ließ er Gnade vor Recht ergehen und sich unlängst nur zu einer Spitze Richtung Kalmars Club hinreißen. "Györ hat in den letzten Jahren keinen einzigen Transfer getätigt. Jetzt weiß ich warum."
Ob Kalmar schon beim Aalen-Spiel im Kader steht, ist ebenso unklar wie Joshua Kimmichs Rolle. Der deutsche U19-Held steht morgen, 19 Uhr, im EM-Finale gegen Portugal, kehrt Freitag zurück nach Leipzig. Tags darauf (13 Uhr) steigt der Zweitliga-Auftakt. Liegt in der Kürze (der Vorbereitung) die Würze?
Die Literatur gibt in Sachen Haarfarbe übrigens einiges her. Rothaarige reagieren auf Reize "unmittelbar", haben "schräge Ideen", sprechen "unliebsame Gedanken ungefiltert" aus. "Ihr Anpassungsvermögen ist nicht sehr stark entwickelt." Und: "Mit rotgefärbten Haaren versprachen schon antike Freudenmädchen temperamentvolle Erlebnisse."
Nürnberg ist Top-Favorit
Die Aufstiegs-Kandidaten der Zweitliga-Trainer vor dem Saisonstart / Zorniger sieht Kaiserslautern vorn
Von Manuel Schwarz
Nürnberg/Leipzig. Vor dem Saisonstart der 2. Fußball-Bundesliga setzen die Trainer auf Erfahrung und Tradition - und allen voran den 1. FC Nürnberg, aber auch Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf als Favoriten auf den Aufstieg in die deutsche Beletage.
In einer Trainerumfrage tippten gestern neun Befragte auf eine Bundesliga-Rückkehr der Franken. "Nürnberg ist ein Traditionsverein mit finanziellen Möglichkeiten, die kein anderer hat", meinte etwa Norbert Düwel, Coach des 1. FC Union Berlin. Für sechs andere Trainer gehört Bundesliga-Rekordabsteiger Nürnberg zum erweiterten Kreis der Anwärter auf einen Spitzenplatz, drei Coaches legen sich noch nicht auf eine oder mehrere Mannschaften fest. Damit hatte keiner der 18 Befragten Nürnberg nicht auf dem Zettel - und das, obwohl der "Club" nach dem bitteren Gang in die Zweitklassigkeit nahezu die komplette Mannschaft austauschen musste. Mehrfachnennungen waren möglich, alle Trainer beteiligten sich, für den 1. FC Kaiserslautern äußerte sich der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz.
Zum personifizierten Liga-Trend entwickelte sich Fürths Coach Frank Kramer mit seiner Prognose: "Meine Favoriten sind Nürnberg, Braunschweig und Düsseldorf." Neben Kramer tippen vier weitere Trainer auch auf Erstliga-Absteiger Braunschweig, für Darmstadts Dirk Schuster sind die Niedersachsen sogar "Favorit Nummer eins". Die Fortuna wurde viermal genannt, unter anderem von FSV-Frankfurt-Coach Benno Möhlmann, der die Rheinländer "sehr gut aufgestellt" nennt.
Die drei Favoriten-Trainer wollen selbst in die Bundesliga, haben sich in der Umfrage aber nicht festgelegt. "Es gibt zehn Mannschaften, die um den Aufstieg mitspielen können", sagte Nürnbergs Trainer Valérien Ismaël, der ebenso wie der Braunschweiger Torsten Lieberknecht für eine Prognose den Saisonstart abwarten will. Fortuna-Übungsleiter Oliver Reck nannte sechs Vereine, die "wieder eine gute Rolle spielen" - diesen Tipp Karlsruher SC hatte Reck exklusiv.
Vor der am Freitagabend mit der Partie Düsseldorf gegen Braunschweig beginnenden neuen Zweitliga-Saison steht ein Aufsteiger besonders im Fokus: RB Leipzig. Für Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl und Falko Götz von Aue gehören die von Red Bull finanzierten und dafür bisweilen heftig angefeindeten Sachsen sogar zu den Mitfavoriten.
Leipzigs Trainer Alexander Zorniger zählt sein Aufsteiger-Team nicht zu den Anwärtern auf die 1. Liga - zumindest noch nicht. Der Neuling im deutschen Fußball-Unterhaus gibt aber gegen den ligaweiten Trend auch Nürnberg, Braunschweig und Düsseldorf nicht die größten Chancen. "Man muss gucken, wie Nürnberg sich findet", sagte er. "Ich denke aber, dass Kaiserslautern da ein bisschen Vorsprung hat." Auf die eigenen Mitfavoritenrolle angesprochen meinte Alexander Zorniger: "Wer von uns den Durchmarsch erwartet, verkennt die Realitäten."
Generell gilt der von Zorniger favorisierte 1. FC Kaiserslautern neben der SpVgg Greuther Fürth so etwas wie der Geheimtipp der Trainer. Acht Übungsleiter zählen die Pfälzer zu den Mitfavoriten auf den Aufstieg, sieben rechnen auch wieder mit den in der Vorsaison erst in der Relegation gescheiterten Fürthern.
Ralf Rangnick Stargast in der LVZ-Kuppel
Leipzig. Seit gestern weilt er mit seinen Salzburger Untergebenen in Aserbaidschan, am Donnerstag macht er Station in Salzburg, am Freitag (19 Uhr) ist Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick Stargast des LVZ-Leserforums zum Saisonstart in unserer Kuppel.
Der 56-Jährige wird im Gespräch mit Guido Schäfer über den Zweitliga-Start der Rasenballer und die (Aufstiegs-)Chancen in der neuen Liga sprechen. Er wird auch verraten, wo und wie er den deutschen WM-Triumph verfolgt hat. Und wenn er ganz gut drauf ist, berichtet Rangnick von weiteren RB-Transferaktivitäten. Bekanntlich wird nach einem Ersatz für den verletzten Torhüter Fabio Coltorti gesucht. Außerdem könnte ein weiterer Innenverteidiger kommen.
Wer am Freitag dabei sein möchte, kann sich ab sofort unter der kostenfreien Nummer
0800 2181 050
anmelden.