Yussuf Poulsen - der Stan Libuda aus Leipzig
An Gott kommt keiner vorbei - fast keiner
Von guido schäfer
leipzig. Ruhrpott-Dribbler Stan Libuda war in seinen Glanzzeiten in Dortmund und auf Schalke nicht zu stoppen, spielte seinen Gegenspielern Wendeltreppen in den Hals. Um den Rechtsaußen rankten sich viele Legenden. Eine geht so: Litfasssäule, Kirchen-Werbung: "An Gott kommt keiner vorbei". Darunter diese Kritzelei: "Außer Libuda!"
Der Leipziger Libuda heißt Yussuf Poulsen. Der Däne ist d i e Attraktion der zweiten Bundesliga, reiht Bestnoten aneinander, ist schnell, kopfballstark, mutig, unwiderstehlicher Dribbler. Und er ist ein junger Mann, der Verletzungen ausblenden und sich quälen kann. Am Sonntag lief er in Ost-Berlin einen Bluterguss aus den schnellen Beinen.
Poulsen hat auch Tiefgang. Auf dem Platz und außerhalb. Weil das so ist, wirft er einen selbstkritischen Blick auf die 1:2-Niederlage bei Union Berlin. Ja, der Schiedsrichter hätte nach zwei Fouls an Poulsen mindestens einmal auf den Punkt zeigen müssen. "Hat er aber nicht, auch das ist Fußball." Nein, Tobias Stieler (Hamburg) sei nicht Schuld am ersten Misserfolg seit 232 Tagen. "Er hat bis auf die Elfmeter einen guten Job gemacht. Wenn wir aus dem Spiel unsere Tore machen, gewinnen wir."
Will heißen: RB muss Situationen kreieren, die nicht der Deutungshoheit eines unschlüssigen oder sichtbehinderten Referees anheim fallen. Fakten schaffen via sattem Schuss ins Netz, das sich für alle ersichtlich heftig beulen möge.
Das Spiel der Rasenballer sei "ordentlich", aber eben "nicht richtig gut gewesen", sagt der vierfache Saisontorschütze. Wobei die Übergänge insbesondere beim Fußball fließende sind. Wenn sich RB nach Poulsens Ausgleich (77.) mit dem 1:1 angefreundet und auf Nummer sicher zu Ende gespielt hätte, wäre das Fazit so oder so ähnlich ausgefallen: "Hut ab! Aufsteiger RB bleibt unbesiegt, entführt nach abgeklärter Leistung einen Punkt aus der Alten Försterei!"
Mit dem späten Knockout nach seligem Halbschlaf (84.) fühlte sich das Ganze anders und irgendwie kümmerlich an. "Wir wollten drei Punkte und haben keinen bekommen", sagt Poulsen und lässt keine Zweifel am Tun. "Wenn man immer alles gibt und alles will, wird man auf Dauer belohnt." Von der löblichen Ausrichtung "Alles oder nichts" werden sie bei den Rasenballern nicht abrücken. Falls es morgen (17.30 Uhr, Red-Bull-Arena) im Hit gegen den Rangdritten aus Karlsruhe kurz vorm Ende 1:1 steht, wird es demnach keine Leipziger Rück- und Querpässe geben.
Auf "Stan" Poulsen kann RB-Coach Alexander Zorniger bauen, auf Rani Khedira wohl nicht. Der Mittelfeldmann hat Adduktoren-Probleme, musste in Berlin raus, fällt voraussichtlich aus.
Khedira-unabhängig ist der Einsatz von Dominik Kaiser. Der 26-jährige Stratege wird zu 99 Prozent auflaufen. Was zu 100 Prozent fehlt, wird Herr Zorniger heute im Morgengrauen (10.30 Uhr) beim Pressegespräch verraten.
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