Sören Lerby angelt sich Poulsen
Ex-Bayern-Star neuer Berater des RB-Stars / Ausgebooteter Entdecker Risom "nicht böse"
Von guido schäfer
leipzig. Bevor Red-Bulldozer Ralf Rangnick einen Fußballer auf seine mächtige Schippe lädt, haben die Scouts den jungen Mann gläsern gemacht. Nur bei Wohlgefallen bittet Rangnick dann zum Gespräch, zieht die Eltern hinzu. Wenn Kicker/Mama/Papa Dollarzeichen auf den Augen haben, platzt der Deal.
Im Fall von Yussuf Poulsen passte 2013 alles. Dynamik, Leidenschaft, Gradlinigkeit, Elternhaus, Demut & Erdverbundenheit.
Alsdann wechselte der Däne für 600000 Euro von Lyngby BK zu RB. Die Verhandlungen über Vertragslaufzeit (bis 2017) und Gehalt (auskömmlich) liefen auch deswegen rund, weil Poulsens Berater Henrik Risom dicke Tinte mit Rangnick ist. Wer die Szene kennt, weiß, dass Rangnick eigentlich nur mit einem Mann dicke Tinte ist: mit sich selbst. Die Wertschätzung zwischen RR, 56, und dem Ex-Dynamo-Dresden-Profi Risom, 46, fußt auf jahrelanger Zusammenarbeit. Risom genießt im Haifischbecken Spielerberater einen glänzenden Ruf, hat sogar dem verhaltensauffälligen Mohamed Zidan zu einer Bundesliga-Karriere (Bremen, Mainz, HSV) verholfen und transferierte unlängst Dänen-Star Nicklas Bendtner zum VfL Wolfsburg.
Dänen-Pfeil Poulsen hat sich unter RB-Cheftrainer Alexander Zorniger zu einem Star der 2. Liga entwickelt, ist ein Vielfaches der 600000-Euro-Ablöse wert, steht auf den Besetzungslisten diverser Bundesligisten. Logische Folge: Nationaltrainer Morten Olson lud den Shooting-Star zu den EM-Quali-Spielen gegen Albanien (11. Oktober) und Portugal (14. Oktober). Yussuf: "Ein Traum geht in Erfüllung."
Aber haben wirklich alle alles richtig gemacht? Poulsens Entdecker und Förderer Henrik Risom könnte dazu eine zwiegespaltene Meinung haben, denn: Der Mann ist raus aus der Nummer. "Ja, ich bin nicht mehr Yussufs Berater", bestätigte Risom gestern eine entsprechende LVZ-Information. Und, nein, er werde kein böses Wort über seinen Ex-Klienten verlieren. "Ich liebe Yussuf und bin stolz auf ihn, wünsche ihm alles Gute. Er hat sich in Leipzig super entwickelt. Yussuf hat zwar keine Flügel, aber er ist ein Spieler für Red-Bull. Richten Sie ihm bitte liebe Grüße aus."
Spricht so ein Mann, der ausgebootet worden ist? Dem ein Goldfisch aus dem Glas gehüpft ist? Der seit 2011 Zeit, Geld und viel Gefühl investiert hat?
Die Hintergründe der Trennung: Weil Risom nicht rund um die Uhr für jeden Spieler da sein kann, hat er Poulsen einen seiner Angestellten zur Seite gestellt. Poul-Erik Petersen kümmerte sich vor Ort, wurde zur engen Bezugsperson.
Petersen bekam eines Tages ein Angebot von Ex-Bayern-Star Sören Lerby. Der 56-jährige Spielervermittler lockte mit Anteilen an seiner Agentur. Und so begab es sich, dass Petersen bei Lerby einstieg. Mitgift: Yussuf Poulsen.
Bevor der Ja zur neuen Agentur sagte, traf er sich mit Henrik Risom, bat um Verständnis. "Ich bin Yussuf überhaupt nicht böse", sagt Risom. "Er soll das tun, was ihm sein Gefühl sagt. Meine Tür steht immer offen für ihn." Eine gerichtliche Auseinandersetzung kommt für Risom, der einen Vertrag mit dem RB-Star hat, nicht infrage. "Ich verklage doch keinen Freund."
Wahrscheinlich ist es diese Art des Umgangs mit Spielern und Situationen, die Rangnick imponiert. Der Red-Bull-Sportdirektor zum jetzt nicht mehr geheimen Berater-Wechsel seines besten Leipziger Fußballers: "Für uns ändert sich nichts. Yussuf steht bei uns bis 2017 unter Vertrag. Und wenn sich Club und Spieler entsprechend weiterentwickeln, sehe ich wenig Gründe, warum wir uns vorher trennen sollten."
