Punktgewinn & VAR – müder und chancenarmer Kick in Gladbach
Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Es war recht viel los unter der Woche nach dem Bremen-Sieg. Einerseits gab es nach der Verletzung von El Chadaille Bitshiabu und Rômulo aus der Vorwoche nun neue Hiobsbotschaften um Assan Ouédraogo und Yan Diomande zu verkraften. Andererseits war die nachlassende Stadionstimmung ein großes Diskussionsthema. Assan, der sich in absoluter Höchstform befand, verletzte sich während eines Zweikampfes im Bremenspiel und fällt erneut langfristig aus. Auch Yan Diomande erlitt im letzten Punktspiel einen Nasenbeinbruch und darf fortan mit einer angepassten Maske spielen, während Rômulo weiterhin ausfällt und seine Spielweise schmerzlich vermisst wird. Schnell werden Erinnerungen zur Vorsaison wach, als nacheinander Leistungsträger um Leistungsträger wegbrachen und danach auch die Punkteausbeute ausblieb.
Am 12. Spieltag stand bereits das 7. Auswärtsspiel für unsere Rasenballer an. Gastgeber war die Borussia aus Mönchengladbach, die zuletzt auch ihr Stadion umbenannt haben, zum Wiederwillen der aktiven Fanszene, ohne diese einbezogen zu haben. Sachen gibt es! Gladbach, sportlich zuletzt mit voller Punkteausbeute aus den letzten drei Spielen und mit 10:1 Toren, befindet sich auf dem aufsteigenden Ast. Mit dem Einzug ins Pokalachtelfinale sind es sogar schon vier ungeschlagene Spiele nacheinander. Das Team um den uns bekannten Sportboss Rouven Schröder und dem neuen Chefcoach Eugen Polanski scheint gut zu funktionieren. Ihre Spielweise priorisiert Umschaltmomente und ein gezieltes Einsetzen ihrer großen Stürmer um Tabakovic und Kleindienst.
Ole Werner und sein Team dürften demnach vorgewarnt sein. Aber das war man auch gegen die zuvor ungeschlagenen Bremer, fand schließlich Lösungen im Spiel und blieb sogar ohne Gegentreffer. Nach dem Bayernspiel haben unsere Rasenballer nur 7 Gegentreffer in den letzten 10 Bundesligaspielen hinnehmen müssen. Unser Team wirkt augenscheinlich stabil, aber lässt trotzdem noch dem Gegner zu viele Möglichkeiten, torgefährlich werden zu können. Dagegen liefen die Fohlen in den letzten drei Spielen stets über 122 km als Team, ganze 5 km mehr als unsere Rasenballer pro Spiel. Es sollte auf keinen Fall ein Déjà-vu zum Hoffenheimspiel werden. Alternativ lag es auf der Hand, dass Ole Werner nun Xaver Schlager in die Startelf befördern könnte und ebenso Johann Bakayoko für Yan Diomande eine Alternative wäre. Ein Punktgewinn war das Mindestziel für unsere Rasenballer, bestenfalls ein Dreier und somit die Verteidigung des zweiten Tabellenplatzes.
Assan #Ouédraogo wird RB Leipzig mehrere Wochen fehlen.
— RB Leipzig (@RBLeipzig) November 25, 2025
Der 19-Jährige zog sich im Zweikampf gegen Bremen eine Sehnenverletzung in der linken Kniekehle zu. Gute Besserung, Assan! ❤️🩹
Yan #Diomande erlitt zudem einen Nasenbeinbruch und wird je nach Heilungsverlauf mit einer… pic.twitter.com/8jOv8Ukb8p
Dreisatz des Spiels
Am Ende stand ein 0:0, mit dem beide Mannschaften leben können. Lange Zeit war es müder Kick, geprägt von taktischen Grundtugenden, indem vor allem die Heimelf eine defensive Grundausrichtung priorisierte. Gladbach stand oft mit fünf Spielern in letzter Reihe, bis auf eine Situation immer hinter dem Ball, und vor dem Strafraum mit zwei dichtgestaffelten Abwehrblöcken. Ziel war es, unsere dribbelstarken Flügelspieler zu doppeln, was die Fohlenelf sehr gut umsetzte, zu Lasten des eigenen Offensivspiels. So konnten unsere Dribbelkünstler nicht wie gewohnt auftrumpfen, während parallel im Offensivzentrum das Fehlen von Assan Ouédraogo und Rômulo sich bemerkbar machte.
In der zweiten Spielhälfte waren unsere Rasenballer spielbestimmend. Man sah unserem Team an, dass sie gewinnen wollten. Gladbach hingegen setzte alles auf Umschaltsituationen, was teilweise gut gelang. Dabei wurde unser Mittelfeld mit langen Bällen überspielt oder vorher auseinander gerissen, so dass Ballverluste übers ungeordnete Zentrum genutzt werden konnten. Aber unsere letzte Defensivreihe war stets aufmerksam, vereitelte Chancen im Keim, so dass die Fohlenelf kaum oder gar nicht zu nennenswerten Torabschlüssen kam.
Und schließlich war diesmal der VAR unser Freund. Einmal rettete er um Haaresbreite eine Tormöglichkeit der Gladbacher kurz nach Halbzeitanpfiff und einmal bei einem Strafstoßpfiff des Schiedsrichters. Erstere Szene wäre symptomatisch gewesen, wenn unsere Rasenballer aus dem Nichts 0:1 zurückgelegen hätten. Gut muss man aber heißen, wie unser Team im Laufe der zweiten Halbzeit immer spielbestimmender wurde und auf eine Entscheidung drängte.

Ein nachdenklicher Ole Werner: Gladbach verstand es, unsere Flügelspieler zu verteidigen und unser Team hingegen weniger, sich Torchancen herauszuspielen.
Aufgefallen
1) Die Null steht – Péter Gulácsi wieder mit einer weißen Weste. Es ist schon die Sechste nach 12 Spieltagen. Insgesamt war es vor allem auch ein Verdienst der Mannschaft und der des Trainers. Gerade in diesem Match gelang es dem Gegner nur einmal, einen harmlosen Schuss auf das Tor von Péter Gulácsi zu platzieren, so dass dieser lediglich bei Flanken oder Eckbällen eingreifen musste. Bemerkenswert ist, dass in den letzten elf Bundesligaspielen den Gegnern nur sieben Tore gelangen. Das ist ein Schnitt von 0,64 pro Spiel. Ein Wert, der uns eigentlich zufriedenstellen kann. Kein anderes Bundesligateam hat so wenige Gegentreffer hinnehmen müssen in den letzten elf Partien wie RB Leipzig. Auch wenn es hier und da doch zu leichte Ballverluste gibt, steht doch unser Team kompakt und relativ sattelfest dar. Diese Stabilität gab es in der Vorsaison so nicht. Dies zeigt sich letztendlich auch bei gegnerischen Standards. In dieser Saison hat unser Team noch keinen Gegentreffer nach ruhendem Ball erhalten!
2) Conrad Harder – wie gegen Bremen zuvor, hat auch Conrad Harder in diesem Match gut gespielt. Man sollte die Betrachtung immer im Zusammenhang zur Gladbacher Taktik verbinden. Er war schließlich der laufstärkste Spieler in unserem Team und von beiden Teams, schloss mit immens hohem Laufaufwand die Räume im Rückwärtsgang und lief sich beim Angriffsspiel stets frei. Die 10,7 gelaufenen Kilometer bis zu seiner Auswechslung in der 81. Spielminute ist ein sehr guter Stürmerwert. Ohne Auswechslung wären es am Ende fast 13 Kilometer gewesen! Mit seinem Einsatz und sagenhaften 31 Sprints erarbeitete er sich auch einige Torabschlüsse, ohne aber dabei in Tornähe zu sein, was insgesamt auch taktische Gründe hatte. Insgesamt war es ein schwieriges Spiel für alle Offensivspieler an diesem Abend. Die Spielweise vom verletzten Rômulo wird schwer zu kopieren sein, wie auch seine Torgefährlichkeit. Aber Conrad Harder hat die taktischen Aufgaben gut umgesetzt an diesem Abend.
3) Nusa, Diomande & Bakayoko – Sie alle hatten an diesem Abend einen schweren Stand. Durch die taktisch defensive Ausrichtung der Gladbacher und der Dopplung bei unseren Flügelspielern über die Außenbahnen, wurde die Dribbelstärke unserer Ballkünstler größtenteils unterbunden. Zu Lasten des eigenen Angriffsspiels forcierte Gladbach-Trainer Polanski lieber seine Mannen in die Defensive, um mindestens einen zweiten Gegenspieler haben zu können, falls einer über die Außen mal überdribbelt werden sollte. Das Gladbacher Team stand oft sehr tief, so dass unserem Leipziger Team es nicht gelang, hinter der letzten Kette zu kommen.

Kein Durchkommen in diesem Spiel für unsere dribbelstarken Flügelspieler.
4) Konteranfälligkeit – Gladbachs Spielweise war erwartbar, dessen Stärken sich zuletzt in Standards und Konter zeigten. So auch in diesem Spiel. Oft waren es Ballverluste im Offensivdrittel u.a. durch Christoph Baumgartner, der zwischenzeitlich nur 69 % Passgenauigkeit aufwies. Gladbach verstand es sehr gut, diese Ballverluste auszunutzen, indem sich offensiv gleich mehrere Spieler in die Räume verteilten und diese mit langen Bällen angespielt wurden. Selbst ein Xaver Schlager hatte an diesem Abend einen schweren Stand und insgesamt konnte das österreichische Dreieck Baumgartner-Schlager-Seiwald das Zentrum phasenweise bei den Umschaltsituationen nicht richtig abdecken. Die Gladbacher verstanden es, dieses Dreieck auseinanderzuziehen oder zu überspielen, ohne jedoch davon Nutzen ziehen zu können.
5) Auswärtsbilanz – Es war schon das 7. Auswärtsspiel bis zum 12. Spieltag. Kaum eine andere Mannschaft musste bis zu diesem Saisonzeitpunkt so oft auswärts antreten, wie unsere Leipziger Rasenballer. Zwei Spiele wurden verloren, wobei die eine Niederlage in München erwartbar war. Die drei Siege nach sieben Spielen auf fremden Platz sind aber noch nicht eines Spitzenteams würdig. Grund ist immer noch die fehlende Spielkontrolle über lange Phasen eines Spiels. Beim KIck in Gladbach war es auch der guten Defensivarbeit des Gegners geschuldet. Ole Werner und sein Team spielen in Anbetracht des langen Entwicklungszeitraums auch einen sicheren Fußball, riskieren nicht alles, um ein wildes Spiel zu vermeiden, sondern agieren besonnener und kompakter.
6) VAR, diesmal brauchten wir ihn! – Denkbar knapp war die Abseitsentscheidung gleich zu Beginn der zweiten Spielhälfte, als unser Team im Vorwärtsdrang den Ball unnütz verlor und damit genügend Raum für den Gegner ließ, schnell umzuschalten. Fast hätte man sich wieder selbst bestraft, aber die Schuhgröße des Gladbacher Spielers war eine Nummer zu groß und somit rettete uns der eine Zentimeter vor einem Rückstand. Im zweiten Fall lag Schiedsrichter Timo Gerach falsch, als er für die Gladbacher auf Strafstoß entschied, obwohl Willi Orbán den Ball spielte. Zur Freude der Leipziger Fans überzeugte der VAR erneut den Schiedsrichter, der seine Entscheidung zurücknehmen musste.

Schrecksekunde für unser Team gleich zu Beginn der 2. Halbzeit. Aber der VAR rettete uns diesmal und eine Fußspitze Abseits.
7) Bessere zweite Spielhälfte – wie schon gegen Bremen offenbarte sich die erste Spielhälfte als gewisser Abnutzungskampf, in dem man sich neutralisierte und keine der beiden Parteien viel riskieren wollte. So endete nach 45 Spielminuten eine ereignisarme 1. Halbzeit ohne jegliche Torchance, die keinen Zuschauer vom Hocker riss. Selbst das Heimpublikum blieb nach 12-minütigen Protest gegen den DFB relativ ruhig, und das sollte auch so im Durchgang zwei der Fall sein. Nach dem Abseitstor und den ersten Schock für unser Leipziger Team, sammelten sich unsere Rasenballer und waren fortan spielbestimmend. Anders als beim Bremenspiel wurden diesmal unsere Außenspieler in Schach gehalten, so dass durch die Mitte fast die einzige Möglichkeit offenblieb, torgefährlicher zu werden. Das war zuletzt Assan Ouédraogo sehr gut gelungen, der aus der zweiten Reihe stets torgefährlich abschloss. Schließlich fehlten genau diese Momente im Spiel gegen die Fohlen, in der sowohl Xaver Schlager als auch Christoph Baumgartner nicht in seinen Fußstapfen treten konnten.
8) Nur 113,94 km – und das trotz 98 Minuten Spielzeit insgesamt. Das ist ein sehr schlechter Wert. In Anbetracht dessen, dass unser Team 58 % Spielanteile hatte, fällt deutlich auf, dass es unserem Team nicht gelang, spielerische Lösungen zu erarbeiten. Hier bedarf es während der Ballbesitzphase viel mehr Laufarbeit der umliegenden Mitspieler, um Spielzüge kreieren zu können. Vieles wirkte zu langsam, einfach und war taktisch größtenteils nur auf unsere dribbelstarken Außenspieler ausgerichtet, die über die Eins-gegen-Eins-Situationen durchbrechen sollten. Lediglich ein Angriff wurde schön herausgespielt und dieser mündete mit David Raums Schuss an den Gladbacher Pfosten
9) Nur 700 Auswärtsfans – Saisontiefstwert und in der Hinrunde schon drei Freitagabendspiele in der Fremde. Teils ist das geschuldet, dass unser Team in dieser Saison nicht mehr international spielt. Aber trotzdem hat es die DFL geschafft, dass RB gleich dreimal an einem Freitagabend auswärts antreten darf. Der Auswärtsfahrer-Zuschauerschnitt sinkt dadurch etwas wieder, liegt aber immer noch höher als zu den Vorjahren.

Das Leipziger Team bedankt sich vor dem Auswärtsblock, deren Fans eine lange und zeitaufwendige Reise auf sich nahmen.
Fazit und Ausblick
0:0 und somit ein Punktgewinn beim Angstgegner aus Mönchengladbach. Vier der letzten fünf Spiele wurden im Borussia-Park verloren, so dass das Remis kein schlechtes Ergebnis ist, zumal die Gladbacher seit fünf Pflichtspielen ohne Niederlage sind. Unser Leipziger Team war vor allem in Halbzeit zwei dem Siegtreffer näher und es war anzumerken, dass unsere Rasenballer auch den Willen zeigten, das Spiel gewinnen zu wollen. Wie gegen Bremen macht die zweite Halbzeit in der Summe Hoffnung, und man erkennt einen weiteren Entwicklungsschritt im Team, auch wenn es schwerfällt u.a. Rômulo und Assan Ouédraogo in ihrer Spielweise adäquat ersetzen zu können. Unser Team wirkt stabil und die Bundesligagegner agieren mittlerweile mit Respekt auf dem Rasen.
Gladbach hat unseren stärksten Trumpf, nämlich unsere dribbelstarken Flügelakteure, aus dem Spiel genommen. Nach zehn Spielen mit Torerfolg folgte nun das erste Spiel ohne eigenen Torerfolg. Ole Werners Team muss jetzt versuchen, offensiv auch spielerische Lösungen zu finden, wenn die Gegner solch einen taktischen Schlüssel anwenden und darf dabei das läuferische Element nicht vergessen. Wenn Bayern München 125 km läuft wie gegen Freiburg am letzten Spieltag bei 72 % Ballbesitz, dann sollte dieser Sachverhalt verdeutlichen, dass man auch 12 km mehr im Spiel mit Ball sich bewegen kann.
Bevor es am kommenden Wochenende zu Hause gegen die Eintracht aus Frankfurt geht, ist schon am Dienstagabend das Pokalachtelfinale angesagt. Ein Heimspiel, welches unter besonderen Voraussetzungen steht. Rein sportlich scheint es gegen den Tabellenletzten der 2. Liga aus Magdeburg eine eindeutige Sache zu sein. Aber mit ca.10.000 Auswärtsfans erwartet uns teilweise ein Auswärtsspiel im heimischen Rund. Während beim heimischen Fanblock noch über 3.000 Tickets verfügbar, ist der Magdeburger Fanblock restlos ausverkauft und darüber hinaus wurde der gesamte Oberrang in Sektor C auf dem Erstmarkt genutzt. Aber die aktive Fanszene der Leipziger lädt schon frühzeitig zum Einsingen ein und möchte auch im Spiel mit der Unterstützung aller Leipziger Fans an diesem Abend den Magdeburger Paroli bieten.
"Zum Achtelfinale gegen Magdeburg 19.45 Uhr, alle hinter Sektor B Einsingen für die nächste Runde!" #RBFans
— RBoligei (@RBoligei) November 23, 2025
Das letzte Mal war dies sehr beeindruckend und hat großen Spaß gemacht! ❤️🤍
Danach die geile Stimmung in den Block mitnehmen 🏟
Ich freu mich drauf 😍#RBLFCM #DFBPokal pic.twitter.com/HPejOdoitU
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat – fbref