Todesfall überschattet Achtelfinalsieg
Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Die durchwachsenen Leistungen auf fremden Plätzen und das Verletzungspech reißen nicht ab bei Leipzig. Das Unentschieden in Mönchengladbach war wahrlich kein Ruhmesblatt für die Rasenballsportler. Nicht zuletzt in Anbetracht der Tatsache, dass ebenjene Gladbacher zeitgleich mit dem RBL Kick daheim gegen St. Pauli die Pokalsegel streichen mussten. Die Leistung reiht sich derzeit ein in eine leicht bedenkliche Auswärtsschwäche (mit Ausnahme des Kicks in Augsburg).
Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Leipziger verletzungstechnisch am Stock gehen. Nach den Ausfällen von Rômulo, Bitshiabu und Ouédraogo verzeichnete die Lazarettfraktion um Henrichs und Gebel nun auch noch Baku, Bakayoko und Werner. Insgesamt schon fast eine halbe Stammelf. Dies lässt sich aktuell noch nicht gut kompensieren, dafür fehlt es RBL etwas an Qualität in der Breite, wie auch das Spiel gegen den FCM zeigen sollte. Banzuzi und Klostermann ersetzen Baku und Schlager dazu durfte Vandevoordt wie üblich im Pokal ran.

Diomande mit Maske noch ohne Torbeteiligung.
Dreisatz des Spiels
Die erste Viertelstunde verschlafen und nach einem (der mannigfaltigen) Fehler von Klostermann durch einen Elfer in Rückstand geraten – Leipzig brauchte etwas, um in das Spiel zu kommen, fand aber durch einen Fernschuss von Nusa zurück in die Begegnung. Das erste Tor von Baumgartner drehte dann den Kick zu Leipzigs Gunsten, aber die Hausherren hatten nur eine wirklich starke Phase (45.-60.) und belohnten sich dort jedoch mit dem zweiten Treffer des Österreichers – an beiden Toren war Nusa erneut beteiligt. Am Ende ließen die Rasenballer das Spiel austrudeln, während die RBL-Fans schwiegen, zündeten die Magdeburger Böller und demolierten Teile des Fanblocks und die sanitären Anlagen – ein Bärendienst für das aktuelle Anliegen der Fanszenen Richtung der aktuell tagenden Innenministerkonferenz. Überschattet wurde die Begegnung durch den Notarzteinsatz und das folgende Ableben eines FCM-Fans und die Diskussionen um die Reaktion der Fanblöcke auf diesen Umstand.

Nusa war an allen drei Treffern beteiligt.
Aufgefallen
1 – Individuelle Klasse
Über weite Strecken war es ein ausbaufähiges Leipziger Spiel. Im Prinzip entschieden wenige Situationen und die individuelle Klasse von Nusa und Baumgartner das Spiel zu RBLs Gunsten. Einige der bemerkenswerten Statistiken waren: Leipzig gab in über 50% der Spielzeit keinen Torschuss ab (1-15 und 59-90), Magdeburg hatte deutlich mehr Ballbesitz in der ersten Hälfte (60%) und auch viel mehr Ecken (2/8). Letztliche fehlte es ihnen aber abseits des Elfmeters an klaren Abschlüssen, was das Spiel entschied. Denn die 5:1 Großchancen sprechen eine deutliche Sprache und wäre Harder nicht so freimütig gewesen, wäre der Drops wohl schon früher gelutscht gewesen. Dennoch wirkt das Leipziger Spiel noch nicht reif genug. Die vielen Auszeiten und Schwächephasen werden noch oft durch Einzelaktionen übertüncht. Wenn dann aber wichtige Komponenten wie Ouédraogo oder Rômulo ausfallen, droht das Konstrukt arg Schlagseite zu bekommen.

Harder mit drei Großchancen aber ohne Treffer.
2 – Katastrophaler Klostermann
Klostermann war einst Stammspieler in einer gefestigten Leipziger Elf. Gegen den FCM sollte der Routinier – mit 29 im besten Verteidigeralter – Bakus Ausfall kompensieren, erwischte aber einen rabenschwarzen Tag. Ein Fehler reihte sich an den nächsten, ein gewonnener Zweikampf, schwache 74% Passquote und oft zu weit weg von seinen Gegenspielern. Vielleicht funktioniert Klostermann auch nicht mehr auf der Außenbahn. Mit der Hereinnahme von Nedeljković wurde es jedenfalls deutlich besser. Die Verlängerung Anfang 2024 mit einem sicherlich nicht gerade ärmlichen Gehalt war schon damals nur bedingt nachvollziehbar – aktuell passen Leistung und Leistungsentgelt nicht wirklich zusammen.
Am Ende blieb Harder zwar unglücklich, aber der Auftritt hat mir schon deutlich besser gefallen. Der Junge braucht einfach Zeit. Ist erst spät zum Kader dazugestoßen, braucht Spielzeit und dann wird das schon werden. #RBLeipzig #RBLFCM
— Alex Hell (@alex_hdk) December 3, 2025
Erstmal musst du die Chancen auch haben...
3 – Harder hadert hart
Die Hälfte aller Leipziger Schüsse aufs Tor (5 von 10) gab der Däne ab und traf trotzdem nicht. Drei vergebene Großchancen, das geht schon hart… Immerhin konnte der Sommerneuzugang für Baumgartner auflegen, aber von einem Impakt eines Rômulo ist er noch einige Meilen entfernt. Es ist natürlich nicht leicht über Einwechslungen in ein Team zu finden, aber über 350 Spielminuten sollten eigentlich genügen, um als Stürmer in einem 4-2-3-1 etwas zu bewirken, zumal er mit 24 Mio Ablöse schon auf Platz 11 der Rekordzugänge von RBL liegt (und da zählen auch Bonuszahlung schon rein). Jedenfalls wartet er seit August (also noch in Portugal) auf eine Sofascore Bewertung oberhalb der 6.8 und war auch gegen den FCM der zweitschwächste Kicker.
Sachschaden im fünfstelligen Bereich, Polizei im Gästeblock, Einsatz von Tränengas: Das Duell zwischen @RBLeipzig und dem 1. FC Magdeburg wird in unschöner Erinnerung bleiben. #RBLFCM #RBLeipzig https://t.co/Zhw242Nv3D
— LVZ Sport (@LVZSport) December 3, 2025
Erstmal Reizgaseinsatz im Leipziger Stadion.
4 – Magdeburgisiert
Mit der fanseitigen Entsprechung von: „Wenn wir sie nicht schlagen können, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ vandalierten die Magdeburger im Gästeblock und die sanitären Anlagen, zündeten Böller und Pyro. Der Kommentator fand das alles nicht so schlimm – denn es gab ja keine Spielunterbrechung. Wenn die Fanszenen aktuell mit einer „die Stadien sind sicher“ Kampagne durch die Republik ziehen, dann erweist ein solches Verhalten dem Anliegen einen Bärendienst. Am Ende wird auch dieses Gericht nicht so heiß gegessen, wie es serviert wurde, denn die IMK hat schon zurückgerudert, aber so sauber und friedlich, wie sich einige Fanszenen hochstilisieren wollen, ist es eben doch nicht. Zu oft passieren Dinge, die weit weg von einem normalen gesellschaftlichen Verhalten sind.
Auf ein schönes, stimmungsvolles und erfolgreiches Spiel unserer Leipziger Rasenballer ❤️🤍#RBFans #RBLFCM #RBLeipzig pic.twitter.com/JeWS4t9BXv
— RBoligei (@RBoligei) December 2, 2025
Beim Einsingen war die Welt noch in Ordnung.
5 – Das große Schweigen
Für einigen Gesprächsstoff sorgte das komplette Aussetzen des Supports und der Abbau der Choreo auf Leipziger Seite. Es ist eine nachvollziehbare Entscheidung der Fanszene, den Support auszusetzen, wenn es zu einem Notarzteinsatz bzw. in der Folge gar zu einem Todesfall kommt. Auf der anderen Seite ist diese maximale Form der Reaktion eben auch nur eine der Möglichkeiten, auf ein solches Geschehen zu reagieren. Ganz abseits der Frage, ob die Magdeburger – die offensichtlich nur die IMK Schweigepflicht erfüllten – den Notarzteinsatz oder gar die Durchsage von Thoelke mitbekommen hatten, könnte man sich auch entschließen für den betroffenen mitzusupporten oder einen bestimmten Zeitraum den Support auszusetzen. Ergebnisoffen diskutiert wird sowas jedenfalls nicht und das sorgt letztlich auf den restlichen Rängen – und die machen 95% der Besucher aus – für einige Fragen, Unverständnis bis hin zu – auch deutlich zu weit gehenden – Bezichtigungen.
Fakt ist, dass die Leipziger Fanszene in ihrer Gesamtheit aktuell keine Einheit mehr ist. Und das ist bedenklich, denn wenn der große gemeinsame Nenner – der Verein – nicht einmal mehr für 90 Minuten der Kitt zwischen den sich weitenden Fugen sein kann, dann droht über kurz oder lang der Knall. Auf dieser Basis wird der harte Kern es m.E. schwer haben den Rest des Blocks geschweige das ganze Stadion mitzunehmen.
Der Spielbericht.
6 – Ausruhen mal andersherum
Während die SGE eigentlich diese Saison die Doppelspielwochen in den Beinen hat, konnten sie durch das Ausscheiden in Dortmund in der letzten Runde in dieser Woche die Beine hochlegen – das wird das Team von Ex-RBL Co-Trainer Dino Toppmöller aber nicht gemacht haben. Nach der Pleite in Bergamo und dem späten Ausgleich gegen Wolfsburg wollen sie zum zweiten Mal drei Punkte aus Leipzig entführen – das war 2024 übrigens das einzige Mal, dass in dieser Ansetzung das Heimteam verlor.
Wie dem auch sei – Frankfurt ist diese Saison defensiv sehr anfällig (meiste Kontergegentore der Liga) – ein Umstand, den RBL unbedingt ausnutzen sollte, auch wenn man nun erstmals gegen ein Team antritt, was in der Woche weniger gespielt hat, als man selbst. Gemessen an den läuferisch immer noch überschaubaren Leipziger Leistungen aber eine spannende Ansetzung.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel.
Fazit
Man sagt zwar, dass ein gutes Pferd nur so hoch springt, wie es muss, aber auf Leipzig könnte aktuell auch ein anderer Spruch zutreffen: ein Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Aktuell sind die Leistungen nicht stabil genug und der positive Trend ist einem wackligen Auf und Ab gewichen. Zum einen ist dies der Verletzungsmisere geschuldet, zum anderen mangelt es an Spielkontrolle und einem klaren Takt. Wenn RBL so spielt, wie in der Viertelstunde nach Wiederanpfiff, dann blitzt das Leistungsvermögen auf, aber ein Spiel ist eben doch etwas länger als 15 Minuten. Gegen den Tabellenletzten der 2. Bundesliga reicht das Gebotene, aber gegen Frankfurt oder gar Bayer dürfte es mit derartigen Schwächephasen schwer werden. Wir werden es schon am Samstagabend sehen…
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – FotMob – fbref