Da war doch was?

An das Hinspiel in Leipzig erinnern sich wenige Leipziger gerne zurück. Damals setzte es eine 1:3 Niederlage gegen effiziente und abgebrühte Knappen. Manch einer fragt sich bestimmt immer noch, wie das passieren konnte, hatten die Leipziger doch mehr Spielanteile und, vor Allem in der ersten Hälfte, eine fast unverschämte Anzahl an hochkarätigen Chancen. Aber am Ende des Tages zählen eben nur die erzielten Tore (an dieser Stelle werfe ich gerne 2€ ins Phrasenschwein).

Haben sich die Schalker im Winter erkältet?

Ganz klar, der FC Schalke war eine der Überraschungen der Hinrunde. Nach 22 Spieltagen stehen die Königsblauen mit 36 Punkten auf Platz 6. Nach der desaströsen Vorsaison hatte wohl niemand so richtig damit gerechnet, dass Schalke aktiv um die europäischen Plätze mitkämpfen würde. Natürlich, das haben sie vor zwei Jahren in der Saison 2017/18 auch, aber nun gibt es einen bedeutenden Unterschied. Die Schalker spielen wieder schönen Fußball. Die zentrale Figur dabei ist Sommerneuzugang David Wagner an der Seitenlinie. Er hat dem Malocher-Fußball als Gelsenkirchen eine spielerische Komponente hinzugefügt, die Spaß macht. Schalke spielt wieder Offensivfußball!
Zugegeben, mit der Offensivwucht der ersten Vier aus der Tabelle können die Schalker noch nicht mithalten, aber das muss ja auch erst einmal nichts heißen. Im Vergleich zur Vorsaison ist auf Schalke eine klare Verbesserung zu erkennen.

Amine Harit, der Überflieger in Königsblau.

Wagner hat außerdem ein paar verstaubte Juwelen aus der Vorsaison herausgeholt, poliert, und zu neuem Glanz verholfen. So zum Beispiel Amin Harit, der auf den Flügeln oder auf der 10 eingesetzt werden kann. Auch er litt unter der turbulenten Vorsaison, ein Autounfall im Sommer 2018 trug ebenfalls, völlig verständlicherweise, zu fehlenden Leistungen bei Harit bei. Der junge Mann aus Marokko steht nun sinnbildlich dafür, was Wagner auf Schalke in einem halben Jahr schaffen konnte: Er hat es geschafft, das Potential aus den Spielern herauszuholen und sie wieder zu einer Mannschaft zu formen.

Aber auch die Neuzugänge in Königsblau schlagen ein! Gerade in der Offensive hatten die Schalker so ihre Probleme, weder Mark Uth noch Guido Burgstaller haben in der Vorsaison regelmäßig getroffen. Im Sommer kam Benito Raman von der Fortuna aus Düsseldorf und konnte in 15 Spielen vier Treffer markieren. Im Winter folgte Michael Gregoritsch vom FC Augsburg. Wie es dort bereits Tradition ist, machen einige Spieler (im Vorjahr Martin Hinteregger) relativ offensiv klar, dass sie keine Lust mehr auf Augsburg haben. Das war auch bei Gregerl der Fall. Zack, ist er auf Schalke, trifft er auch gleich mal. Er hat zwar erst einen Treffer auf dem Konto, zeigt allerdings vielversprechende Ansätze. Nach der fulminanten Hinrunde auf Schalke fehlt es dem Team nach der Winterpause nun ein wenig an Konstanz. In den vergangenen fünf Bundesligapartien holten die Königsblauen nur einen Sieg, die letzten drei Spiele endeten mit einem Remis. Und das gegen Gegner, die sich im Abstiegskampf befinden (Hertha, Paderborn, Mainz). Die Schalker sind eben nicht nur Königsblau, sondern auch die Könige des Unentschieden. Bereits neunmal trennten sich die Wagner-Knappen und ihre Gegner mit einer Punktteilung: Ligahöchstwert!

Am Samstag gilt es für die Schalker, gegen Leipzig einen Punktgewinn zu landen, um nicht den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren. Ein potentieller Vorteil: Die Sachsen kommen aus einer englischen Woche, zwischen dem Auswärtsspiel Mittwoch in London und dem Topspiel am Samstag liegen keine drei Tage. Die Knappen könnten also darauf spekulieren, dass die sächsischen Beine irgendwann lahmen! Für diese Aufgabe muss Wagner allerdings auf einige Spieler verzichten. In der Innenverteidigung fehlen Benjamin Stambouli und Salif Sané, im Mittelfeld fallen Daniel Caligiuri und Toptorschütze Suat Serdar.

Schalke im Visier!

Berg- und Talfahrt à la Rasenball

Für all jene, die es mit Rot und Weiß halten, waren das aufwühlende Wochen im Jahr 2020. Gegen Union Moral und Kampfgeist bewiesen, gegen Frankfurt, Gladbach und nochmal Frankfurt mal so gar nicht überzeugt, den Bayern einen Punkt abgerungen und die "Pflichtaufgabe" gegen Bremen erfüllt. Aber da wir ja sicher alle noch ein paar Herztabletten auf Vorrat haben, folgte das erste Champions League K.O. Spiel der Vereinsgeschichte, ausgerechnet gegen den Vorjahresfinalisten Tottenham Hotspur. Und nun das Verrückteste: Hätte mir im Vorhinein jemand gesagt, Leipzig gewinnt 1:0 in London, hätte ich das sofort unterschreiben! Nun ist das Spiel gelaufen und trotz aller Siegeseuphorie muss man sich eingestehen: Da hätte sogar noch mehr gehen können! Vor Allem in der ersten Hälfte spielten die Nagelsmänner Tottenham fast komplett an die Wand, die Hausherren wussten gar nicht so recht, wie ihnen geschieht. Den Lohn holte die personalisierte Leipziger Torgefahr Timo Werner dann per Elfmeter. Man kann nun davon ausgehen, dass Leipzig in London einen Namen hat. Doch nach der großen Europapokalnacht folgt nun die Bundesliga. Die Bilanz der Leipziger auf Schalke könnte kaum ausgeglichener sein: ein Remis, eine Niederlage, ein Sieg. Torfeste gab es dabei selten zu feiern, insgesamt vielen in den drei Auswärtsspielen nur fünf Tore. Gerade mit den Schalker Fans im Rücken wird es auch dieses Mal keine leichte Aufgabe.

Gegen Tottenham einen guten Eindruck hinterlassen.

Für Leipzig spricht, dass das Selbstverständnis im Fußball wieder zurück ist. Gegen Bayern, Bremen und Tottenham war das Leipziger Spiel offensiv wie defensiv gut sortiert und flexibel, Konter- und Ballbesitzphasen wechseln sicher wieder gut ab. Außerdem finden sich die Neuzugänge und Ersatzspieler gut ein. Ethan Ampadou hat in London vor Allem im Aufbauspiel überzeugt und könnte laut Nagelsmann auch auf Schalke spielen. In den vergangenen Spielen stach ein Akteur allerdings heraus: Last Minute Transfer Angelino. Er fackelt auf der linken Außenbahn einfach alles ab und sammelt schon jetzt fleißig Aktien dafür, ihn im Sommer fest zu verpflichten. Gegen Leipzig spricht die bereits erwähnte, kurze Erholungsphase nach dem Auswärtsspiel in London. Personell gibt es auf Leipziger Seite wenig Neues: Konaté, Orban, Kampl und Adams fehlen nach wie vor, Laimer ist mit Bluterguss noch fraglich.

Leader Laimer haut so schnell nichts um, ob es für Schalke reicht, bleibt abzuwarten!

Der Aufreger der Woche

Auch wenn bereits thematisiert, das muss einfach nochmal angesprochen werden. Champions League Achtelfinale, Flutlichtspiel in einem DER Fußballtempel in Europa, vorher Fanmarsch. Das Spiel wurde einfach zelebriert, die Aufregung war greifbar. Bei den Fans, bei den Spielern und bei den Kollegen aus der Abteilung Zeugwart! Die wussten vor Aufregung nämlich nicht mehr genau, wo die Kiste mit den richtigen Trikots abgeblieben ist. So spielten in Halbzeit Eins alle Rasenballer im Champions League Trikot mit dem Rot-Gelb gedruckten Trikotsponsor. Timo Werner, Lukas Klostermann und Christopher Nkunku bekamen ein Oberteil mit zwei weiß gedruckten Bullen auf der Vorderseite. Teilweise korrigiert wurde es dann zur zweiten Halbzeit. Ein kleiner, sympathischer Fehler wie ich finde!

Schalke und Werner ... da war doch was.

Das Fazit

Topspiel folgt auf Topspiel! Die Aufgabe am Samstag wird sicher nicht leicht, aber wer oben in der Bundesliga mitspielen will, der muss auch auf Schalke gewinnen. Den Schalkern kommt die längere Erholungsphase zu Gute, die Leipziger sollten nach zuletzt drei starken Spielen in Folge wieder Wind unter den Flügeln haben. Das Spiel bietet einiges an Potential, die Schalker wollen den Abstand zur Spitze verringern, die Leipzig wollen sich etwas weiter oben in Gipfelnähe festbeißen. Spektakel garantiert! Anpfiff der Partie ist um 18:30 Uhr in der Veltins Arena auf Schalke! Das Spiel in Bild und Ton gibt es auf Sky, für Lesefreunde bieten wir den Liveticker an.

Linus

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