CASTELLO DE LEIPZIG

Leipzig - (11.09.2023) Nach Transferverhandlungen, die sich ähnlich wie bei Loïs Openda wie Kaugummi zogen, wechselte Castello Lukeba für rund 30 Millionen Euro von Lyon nach Leipzig und unterschrieb einen Vertrag bis 2028. Der 20-Jährige wird die durch den Abgang von Gvardiol frei gewordene Position in der Innenverteidigung einnehmen.


Les Gones von Geburt an
Castello Junior Lukeba wurde am 17. Dezember 2002 in Lyon geboren und wuchs dort bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Im Alter von sechs Jahren schloss er sich Olympique Saint-Genis-Laval, einem Verein im Großraum Lyon, an. Mit seinen Leistungen spielte er sich schnell auf die Notizzettel der Talentscouts von Olympique Lyon. Im Alter von 10 Jahren wechselte er dann in die Akademie von OL, aus der auch Größen des europäischen Fußballs wie Karim Benzema oder Alexandre Lacazette hervorgingen. Bei den "Les Gones" durchlief Lukeba von 2011 bis 2021 alle Jugendmannschaften und absolvierte unter anderem sechs Spiele in der UEFA Youth League, darunter ein Spiel gegen Leipzig.
Die ersten Profijahre
Nach neun Spielen für die zweite Mannschaft von Lyon in der Championnat National 2 feierte Lukeba am 7. August 2021 im Alter von 18 Jahren sein Profidebüt für den siebenmaligen französischen Meister in der Ligue 1. Bis zu seinem Wechsel nach Leipzig folgten 67 weitere Spiele für OL, in denen Castello Lukeba vier Tore erzielte. In der vergangenen Saison etablierte er sich sowohl unter Peter Bosz als auch unter Laurent Blanc als eine der wichtigsten Stützen im Spiel der Lyonnais und war einer der Hauptgründe dafür, dass Olympique Lyon trotz einer durchwachsenen Saison am Ende den siebten Platz in der Ligue 1 belegte. Diese Leistungen brachten Lukeba auch einen Stammplatz in der stark besetzten Innenverteidigung der französischen U21-Nationalmannschaft an der Seite seines jetzigen Teamkollegen Mohamed Simakan bei der U21-Europameisterschaft ein.
🇫🇷 Dayot Upamecano
— Pro Future Stars (@ProFutureStars1) August 11, 2023
🇫🇷 Ibrahima Konaté
🇫🇷 Nordi Mukiele
🇫🇷 Mohamed Simakan
🇫🇷 El Chadaille Bitshiabu
🇫🇷 Castello Lukeba
RB Leipzig has something with French talents in defence. 👀😍 pic.twitter.com/pmN7vqh3oV
Der Inbegriff des modernen Innenverteidigers
Castello Lukeba stammt wie Bitshaibu aus dem riesigen Pool junger und hochtalentierter französischer Innenverteidiger, ist aber ein anderer Spielertyp als die körperliche Ausnahmeerscheinung aus Paris. Lukeba verfügt nicht über das Gardemaß eines Innenverteidigers, ist mit seinen 184 cm aber durchaus groß genug, um wie Willi Orbán ein Innenverteidiger der Extraklasse zu werden. Der Spielertyp Lukeba zeichnet sich durch Geduld, eine hervorragende Abwehrtechnik, ein ordentliches Tempo und ein hohes Spielverständnis aus. Seine geduldige Art zu verteidigen hindert ihn aber nicht daran, proaktiv auf Spielsituationen zu reagieren, was sich unter anderem daran zeigt, dass er in der vergangenen Saison zu den europäischen Spitzenspielern auf seiner Position in Bezug auf abgefangene Bälle gehörte. Lukebas Spielverständnis erwies sich in Lyon immer wieder als eine der wertvollsten Eigenschaften, da er sich in Situationen, in denen sein Vorder- oder Nebenmann nicht zum Ball kam, bereits im Vorfeld so positionierte, dass er die Dynamik aus dem Spiel nehmen oder den Ball anstelle seines Mitspielers erobern konnte. In engen Situationen im Strafraum oder im Eins-gegen-Eins-Duell mit dem gegnerischen Stürmer agierte er im Gegensatz zu anderen jungen Innenverteidigern nicht zu hektisch, sondern bleibt geduldig und wartetet auf eine passende Gelegenheit, die Situation zu klären.
Generell arbeitet Lukeba in diesen Situationen sehr gut, indem er nicht nur geduldig bleibt, sondern auch eine dynamische Körperhaltung einnimmt, was ihm durch seinen tiefen Körperschwerpunkt leichter fällt als anderen Verteidigern und ihm so die Möglichkeit gibt, auf die Aktion des Offensivspielers zu reagieren. Neben diesen defensiven Qualitäten bringt er auch einige Klasse im Spiel mit dem Ball mit, was sich einerseits in einer guten bis sehr guten Passquote von 90,7% und andererseits in der Anzahl raumgewinnender Pässe (4,7 pro 90 Minuten) zeigt. Dabei kommt Lukeba wieder sein gutes Spielverständnis zu Hilfe, das es ihm ermöglicht, sich vor einem Anspiel so zu positionieren, dass sich der Winkel für einen anschließenden progressiven Pass öffnet und er nicht gezwungen ist, den Ball mit seinem Partner in der Innenverteidigung hin und her zu schieben, bis sich eine Gelegenheit für einen Pass nach vorne ergibt. Das Passspiel gehört zwar, wie hier erläutert, zu den Stärken von Lukeba; dies bezieht sich aber vor allem auf kurze und mittellange Pässe, denn bei Pässen über größere Distanzen hat er noch Probleme, hier beträgt die Passquote nur 66,7%.
👀 Castello Lukeba
— Olympique Lyonnais 🇬🇧🇺🇸 (@OL_English) July 31, 2022
🅰️ @LucasPaqueta97
⚽ @LacazetteAlex
👊 𝙏𝙚𝙖𝙢𝙬𝙤𝙧𝙠 👊 pic.twitter.com/gW5XzySvJc
Eine weitere Schwäche von Lukeba zeigt sich im Luftzweikampf, wo er aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen und seines noch nicht perfekten Timings in der Luft erkennbare Probleme hat. Mit 57,1% gewonnenen Luftzweikämpfen liegt er im Vergleich zu allen Innenverteidigern der europäischen Topligen nur im 30. Perzentil. Hier muss Lukeba definitiv noch lernen, seine körperlichen Nachteile durch besseres Agieren in diesen Luftduellen auszugleichen. Mit dem bereits erwähnten Orbán hat er nun jemanden im Team, der genau das kann und hoffentlich auch dem jungen Franzosen helfen kann, sich in dieser Disziplin zu verbessern, um aus Lukeba einen noch besseren Innenverteidiger zu machen, der dann in Zukunft auch auf den großen Bühnen des europäischen Fußballs bestehen kann.
Bei aller Freude über so einen bereits erfahreneren Führungsspieler wie #Geertruida, der sich wie ein Willi Orban nicht kometenhaft, sondern langsam aber stetig gesteigert und entwickelt hat. Bin ich dennoch auch bissl traurig darüber, dass es nicht mit #Lukeba geklappt hat. 1/2 pic.twitter.com/uXLuBwiJSN
— Justgroovy (@justgroovy20th) August 7, 2023
Gegenwart und Zukunft
Mit Lukeba ist es den Verantwortlichen gelungen, einen Verteidiger nach Leipzig zu holen, der nicht nur in den nächsten Jahren ein wichtiger Bestandteil des Leipziger Kaders werden kann, wenn es ihm gelingt, seine Schwächen zu minimieren, sondern der auch schon in dieser Saison seinen Beitrag leisten kann, zum einen als derzeit einziger linksfüßiger Innenverteidiger, der dem Team nach der Verletzung von Chad Bitshiabu zur Verfügung steht, zum anderen aber auch mit einer überdurchschnittlichen Qualität im Spielaufbau, die dem Spielstil von Marco Rose entgegenkommen dürfte. Im Moment muss er sich noch hinter Simakan und Orbán anstellen, die sich ihre Plätze in der Innenverteidigung durch gute Leistungen verdient haben, aber je länger die Saison dauert, desto besser wird Lukeba Roses taktischen Plan verstehen, sich individuell verbessern und durch die Mehrfachbelastung auch seine Einsätze von Beginn an bekommen.
Bienvenue à Leipzig Castello!
gNiklas
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