SIEG ÜBER WOLFSBURG – RB LEIPZIG ZIEHT INS POKALHALBFINALE EIN

Leipzig - (27.02.2025) Pokal können wir! Mit einer konzentrierten und insgesamt auch guten Leistung setzten sich unsere Rasenballer mit 1:0 gegen den VfL Wolfsburg durch. Damit stehen unsere Rasenballer zum vierten Mal in fünf Jahren im Halbfinale des DFB-Pokals. Es war insgesamt ein stimmungsvoller Abend, zu dem auch beide Fanlager beitrugen und eine spielerisch verbesserte RB-Elf zu erkennen war.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Pokalviertelfinale und Flutlichtspiel im heimischen Rund. Fußballherz, was willst du mehr. Gegner im "Traditionsduell" ist „wie immer“ der VfL Wolfsburg und damit eine Paarung, die überdurchschnittlich oft ausgelost wurde – aus Leipziger Sicht mindestens doppelt so oft im Verhältnis zu den anderen zugelosten Teams. Das mittlerweile 7. Pokalspiel gegeneinander sollte auch eines der nächsten Endspiele für Marco Rose sein, der mit seinem Team zuletzt in der Bundesliga nur wenig Erfolg aufweisen konnte. Mit nur einem Sieg aus den letzten sieben Bundesligaspielen, den Verlust eines Champions-League Platzes nach dem sieglosen Heidenheim-Spiel und der noch nachwirkenden 1:5 Heimniederlage gegen die Wölfe, standen alle Vorzeichen auf Alarmstufe Rot. So gesehen sollte unser Team vorgewarnt sein, in Anbetracht der Schwere der Aufgabe. Noch einmal so eine erste Viertelstunde wie im Punktspiel, als man schon nach 15 Minuten mit 0:3 zurücklag, sollte es nicht noch einmal geben.
Zwischen den Pfosten stand wie angekündigt Maarten Vandevoordt, der zu seinem 7. Saisoneinsatz kam. Und es ist DER Wettbewerb, welcher unserem Team zu liegen scheint. Seit der Saison 2018/19 standen unsere Rasenballer fünfmal im DFB-Pokal Viertelfinale, darüber hinaus viermal im Finale und zweimal holten sie den DFB-Pokal. In der letzten Saison war aber schon nach der 2. Hauptrunde Schluss - Gegner damals: der VfL Wolfsburg, der sich mit 1:0 durchsetzen konnte. In Sachen Formtabelle scheinen sich aktuell beide Mannschaften nicht viel zu unterscheiden. Wolfsburg gewann nur zwei seiner letzten sieben Bundesligaspiele und unsere Rasenballer nur eines. Aber auch umgedreht verloren beide Teams jeweils nur eins der letzten sieben Bundesligaspiele. Allen Voraussetzungen und Statistiken nach schien ein Remis nach 90 Minuten in Reichweite und damit einer drohenden Verlängerung oder eine Entscheidung erst im Elfmeterschießen.
Vorfreude war auf jeden Fall bei den Fans zu erkennen, da es nur noch zwei Spiele sind bis zum Pokalfinale und die Erinnerungen daran zurückkehren. Die aktive Fanszene trug auch dazu bei, dass die Stimmung schon vor dem Spiel top war und veranstaltete hinter Sektor B ein gemeinsames „Vorsingen“. Genau diese Fankultur brauchen wir zur Unterstützung der Mannschaft. Das war zumindest vor dem Spiel eine ganz starke Nummer!
Dreisatz des Spiels
Der Pokalwettbewerb ist Unser. Hier wurden schon große Erfolge gefeiert, daran möchte man wiederholt anknüpfen und demnach waren alle Beteiligten um Trainer Marco Rose und sein Profiteam bis auf die letzte Haarspitze konzentriert und gut vorbereitet. Alles geben und nicht ins Tal der tiefen Trauer verfallen, ob der letzten erfolglosen Punktspiele, so lautete das Motto an diesem Abend. Es kann nur einen Sieger geben in einem K.O.-Spiel und so wollte man auch von Beginn an auftreten und die Richtung vorgeben, dass mit dem Heimsieg wieder Pokalträume geweckt werden können. Es ist auch gleichermaßen eine Stärke von Marco Rose, sein Team genau auf den Punkt und auf das gegnerische Team einzustellen, mit dem Fokus noch mehr Prozente herauszuholen als sonst üblich und auch spieltaktisch besser aufzutreten.
Nach St. Pauli und Eintracht Frankfurt hat es auch diesmal geklappt gegen den VfL Wolfsburg, der keineswegs leicht zu bezwingen ist. Das am Ende ein für einige umstrittener Elfmeter zum Einzug ins Pokalhalbfinale verhalf, soll den erfolgreichen Abend nicht schmälern. Insgesamt hat sich das Team den Sieg verdient. Man trat spielerisch verbessert auf, konnte die Lehren aus der 1:5 Punktspielniederlage ziehen, hatte mehr Torschüsse und Torchancen sowie eine solide Abwehrleistung. Gepaart mit den nötigen Ehrgeiz und den Einsatzwille vor heimischen Publikum und dessen Unterstützung, wurde es schließlich wieder ein unvergesslicher Abend im weiten Stadionrund, indem beide Fanlager zur guten Stimmung beitrugen.
Einzug ins Pokalhalbfinale – endlich mal wieder Grund zum Jubeln.
Aufgefallen
Am Anfang des Spiels stand Sicherheit vor Risiko - das merkte man beiden Teams an. Als es nach 15 Minuten noch 0:0 stand, zudem Wolfsburg erkennbar nicht wie im Punktspiel erfolgreich pressen und aufspielen konnte sowie unsere Rasenballer sich schon frühzeitig Torchancen herausarbeiteten, war dem Anhänger klar, hier geht was heute. Angetrieben vom starken Rückhalt Maarten Vandevoordt und im Mittelfeld durch Arthur Vermeeren konnten die wenigen Wolfsburger Möglichkeiten größtenteils eliminiert werden und nach vorn eine bessere Spielgestaltung als zuletzt umgesetzt werden.
1) Maarten Vandevoordt – Sein 7. Pflichtspiel im Leipziger Dress und wieder zeigte er eine bärenstarke Leistung. Ihm gehört unmissverständlich die Zukunft in Leipziger Tor, auch wenn sich der Übergang vom ebenso starken Péter Gulácsi schwierig gestaltet. Zu seinem 23. Geburtstag beschenkte er sich jedenfalls zugleich selbst und offenbarte aktuell auch ein Luxusproblem auf die Torhüterposition. Nicht nur mit seiner Glanzparade kurz vor Spielende sicherte er uns den Einzug ins Pokalhalbfinale, sondern strahlt auch bei hohen Bällen in den Strafraum und im zügigen Spielaufbau Sicherheit und Ruhe aus.
Maarten Vandevoordt – stets fokussiert und sicher. Ein starker Rückhalt im Leipziger Tor.
2) verbesserte Spielgestaltung – Loïs Openda und Benjamin Šeško auf den Halbpositionen im Sturm und die über die Außen weiter aufgerückten David Raum und Ridle Baku. Mit dieser offensiven Ausrichtung in der letzten Wolfsburger Reihe waren gleich vier Spieler in der eigenen Ballsitzphase weit aufgerückt, so dass auch die Rückraumspieler um Xavi oder auch Vermeeren & Kampl im Zentrum mehr Nähe zum gegnerischen Tor hatten. Das eigene Offensivspiel mit Raum und Baku an den Außenseiten hochstehend breit zu machen war ein Schlüssel zum Erfolg, so dass Wolfsburg, anders als im Punktspiel, agieren und reagieren musste. Die Folge war somit auch ein verbessertes Passspiel über die Außenpositionen mit vielen Hereingaben. 21 Flanken konnten herausgearbeitet werden und einige waren dabei auch sehr gefährlich. So u.a. die Großchance von Benjamin Sesko per Kopf nach einer Flanke von David Raum. Manchmal fehlten nur ein paar Zentimeter zum Zielspieler im gegnerischen Strafraum. 70% Passquote bei 152 Pässen im letzten Drittel belegen indes die verbesserte taktische und offensive Umsetzung.
3) Fehlende Präzision – Das wiederum war das einzige Manko an diesem Abend. Zwar war die Spielgestaltung diesmal gut, aber es fehlte oft an der Sicherheit des letzten Abspiels im letzten Drittel, die sichere Ballan- und mitnahme sowie insbesondere ein präziser Torabschluss. Es bleibt weiterhin eine Baustelle, wenn ein Kevin Kampl nahe des gegnerischen Strafraums zentral freistehend zum Torabschluss kommt, aber seine Torschussversuche verkümmern. Ähnlich geht es Arthur Vermeeren, so dass im Zentrum ein torgefährlicher Mittelfeldspieler in unseren Reihen schmerzlich vermisst wird. Am Ende gelang wiederum kein herausgespieltes Tor und auch die Standards waren wieder ungefährlich.
4) Loïs Openda – Aufgeben gibt es nicht! Loïs hat aktuell die Seuche am Fuß und die technische Sicherheit in vielen seiner Abläufe verloren. Aber es gibt kein Stehenbleiben, kein resignieren, sondern man muss weiterhin hart dafür arbeiten, dass es wieder besser wird. Ein wenig erinnert dies an Timo Werner. Die Möglichkeit und das Vertrauen vom Trainerteam bekam er über die volle Spieldauer. Mit seinem Einsatzwille und unbändigen Ehrgeiz zeigt er zumindest, dass er die richtige Einstellung auf den Platz bringt, dem Team hilft und weiter an sich arbeitet. Wir alle hoffen, dass der Knoten noch in dieser Saison platzt. In der letzten Saison hatte er noch 24 Bundesligatore erzielt, in dieser Saison erst 7. Zumindest ein Grund, warum es bei uns offensiv nicht so gut läuft, was aber auch andere Ursachen hat.
Loïs Openda – weiterhin glücklos und mit fehlender Präzision in seinen Aktionen.
5) strittiger Elfmeter – Die Elfmeterregelung ist leider immer noch ein strittiger Punkt. Gefühlt wurde durch den VAR einundzwanzig Mal in dieser Saison gegen uns entschieden. Diesmal hatten wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite. Im Großen und Ganzen soll es nicht im Sinne des Spieles sein, dass ein Abwehrspieler mit festgebundenen Armen wie ein Strichmännchen im Strafraum herumlaufen bzw. agieren soll. Schließlich gibt es oft Richtungswechsel und Konterbewegungen zwischen Arm und Bein, so dass automatisch das Gleichgewicht reguliert wird. Schießt dann ein Offensivspieler aus kurzer Distanz an die Hand oder an den Arm des zu verteidigen Spielers, hat dieser keine Reaktionsmöglichkeit mehr, seine Hand hinter oder an den Körper zu bringen. Eine Absicht war nie erkennbar und all das ist eine natürliche Haltung und Bewegung. Hier hatten wir Glück, welches uns selbst aber oft auch schon zum Verhängnis wurde.
6) Wolfsburger Anhang – Auch das muss mal erwähnt werden und Anerkennung finden. 4.000 Wolfsburger Fans begleiteten ihr Team zum Auswärtsspiel in Leipzig und machten mächtig Ramba Zamba. Vielfach auch lauter als manch ein selbst auserkorener Traditionsverein. Sie trugen zu einem stimmungsvollen Spiel bei und verhielten sich auch entsprechend ohne große Anfeindungen. Respekt nach WOB.
7) Vorsingen der aktiven Fanszene – Ja... das war wirklich geil und eine gelungene Inszenierung. Beeindruckend war gleich die hörbare Kulisse durch den Eingangstunnel im Süden und im Anblick nach dem Tunneldurchgang, wie für einen stimmungsvollen Empfang gesorgt wurde. Viele Unbeteiligte hatten hier erstmalig näheren Kontakt und konnten sich davon überzeugen, wie schlagkräftig solch ein organisierte Support wirken und zum Mitmachen anregen kann. Eindrucksvoll wurden 30 Minuten lang aus dem Repertoire der Leipziger Fanszene Lieder und Wechselgesänge angestimmt und dieses auch später im Spiel umgesetzt. Dies war eine gute Aktion, in der die aktive Fanszene mehr Nähe zuließ und eindrucksvoll herüberkam. Leider konnte der Schwung stimmungstechnisch nicht durchgängig in den Block hinübergerettet bzw. mitgenommen werden. Da gab es doch auch wieder Längen und Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen. Auch wirkte die Liedauswahl hinten raus nicht immer glücklich und teilweise lahm.
On the Road to Berlin 🛣️
— RB Leipzig (@RBLeipzig) February 27, 2025
Nach dem gestrigen Sieg gegen #Wolfsburg stehen die Roten Bullen zum 4️⃣ Mal in fünf Jahren im Halbfinale des #DFB-Pokals! 🤯
Wer wird unser nächster Gegner im Rennen um das Ticket in die Hauptstadt? 🤔👀#DFBPokal #YouCanDoAnything pic.twitter.com/1zwpA1MsBX
Fazit und Vorschau
Ende gut, alles gut – zumindest vorerst. Unsere Spieler haben mal wieder gezeigt, dass sie auf den Punkt genau ihre Leistung abrufen können, zumindest besser als in der Bundesliga. Im Vergleich zu den Ligaspielen, gibt es hier keine Möglichkeit eines Remis. Am Ende des Tages will man nicht als Verlierer vom Platz gehen und stellt sich so mental und taktisch besser auf. Zu wünschen bleibt natürlich, dass diese Tugenden auch in anderen Wettbewerben besser umgesetzt würden und nicht nur in den K.O.-Spielen des Pokalwettbewerbs.
Verblieben sind mit Bayer Leverkusen, dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld drei ernstzunehmende Gegner. Drittligist Arminia Bielefeld bezwang wie wir vor heimischen Publikum drei Bundesligisten - den SC Freiburg, Werder Bremen, Union Berlin sowie Zweitligist Hannover 96. Die Auslosung zum Pokalhalbfinale findet am Sonntag, den 2. März statt und wird ab 18.45 Uhr in der ARD-Sportschau live übertragen. Arminia Bielefeld hat als Drittligist definitiv Heimrecht, egal an welcher Stelle das Los gezogen wird.
Zeit zum Verschnaufen und Ausruhen auf den jüngsten Pokalerfolg bleibt allerdings nicht. Mit Mainz 05 ist schon am Samstag ein erneut unbequemer Gegner zu Gast. Das Spiel bildet das Ende einer Heimspielserie von drei aufeinander folgenden Spielen binnen einer Woche. Dabei liegt der Gast aus Mainz sogar vor unseren Leipziger Rasenballern in der Bundesligatabelle. Es ist einerseits ein direktes Duell um die Champions League Plätze sowie internationalen Plätze und andererseits ein Spiel, welches auch um die Zukunft von Trainer Marco Rose mit ausschlaggebend sein wird. Nur ein Sieg könnte unser Team auf Kurs halten und den Abstand auf Platz 4 verkürzen. Ansonsten droht ein Abrutschen raus aus den internationalen Plätzen - in Anbetracht der noch schwierigen Duelle bis Saisonende. Mittlerweile hat das Team um Marco Rose bereits 6 Punkte verloren im Vergleich zur Hinrunde. Mainz 05 hingegen gewann drei seiner letzten fünf Bundesligaspiele, darunter auch ein 2:0 gegen den VfB Stuttgart.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – FotMob – fbref
Statistik
RB Leipzig: Vandevoordt – Geertruida (90. Klostermann), Orban, Bitshiabu (74. Lukeba) - Baku, Vermeeren (90. Seiwald), Kampl (74. Haidara), Raum - Xavi (90.+3 Baumgartner), Šeško, Openda
Bank: Gulácsi – Klostermann, Lukeba, Haidara, Seiwald, Baumgartner, Nedeljkovic, Gebel, Gomis
VfL Wolfsburg: Müller – Fischer (87. Kaminski), Vavro, Koulierakis, Maehle - Svanberg, B. Dardai (81. Gerhardt), Wimmer (81. Vranckx), Skov Olsen (71. Wind), Tiago Tomas (87. K. Behrens) - Amoura
Bank: Pervan - Wind, Vranckx, Gerhardt, Kaminski, K. Behrens, Odogu, Roerslev, Bröger
Schiedsrichter: Tobias Reichel (Sindelfingen)
Tore: 1:0 Šeško (69.) HE
Torschüsse: 17 / 4
Schüsse aufs Tor: 5 / 6
expected Goals (xG)*: 2,46 / 0,81
Passquote: 82% / 78%
Zweikampfquote: 51% / 49%
Ballbesitz: 51% / 49%
Fouls: 15 / 10
Ecken: 8 / 4
Abseits: 1 / 3
Gelbe Karten: Maehle (70.) / Lukeba (82.), Haidara (86.)
Zuschauer: 40.478
RBoligei (BlueSky)
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20250227-spielbericht-Wolfsburg.html
- 2024/25
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