NOT IN YUSSIS HOUSE! - POULSEN VERLAGERT BAYERNS MEISTERPARTY

Leipzig - (03.05.2025) Es war ein Spiel, welches symptomatisch für die ganze Saison steht. Das 3:3 zeigte viele Stärken der Mannschaft auf, unterstrich aber auch nochmal die Schwachstellen in dieser Saison eindeutig. Wir blicken zurück auf ein mitreißendes Bundesligaspiel.


Vor dem Spiel:
Zsolt Löw rief auf der PK aus, dass er ein anderes Gesicht der Mannschaft erwarte und die Trainingswoche wie eine Art Casting gestaltet wurde. Er wollte die motivierteste und leidenschaftlichste Mannschaft der Trainingswoche sehen. Umso überraschender war ein Blick auf die Aufstellung. Lediglich vier Mal wechselte Löw und überraschenderweise war bspw. Ridle Baku raus, dafür standen Xavi Simons und auch wieder Loïs Openda auf dem Platz, mit denen man vermutlich in dem Kontext nicht rechnete. Auf der anderen Seite wechselte Vincent Kompany zweimal gezwungenermaßen: Müller und Boey starteten für Kane und Kim. Ansonsten war der Rest der Mannschaft unverändert.
Halbzeit nach Maß:
Schon früh war erkennbar, dass die Mannschaft sich von der Ansage des Trainers anstecken ließ. Von Sekunde eins an war Feuer drin und die Leipziger spielten eine der besten Saisonleistungen. Die erste starke Chance von Haïdara wurde stark pariert von Urbig. Aber auch Bayern mischte mit und Gnabrys erste Chance ging am Tor vorbei. Doch das erste Mal jubeln konnten die Leipziger, denn aus einer Münchener Vorwärtsbewegung entstand das 1:0. Xavi spielte nach Ballverludt von Olise steil in den Lauf von Šeško. Urbig – welcher weit vor dem Tor war - rutschte weg, sodass der Leipziger Stürmer den Ball am Bayern-Keeper vorbei ins leere Tor beförderte. Leipzig blieb dran und bot sich mit den Bayern einen offenen Schlagabtausch. Doch so richtig gefährlich wurde nur die Mannschaft von Zsolt Löw und in der 39. Minute ertönte dann ein zweites Mal die Leipziger Torhymne. Diesmal war es ein Standard, der zum Erfolg führte. Lukas Klostermann traf per Kopf nach einer wirklich sehr guten Freistoßflanke von David Raum. Das war dann auch das nicht unverdiente Pausenresultat.
Das zweite Gesicht:
Gemäß der letzten Wochen spielte RB eine gute und eine schlechte Halbzeit, so auch wieder in dieser zweiten Hälfte. Bayern erhöhte nach der Pause nochmal massiv den Druck und zeigte eine deutliche Steigerung, womit man auf Leipziger Seite dann kaum noch klar kam. Das 1:2 durch Dier war dabei nur eine Frage der Zeit. Zwei Dinge waren daran aber besonders ärgerlich. Erstens: Zum wiederholten Male kassierte man ein Gegentor nach einer Ecke. Zweitens: Direkt eine Minute später fing man sich das 2:2. Nach dem Anstoß produzierte David Raum direkt einen Querschläger in die Mitte und die Gäste nutzten das eiskalt aus und versenkten den Ball zum Ausgleich. Zwei Minuten als Symbolbild dieser Saison und angesichts der bisherigen 60 Minuten enorm bitter. Das 2:3 hätte auch direkt wieder eine Minute später fallen können, doch dauerte dies allerdings noch ein wenig. Erst in der Schlussphase (83.) fiel der Führungstreffer für die Bayern durch Leroy Sané. Mal wieder komplett eine Führung verspielt.
Yussi, der Partycrasher:
Bereits kurz nach dem Bayern-Ausgleich tat Zsolt Löw etwas sehr richtiges und brachte mit Yussuf Poulsen den Mann für die eine Aktion. Und dieser eine Moment kam. Spät. Aber er kam. Minute 90.+4, es läuft die letzte Aktion im Spiel. Die Bayern bekommen einen Ball nicht final geklärt, RB holt ihn sich wieder und Xavi Simons steckt den Ball durch zu Yussi Poulsen, welcher in diesem entscheidenden Moment die genau richtige Entscheidung trifft. Aus spitzem Winkel hebt er den Kopf und sieht, dass Urbig leicht vor der Linie ist. Er bekommt den Ball, überlupft den Bayern-Keeper leicht und der Ball senkt sich ins Tor. Der Treffer zählt. 3:3. Ekstase. Abpfiff. Ein unfassbarer Moment und ein Gefühl grenzenlosen Jubels, wie er lange nicht mehr da war. Danke dafür, Yussi. Nicht nur rettete man damit einen Punkt und die Chance auf die CL-Quali, sondern vertagte die Meisterparty der Bayern. Wenn auch nur um einen Tag.
Fazit:
Dieser Punkt kann sich in der Tat noch als sehr wertvoll herausstellen, sollte die Konkurrenz patzen und RB seine Hausaufgaben machen. Aus diesem Spiel kann man sich zumindest viel Positives mitnehmen. Die Schwächen der Mannschaft bleiben aber erkennbar. Es bleibt fraglich, inwiefern Zsolt Löw diese in den letzten beiden Spielen in den Griff bekommt.
Randbemerkung 1: Das 3:3 war das sechste Spiel in dieser Bundesligasaison, welches man diese Saison nicht gewinnen konnte. Die geholten 2,16 Punkte nach Führungen sind im Vergleich zur gesamten Bundesliga nur Platz 12 und somit keiner vermeintlichen Spitzenmannschaft würdig.
Randbemerkung 2: Es bleibt dabei: Platz vier und damit die CL-Qualifikation sind weiterhin drin. Zusammen mit Freiburg und Dortmund wird man sich um diesen streiten. Es bleibt nach dieser Saison ein Treppenwitz. Das Restprogramm mit Bremen und Stuttgart ist lösbar, aber anspruchsvoll.
Randbemerkung 3: Der Wankelmut dieser Mannschaft ist absolut irre. So viele Schrottleistungen in dieser Saison, mehrere absolute Tiefpunkte und dann liefert man so eine erste Halbzeit ab, in der quasi fast alles gestimmt hat. Spricht halt weiterhin absolut nicht für die Mannschaft und deren Charakter, dass es erst solche Spiele braucht, damit sie mal zeigen, was sie eigentlich können.
Randbemerkung 4: Vor dem Spiel gab es eine Choreo. Ja, Choreos sind immer Aufwand und ja, das sollte man honorieren, dennoch war sie aus den Augen vieler nicht nur relativ einfach gehalten, sondern sah auch relativ schnell zusammengeschustert aus. Vermutungen, dass der Verein da diesmal schnell eine Choreo organisiert und ausführen lassen hat, gibt es. Verifizieren lässt sich das final nicht.
Randbemerkung 5: Was sich allerdings verifizieren lässt, ist die Stimmung im Stadion und auch hier muss man sagen, dass man da in dieser Saison viele wechselhafte Erlebnisse hat. Dieses Mal war es in vielen Phasen richtig gut und laut. Das hat richtig Spaß gemacht. Umso unverständlicher ist mal wieder, dass mehrere tausend Bayern-Fans außerhalb des Gästeblocks Karten ergattern konnten. Leider immer echt unschön zu sehen, wenn die Auswärtsfans fast genauso laut jubeln, wie die Heimfans.
Randbemerkung 6 & Ausblick: Am Samstag spielen wir in Bremen, mehr als 2000 Fans begleiten unsere Mannschaft nach Norddeutschland. Es gilt wieder mal das Prinzip Hoffnung. Wir müssen irgendwie gewinnen und gleichzeitig Daumen drücken, dass die Konkurrenz um Freiburg und Dortmund patzt. Dann wäre theoretisch noch die Champions League erreichbar. Bremen ist mit fünf Siegen in 16 Heimspielen übrigens alles andere als eine "Heim-Macht" in dieser Saison...
Personell sind Kampl und Raum nach ihrer 5. Gelbe Karte gesperrt. Haidara hat sich unter der Woche im Training verletzt und fällt für den Rest der Saison aus. Gulacsi sollte nach seiner Gehirnerschütterung wieder einsatzbereit sein, ob das auch für Orban gilt, ist derzeit noch offen.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat – fbref
Statistik
RB Leipzig: Vandevoordt – Nedeljković, (86. Geertruida) Klostermann, Lukeba, Raum – Seiwald, Haidara (69. Vermeeren) – Kampl (78. Baku), Simons – Šeško (69. Poulsen), Openda (86. Nusa)
Bank: Zingerle – Norbye, Baumgartner, Gomis
Bayern München: Urbig – Boey,(61. Goretzka) Dier, Stanisic, Laimer – Kimmich, Pavlović – Olise, Gnabry (88. Palhinha), Sané – Müller (61. Coman)
Bank: Neuer, Peretz – Karl, Kusi-Asawe, Vidović
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Šeško (11.), 2:0 Klostermann (39.), 2:1 Dier (62.), 2:2 Olise (63.), 2:3 Sané (83.), 3:3 Poulsen (90+4)
Torschüsse: 8 / 11
Schüsse aufs Tor: 6 / 7
expected Goals: 1,03 / 1,47
Passquote: 78% / 88%
Zweikampfquote: 45% / 55%
Ballbesitz: 38% / 62%
Laufstrecke: 122,4km / 120,4km
Sprints: 251 / 247
Fouls: 9 / 6
Ecken: 2 / 7
Abseits: 2 / 2
Gelbe Karten: Raum, Kampl, Vermeeren | Dier
Zuschauer: 47.800
*xG, ausgeschrieben expected goals meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins gegnerische Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xG-Wert anzeigt.
*xGA, ausgeschrieben expected goals against meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins eigene Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss des Gegners einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xGA-Wert anzeigt.
Der wahre Fan
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