Was gern vergessen wird bei der aktuellen Diskussion um das Wachstum von Leipzig, dass Leipzig in den 1930er Jahren schon mal über 700.000 Einwohner hatte, auf kleinerem Stadtgebiet. Leipzig war damals die fünftgrößte Stadt in Deutschland, siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... eutschland
Ich hoffe wir packen bald wieder Dortmund, einfach aus Prinzip, weil es Dortmund und der Abstand gering ist.
Von den damaligen Strukturen, die wesentlich in der Gründerzeit entstanden sind, kann Leipzig noch heute profitieren, weil in Leipzig deutlich mehr Platz als in anderen Städten ist. Dazu hat man im Gegensatz zu Stuttgart oder Dresden keine Tallage. Ich finde Leipzig hat weiterhin im Vergleich zu anderen Städten eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur, weil auch nach der Wiedervereinigung größer gedacht wurde als es die Einwohnerentwicklung in den 1990er-Jahren vermuten ließ. Diverse Straßen wurden in Leipzig (bspw. B2 im Norden), aber auch im Umland (A38) ausgebaut, Radwege verbessert und mit dem City-Tunnel die Verbindung ins Umland deutlich aufgewertet. Dazu hat Leipzig eines der besten Straßenbahnsysteme in Deutschland, auch wenn es da gerade Fahrerprobleme gibt. Die Entwicklung von Leipzig war in den letzten Jahren in vielen Bereichen extrem ansteigend (Einwohner, Tourismus, Wirtschaft), was letztlich die Infrastruktur in allen Bereichen vor neue Aufgaben stellt. Ob Wohnraum, Kitas, Schulen oder Verkehrsinfrastruktur, in allen Bereichen ist mehr als bisher nötig. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Einwohnerentwicklung in diesem Jahr deutlich langsamer wächst, was vor allen Dingen am knapperen Wohnraum liegt. Bezugsfertigen Leerstand gibt es nur noch auf einem geringem Niveau, so dass die Einwohnerzahl in den nächsten Jahren nur durch Neubauten als auch Sanierung von bestehenden Gebäuden geschaffen werden kann. Ich finde es hierbei wichtig, dass zunächst bestehende Baulücken genutzt werden. Beispielhaft die Friedrich-Ebert-Straße mit 250 neuen Wohnungen:
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Leipz ... re-Luecken
Werden hingegen zunächst neue Baugebiete ausgewiesen am Stadtrand, werden Grünflächen versiegelt, mehr Verkehr durch größere Entfernungen und vor allem mit dem Pkw induziert. Das ist bei den Einwohnern in der Friedrich-Ebert-Straße oder auch in Plagwitz und anderen innenstadtnahen Vierteln anders, weil da viele kurze Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden. Es ist dabei durchaus der Fall, dass der ein oder andere Bau den Charme alter Tage verringert, vergessen darf man aber auch nicht wie es vor 20 Jahren in Plagwitz aussah. Davon ab, jetzt ist Plagwitz cool, als nächstes kommt wahrscheinlich Lindenau und der Bereich der Eisenbahnstraße. So ist das in einer dynamischen Großstadt. Logisch aber auch, dass Veränderungen nicht immer allen gefallen. Schauen wir mal wie hipp Leipzig in 10 Jahren ist.
Ob man jetzt die Hochbahn braucht, vage ich zu bezweifeln, finde es jedoch gut, dass erneut alle Dinge diskutiert werden und groß gedacht wird. Letztlich ist das aktuell auch noch Gedankenspielerei und kein Teil einer größeren Planung. Wie Eventzuschauer schon gesagt hat, muss auch der Fahrpeis immer mitgedacht werden. Hierzu ist es einfach bescheiden, dass der Freistaat Sachsen die Regionalisierungsmittel für den ÖPNV vom Bund nicht komplett eingesetzt hat, was zu einer Unterfinanzierung des ÖPNVs führt, nicht nur in Leipzig, sondern im gesamten Freistaat. Dazu kann auch Leipzig mehr investieren, wobei derzeit eben auch Geld für viele Bereiche nötig ist. Aufgrund des knapperen Wohnraums in Leipzig muss auch weiterhin die Anbindung an das Umland verbessert werden. Der Ausbau der A72 bis Borna wird dabei ein Teil sein, der für südliche Gemeinden wichtig ist. So ist man dann von Borna aus in unter 30 Minuten in Leipzig. Man kann also entspannt in Borna oder in anderen südlichen Gemeinden wohnen und in Leipzig arbeiten, zum Fußball gehen usw. Dazu kann das S-Bahnnetz weiter ausgebaut werden. Nach Grimma gibt es bspw. noch keine S-Bahnanbindung. Hierzu muss letztlich über die Stadtgrenzen hinweg gedacht werden, gerade jetzt kann das Umland von der Entwicklung von Leipzig profitieren. Auch Busanbindungen müssen verbessert werden. Während vor 10 Jahren noch das Wachstum von Leipzig wesentlich aus dem Umland kam, gibt es jetzt den anderen Weg.
Mal zum Verkehrskonzept zum Stadion: So lange noch keine genaue Größe des Stadions beim Umbau feststeht, kann die Stadt auch nicht genau planen, auf welche Besucherzahl das System ausgerichtet werden muss. Oliver Mintzlaff hatte beim letzten Interview die Zahl von 50.000 Plätzen eingeworfen, aber das ist noch nicht sicher. Eine Entscheidung hierzu sollte in den nächsten Monaten fallen und dann kann die Stadt mit einem erarbeiteten Konzept sicherlich Fördermittel für die EM 2024 beantragen.