RB als Frauen-Retter?
Fußball-Fusion von Lok und LFC 07 wieder fraglich
Die gerade erst angekündigte Fusion der Frauenfußball-Abteilungen des LFC 07 und des 1. FC Lok scheint nun doch wieder in Frage gestellt. Beim LFC formiert sich nicht geringer Widerstand gegen das Vorhaben. "Zwar will uns Lok unbedingt haben, aber wir verhandeln noch mit zwei weiteren Vereinen, die bessere Konditionen bieten", sagt Manuel Hess, lange Zeit wichtigster Sponsor des LFC 07. Eine der beiden Alternativpartner ist dem Vernehmen nach RB Leipzig. Für die Rasenballer würde das zumindest insofern Sinn machen, da sie noch immer ein geeignetes Trainingsgelände suchen. Der LFC-Sportplatz am Schönefelder Gontardweg, zudem nahe der Sportschule "Egidius Braun", könnte bei diesen Überlegungen also eine Rolle spielen.
Hess wirft dem Sächsischen Fußball-Verband (SFV), der das Leistungszentrum Mädchen- und Frauenfußball beim LFC angedockt hat, etliche Versäumnisse vor: "Wir sind deshalb in finanzieller Not, weil der SFV seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist. Dadurch fehlen im laufenden Etat 47 000 Euro", so Hess. Davon 30 000 in Form von zugesagter materieller Unterstützung und 17 000 Euro würden an Pachtkostenzuschüssen zurückgehalten. Dem widerspricht SFV-Vizepräsident Rainer Hertle: "Der SFV erfüllt seine Verpflichtungen gegenüber dem Leistungszentrum."
Genau da scheint der Hase im Pfeffer zu liegen. Der Verband unterscheidet nun genauer zwischen LFC und Leistungszentrum. Und bezüglich angekündigter Fusion rudert der Landesverband insoweit zurück, dass er das Ganze nur unter dem Begriff Absichtserklärung sieht. "Was die Mitglieder des LFC wollen, können wir freilich nicht bestimmen", erklärt Hertle. Wäre zu ergänzen: Ob das Leistungszentrum beim LFC bleibt, dagegen schon. Und da hat derzeit Zweitligist 1. FC Lok offenbar die besten Karten. "So lange sich die Vereine nicht einig sind, können wir uns aber nicht genauer positionieren", meint Hertle.
Auf jeden Fall scheint der genannte Termin 1. Januar 2010 kaum zu halten. "Wir wollen eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um darüber abzustimmen, ob und - wenn ja - mit wem wir fusionieren", kündigt LFC-Sponsor Hess an. Außerdem läge ein zu behandelnder Misstrauensantrag gegen LFC-Präsidentin Katharina Baum vor, weil "sie schon Spielerinnen an Lok verscherbeln will und sich abfällig über den eigenen Verein äußert", behauptet Hess.
Frank Müller
LVZ vom 06.01.2010:
LFC-Mitglieder haben das Wort
Frauenfußball: Frage nach Kooperation mit Lok soll bald geklärt werden
Am 1. Februar entscheiden die Mitglieder des LFC 07, ob ihr Verein mit dem 1. FC Lok in Sachen Nachwuchsarbeit kooperiert. Der sächsische Fußballverband wünscht sich das, weil er langfristig hochklassigen Frauenfußball in Leipzig sichern will. Das geht nur, wenn die Vereine ihre Kräfte bündeln. Lok kann sich eine feste Kooperation vorstellen.
Für LFC-Präsidentin Katharina Baum ist klar: "Eine Kooperation zwischen den beiden Vereinen wird von unserem Vorstand zu 120 Prozent getragen." Eine Zusammenarbeit ist wichtig, um hochklassigen Frauenfußball in Leipzig zu sichern. Das schafft der LFC nicht allein. "Wir kommen über die Regionalliga nicht hinaus", so Baum gegenüber der LVZ. Hauptproblem ist der Etat, der momentan bei 20 000 Euro liegt. Würde der aktuelle Regionalliga-Spitzenreiter in die zweite Bundesliga aufsteigen, müssten 150 000 Euro her. "Das schaffen wir nicht", sagt Baum.
Besser sieht es da bei den Frauen von Lok Leipzig aus. Sie spielen bereits in der zweiten Fußball-Bundesliga, die Abteilung steht wirtschaftlich gut da. "Unser Etat beträgt 250 000 Euro. Das ist obere Mittelklasse in der Liga", erklärt Vorstandsmitglied und Hauptsponsor Bernd Wickfelder. Eine echte Fusion komme für ihn nicht in Frage, da dies nie zur Debatte gestanden habe. "Ich kann mir eher eine vertraglich fixierte Kooperation vorstellen." Fraglich ist, wie es mit dem Leistungszentrum im Gontardweg weitergeht, da der LFC den Aufstieg in die höhere Liga nicht stemmen kann. Im Moment trainieren die Frauen dort, doch die Kosten für die Trainingsstätte tragen hauptsächlich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gemeinsam mit seinem sächsischen Ableger. Allerdings nur unter der Bedingung, dass über einen absehbaren Zeitraum hochklassiger Frauenfußball Einzug in die gut ausgerüstete Übungsanlage hält.
Klaus Reichenbach, Präsident des Sächsischen Fußballverbandes, hat einen Traum: "Am besten wäre es, den LFC und Lok auf dem Gelände zu haben. Ziel war immer, den Frauen- und Mädchenfußball beider Vereine zusammen zu führen." Das neue Gebilde würde wohl unter dem Lok-Namenszug firmieren. Ihm sei klar, dass der LFC nie die Lizenz für die zweite Liga erhalte. "Es hängt nun von den Mitgliedern des Vereins ab, wohin die Zukunft geht. Ich bin zuversichtlich, dass es genug Vernünftige geben wird, die da mitziehen." Probleme könnten nur diejenigen Fans machen, die als alte Chemie-Anhänger eine Kooperation mit Lok strikt ablehnen.
Für das Leistungszentrum steht in diesem Jahr eine Investition in Millionenhöhe an. "Wir werden für 2,5 Millionen Euro ein neues Gebäude errichten, das Bundesliga-Niveau hat", so Reichenbach. Eine Zukunft des Leipziger Frauenfußballs in der 1. Bundesliga könne es nur in Gemeinsamkeit geben.
Unterdessen kämpft Manuel Hess, Geschäftsführer des LFC-Sponsors Wohnungssuche.de, vor Gericht mit einer Unterlassungsklage gegen die drohende Massenabwanderung der Spielerinnen zu Lok. "Ich will verhindern, dass der Verein ausverkauft wird." Unterstützt wird Hess vom kürzlich entlassenen Trainer René Behring. Das Urteil wird für kommenden Dienstag erwartet.
Reik Anton