LVZ vom 11.12.2010 Red Bull verschreckt seine Nachbarn

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Maradona
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LVZ vom 11.12.2010 Red Bull verschreckt seine Nachbarn

Beitrag von Maradona » Fr Dez 10, 2010 11:50 pm

Rathaus legt erste Pläne für das Trainingszentrum vor / Stadtrat entscheidet Mittwoch

Die neue Trainingsstätte für den derzeitigen Regionalligisten Rasenballsport Leipzig (RB) bekommt Konturen. Der Stadtrat will am Mittwoch einen Aufstellungsbeschluss verabschieden, der eine 28 Hektar große Fläche am Cottaweg planungsrechtlich neu ordnet. Dem Papier sind neue Details über das 30-Millionen-Projekt zu entnehmen.
Die Ratsvorlage wurde mit Spannung erwartet, denn bislang hatten sich Stadtverwaltung und Regionalligist weitgehend in Schweigen darüber gehüllt, was auf dem naturschutzrechtlich sensiblen Gebiet entstehen soll (die LVZ berichtete). Vor einigen Tagen kam es deshalb beinahe zu einem Eklat auf der turnusmäßigen Sitzung des Stadtbezirksbeirates Alt-West, in dessen Zuständigkeitsbereich das Großvorhaben liegt: Die Beiratsmitglieder sollten über den Aufstellungsbeschluss abstimmen, hatten aber viele Fragen, die in dem Papier offen bleiben. Deshalb war der zuständige Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) im Beirat erschienen, weigerte sich jedoch kategorisch, Fragen zu beantworten, solange Zuschauer die Beiratssitzung verfolgten.
Das Gremium rang sich deshalb zu einen Novum in seiner Geschichte durch - es beriet eine Dreiviertelstunde unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Offenbar konnte Rosenthal die Beiratsmitglieder dabei nicht vollständig von den Planungen überzeugen: Nur drei Beiratsmitglieder (CDU/FDP) stimmten anschließend für den Aufstellungsbeschluss, sechs enthielten sich (Grüne, Linke, SPD). Der Plan fand damit keine Mehrheit - das Votum gilt laut Geschäftsordnung aber trotzdem als Zustimmung.
Hinter verschlossenen Türen soll der Bürgermeister betont haben, dass RB sein gesamtes Engagement in Leipzig von der Zustimmung zu dem Projekt abhängig macht. Auch Fragen seien unbeantwortet geblieben, heißt es. "Rosenthal sagte: \u201ADer Investor wünscht nicht, dass darüber öffentlich gesprochen wird, bevor nicht die Verträge unterzeichnet sind'", so ein Teilnehmer.
Ungereimtheiten gibt es im Aufstellungsbeschluss viele. So ist in dem Papier zwar ein Bekenntnis zum Weiterbestehen der Kleinmesse enthalten. Doch gleichzeitig heißt es, für die Flächen des Platzes müsse untersucht werden, "wie hier weiterhin die Durchführung von Volksfesten und sonstigen Veranstaltungen gesichert werden können". Außerdem soll RB die Stellplätze der Schausteller und der Besucher der Kleinmesse erhalten, die sich im Norden des Schausteller-Areals befinden. Dieser Fläche hat die Stadt vor wenigen Jahren für rund 1,25 Millionen Euro eine neue Infrastrukturanbindung spendiert. Rosenthal soll dem Beirat hinter verschlossenen Türen versichert haben, dass für den ersten Bauabschnitt keine Kosten auf die Stadt zukämen.
Dem Aufstellungsbeschluss ist auch zu entnehmen, dass das Trainingszentrum besser ins Straßennetz eingebunden werden soll. "Es sind Varianten zu untersuchen, wie die Anbindung des Geländes über die Verlängerung der Erich-Köhn-Straße in Richtung Cottaweg sowie deren Ausbau in Richtung Jahnallee verbessert werden kann", heißt es in dem Papier. Teilnehmer berichten, dass erwogen wird, die Köhnstraße auszubauen und umzuwidmen - von einer Anlieger- zu einer Hauptverkehrsstraße. "Das soll ein Autobahnzubringer werden", argwöhnen jetzt einige Beiratsmitglieder. Die Planer der Stadt würden prüfen, die Trasse an den Kreuzungspunkt Jahnallee/Lützner Straße anzubinden und dort einen Kreisverkehr zu schaffen.
Für Erregung sorgte in der internen Runde eine Nachfrage zur Zukunft des Motodroms, dessen Fläche laut aktuellem Plan nicht mehr von RB genutzt werden soll, obwohl dies schon im Gespräch war. "Ein Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes hat erwidert, im Aufstellungsbeschluss seien nur die Flächen gekennzeichnet, die für den ersten und zweiten Bauabschnitt des Trainingszentrums benötigt werden", berichtet ein Teilnehmer. "Es könne aber sein, dass es einen dritten Bauabschnitt gebe und dann auch diese Fläche einbezogen wird."
RB habe in der Vergangenheit schon sein in Leipzig geplantes Zentrum mit dem vom Londoner Fußballclub Chelsea verglichen, das um ein Mehrfaches größer sei, als das jetzt ausgewiesene Gebiet. Beiratsmitglieder fürchten jetzt, dass RB in ein paar Jahren auch noch die nördlichen Nachbarflächen bis zur Hans-Driesch-Straße vereinnahmen könnte, und auch die westlichen - einschließlich des Geländes des Kulturzentrums Kaos, der Kleingartenanlage Bach'sche Erben und der Flächen des SV Lindenau 1848 mit dem Charlottenhof. "Diese Vorstellungen sind fast deckungsgleich mit den Plänen, die Leipzig im Jahr 2004 für seine Olympiabewerbung entwickelt hat", heißt es. "Nur damals hätte die Stadt dafür Fördermittel bekommen - doch wer bezahlt die Umsetzung von Olympia-Träumen im Jahr 2010?"
Ängste werden auch wegen der absehbaren Parkplatzprobleme laut. Denn es ist unklar, wo die Schausteller Ersatzparkplätze bekommen werden, wenn ihre derzeitige Fläche an RB geht. Auch ein Ersatz für die 2200 Auto- sowie 200 Busstellplätze, die am Cottaweg vertragsgemäß für das Red-Bull-Stadion östlich des Elsterbeckens vorgehalten werden müssen, ist offen. Im Beirat Alt-West wird deshalb ähnlich wie im Waldstraßenviertel ein Verkehrskonzept gefordert, das die zunehmenden Parkprobleme bei RB-Spielen löst. Andreas Tappert

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