LVZ vom 26.01.2012 Briefträger, Grantler, Plauderer

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Maradona
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LVZ vom 26.01.2012 Briefträger, Grantler, Plauderer

Beitrag von Maradona » Mi Jan 25, 2012 10:04 pm

Mal hart, mal butterweich: RB-Coach Peter Pacult spricht im verregneten Belek über sich und seine Mission

Belek. Wenn US-Präsident Ronald Reagan noch unter den Lebenden weilen würde, könnte man an der türkischen Riviera diesen Kalauer bringen: Alle reden von Reagan - wir haben ihn! Nach sonnigem Sonntag-Empfang und wunderbarem Montag-Wetter schwimmt das Trainingslager der Roten Bullen allmählich von dannen. Morgens regnet es, mittags regnet es und abends tut es das auch. Was nachts abgeht, soll sich nach Berichten des Hotel-Nachtwächters Mesut nicht wesentlich vom Tag unterscheiden.
Die Fußballspieler tragen es mit Humor. "Hauptsache, es hagelt nicht", sagte Kapitän Daniel Frahn nach dem Sintflut-1:1 gegen Wacker Innsbruck. "Zu viel Sonne ist gar nicht gut für die Haut", wusste Tom Geißler zu berichten. Die Stimmung im Camp hat mit dem Wetter nichts gemein, was auch an den im Hotel ausliegenden Prospekten liegen könnte. So ist es verboten, "das Restaurant in Badeschlappen einzutreten". Wer schwanger ist oder Herzprobleme hat, könnte in der Sauna "Nachteile haben". Geradezu verführerisch ist das Angebot des Hamam, wo "Ihnen Sack- und Schaummassagen angeboten werden".
Ob Peter Pacult im Hamam war, verriet er nicht. Dafür plauderte der Grantler in der White-Lounge des Teamhotels freizügig über sich und die übrige Welt.
Pacult über seine Herkunft im Wiener Arbeiterviertel Floridsdorf: "Ich komme aus kleinen Verhältnissen, war als Bub schmächtig, musste lernen, zu kämpfen. Eine gute Schule. Im Leben bekommt man nichts geschenkt."
Über seinen einstigen Job als Briefträger: "Ich habe schon beim Wiener Sport Club erste Liga gespielt, da war ich noch Briefträger. Ich habe den Job gerne gemacht, mich haben alle gemocht. Ich kannte alle in meinem Bezirk persönlich. Damals wurden die Pensionen noch bar zu den Leuten gebracht. Da lag dann oft ein fein säuberlich gefalteter 20-Schilling-Schein als Trinkgeld für mich bereit. Als ich 1984 zu Rapid Wien gewechselt bin, musste ich bei der Post aufhören. Otto Baric (Trainer, Red.) griff sich an den Schädel, als ich ihm sagte, ich könnte beide Jobs unter einen Hut bringen."
Über junge Profifußballer, das süße Leben und Meuselwitzer Fron: "Fußball ist ein harter Job, aber eben ganz anders als das normale Berufsleben. Ich bin damals um fünf Uhr aufgestanden, weiß, wie schwer es ist, Geld zu verdienen. Vielleicht wäre es für den einen oder anderen gar nicht schlecht, so etwas zu erleben. Das macht demütig und dankbar. Die Spieler in Meuselwitz arbeiten vormittags und gehen dann zum Training. Da kann ich nur sagen: Respekt."
Über den Noch-Salzburger Roman Wallner, 29, und den noch nicht perfekten Wechsel nach Leipzig: "Wenn es etwas zu vermelden gibt, werden wir das tun." Übrigens: Ab heute trainiert der Pole Tomasz Wisio, 30, bei RB mit. Der linke Verteidiger könnte Stammkraft Umut Kocin Konkurrenz machen. Wisio hat in Linz, Pasching und zuletzt beim griechischen Club Ergotelis gespielt.
Über den Arbeitseifer seiner Fußballer und die legendäre Rapid-Viertelstunde: "Natürlich ziehen alle mit, das ist eine Grundanforderung an jeden Profi, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Wir sind körperlich schon viel weiter als im Sommer, bräuchten aber noch eine Vorbereitung. Als ich bei Rapid angefangen habe, hat es auch gedauert, bis wir die Mannschaft dort hatten, wo wir sie haben wollten. Wir konnten dann 90 Minuten Gas geben, haben oft gegen Ende wichtige Tore geschossen. Da haben wir der berühmten Rapid-Viertelstunde (über 100 Jahre alt) alle Ehre gemacht."
Über den neuen Abwehrchef Marcus Hoffmann: "Man spielt, wie man trainiert. Da ist Marcus ein Vorbild. Er geht auch beim Übungsspiel voll zur Sache, ist ein positiver Typ. Abwehrchef? Den Titel bekommt er von mir nicht, das belastet nur. Wer weiß, was in den kommenden Wochen passiert."
PP über die U19-Talente Tom Nattermann und Matthias Hamrol, die beide in Belek Profiluft schnuppern: "Die jungen Burschen sind sehr lernwillig, sollen die Zeit hier genießen. Die Mannschaft macht es den beiden leicht, hat sie sofort aufgenommen. Ich schaue immer, was im Nachwuchsbereich passiert, wen ich nach oben holen kann.
Pacult über Aufstiegsdruck und Gedanken an einen Misserfolg: "Wir wollen aufsteigen, müssen nur eines: sterben. Wenn RB Leipzig nicht aufsteigt, dreht sich die Welt weiter. Ich mache mir nie Gedanken, was passiert, wenn dies und das eintritt. Wir arbeiten jeden Tag an unserem Ziel, ich bilde mich auch persönlich permanent im Job weiter. Mehr können wir nicht tun." Guido Schäfer

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