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LVZ vom 21.02.2012 , Rauf und runter von Wolke 7

Verfasst: Mo Feb 20, 2012 10:12 pm
von Maradona
RB-Profis liefern Gala gegen Wilhelmshaven, freuen sich kurz und konzentrieren sich auf Havelse

Leipzig. Die Video-Texter von Sat.1 hatten entweder einen Rosenmontagsschoppen zu viel oder nahmen Unausweichliches vorweg. Nach dem 8:2 der RB-Fußballer gegen Wilhelmshaven grüßte Seite 218 gestern so: "RB Leipzig träumt von der 2. Liga. Drittligist gewinnt 8:2 ..." Ganz so weit ist es noch nicht, der Dreikampf geht weiter. In der Verlosung: Leipzig (45 Punkte), Kiel (44) und Halle (42). Trost für Sat.1: Laut prominenter Expertise hat RB längst das Zeug für Profi-Liga drei ...
Tomislav Piplica hat d a s Eigentor der Bundesliga-Historie auf dem Kerbholz, wurde nach seinem Hinterkopftreffer zum 3:3 gegen Gladbach anno 2002 um ein Haar Opfer des mordlüsternen Ede Geyer. Sein Geld verdient der Ex-Cottbus-Keeper jetzt als Torwarttrainer von Drittligist Carl Zeiss Jena, die den Roten Bullen jüngst in einem Test 2:3 unterlagen. "Da waren die schon richtig stark", sagte der 42-Jährige am Rande des 8:2 in der RB-Arena. "Mit der Truppe würden die auch in der 3. Liga oben mitspielen."
Ist wohl so, bringt den Rasenballern aber in der Regionalliga wenig. "Die vierte Liga ist der Flaschenhals", betont RB-Sportdirektor Wolfgang Loos gebetsmühlenartig. In der 3. und 2. Liga werden aus Flaschen Einmachgläser, gibt es im günstigsten Fall je drei Aufsteiger.
Das 8:2 gegen naiv kickende Feierabend-Fußballer vom Jadebusen war auf Geheiß von Coach Peter Pacult schon beim gestrigen Üben kein großes Thema mehr. PP weiß: Die meisten Fehler werden im Erfolgsfall gemacht. Also lautet das Motto: Wehret den Anfängen der Selbstzufriedenheit. Der tobende Konkurrenzkampf im RB-Kader kommt dem Übungsleiter entgegen. Alle stehen unter Dauerstrom, nehmen den Schlendrian volley. Mittelfeldmann Tom Geißler: "Keiner kann sich sicher sein, es geht in jedem Training zur Sache." Bei anderen Regionalliga-Teams undenkbar: Am Sonntag saßen die erstligaerfahrenen Bastian Schulz, Pekka Lagerblom und Timo Rost draußen, trugen ihr Schicksal mannhaft. Besser so. Am Hofe Peter des Großen gilt: Wer sich öffentlich beschwert, kann sich gleich seine Papiere holen.
Eines zeigte das 8:2: Die RB-Profis sind fit und die Neuzugänge brauchbar. Roman Wallner traf dreifach, wird sich derart uneingeschränkt aber frühestens wieder als Altherren-Fußballer bewegen dürfen. Innenverteidiger Niklas Hoheneder kam für den gezerrten Fabian Franke, fügte sich nahtlos ein. Tomasz Wisio lieferte auf links einen unaufgeregten Part, ist ein Mann mit Technik und Härte.
Dass es zu einem Zweikampf zwischen dem noch nicht ganz gesunden Umut Kocin und Wisio kommen wird, ist nicht in Stein gemeißelt. Der Deutsch-Türke Kocin kann auch die offensive linke Position spielen, dort dem Brasilianer Rockenbach aufs Sonnendach steigen.
Heimliche Gewinner der Vorbereitung waren zwei Männer, die in der Vorrunde auffällig unauffällig kickten und sich gegen Wilhelmshaven die Kicker-Note 1 verdienten. Rechtsverteidiger Christian Müller und Abräumer Henrik Ernst: Beide marschierten, glänzten offensiv und defensiv, erzielten ihr erstes Pflichtspieltor für RB. "Wir sind körperlich alle auf einem sehr guten Level", sagte Ernst. "Da kannst du auch in den letzten 15 Minuten jeden Weg machen. So ein überzeugender Heimsieg hat uns in der Vorrunde gefehlt. Das 8:2 ist gut fürs Selbstbewusstsein und für die Stimmung." Am Sonntag, 13.30 Uhr, tritt RB beim TSV Havelse an. Aus Leipziger Sicht eine unangenehme Nummer: Kleiner Platz, kleiner Gegner, große Erwartungen. Der TSV ist gewarnt, wird kratzen und kneifen. Guido Schäfer