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LVZ vom 29.10.2012, Späte Tore, hochverdienter Sieg

Verfasst: So Okt 28, 2012 10:09 pm
von Jupp
Späte Tore, hochverdienter Sieg
RB Leipzig überzeugt beim 2:0 gegen Hertha II auch den Gäste-Trainer


Leipzig. Karsten Heine coacht seit langen Jahren die U23 der Hertha, liebt und kennt den Fußball, hat ein Auge für Talente - und für Situationen. Nach dem 0:2 seiner Berliner Bubis in der Red-Bull-Arena sagte der 57-jährige Ex-Profi: "Vor zwei Jahren habe ich vorhergesagt, dass Chemnitz aufsteigt. Vor einem Jahr habe ich gesagt, dass es Halle schafft. Ich lege mich wieder fest: Diesmal steigt RB Leipzig auf."
Heines Feststellung, die es via Standleitung vom Presseraum in die VIP-Logen schaffte, sorgte für spontanen Beifall auf den besseren Plätzen im sechsten Stock. Nach neun Spielen und 23 von 27 möglichen Punkten ist die Überzeugung in und um Leipzig groß, dass die laufende Regionalliga-Saison die letzte der Roten Bullen sein wird. Das Feuerwerk gegen gut besetzte Berliner hätte mit einem 6:1 enden müssen, beeindruckte 7246 Fans und auch Herrn Heine.
Eine Kleinigkeit hat der Hellseher aber übersehen: Während Chemnitz und Halle als Meister die Korken knallen lassen und sich abfüllen durften, müssen die kommenden Regionalliga-Titelträger mit stillem Wasser feiern - und sich danach zitternd durch den Flaschenhals Aufstiegs-Relegation zwängen. Falls RB am Saisonende immer noch Erster ist (wovon stark auszugehen ist), warten nach Stand der Dinge Truppenteile wie Viktoria Köln, Hannover II, Kiel, vielleicht auch Mehmet Scholls Bayern-Talente oder der fidele Unterbau von 1899 Hoffenheim. Schwierig, das.
Um möglichst viele Eventualitäten auszuschließen, arbeiten Red-Bull-Fußball-Chef Ralf Rangnick, 54 und Zorniger schon jetzt intensiv an der Rückrunde, die mit dem Aufstieg gekrönt werden soll. Mindestens zwei Raketen sollen in der Winterpause zum eh schon sensationell besetzten Kader stoßen. Wobei der Begriff Rakete wörtlich zu nehmen ist. Rangnick/Zorniger (zogen sich nach dem Abpfiff diskret zurück) suchen nach blitzschnellen jungen Kickern, die die in Fußball-Kreisen gefragte und aussagekräftige 30-Meter-Distanz in weniger als vier Sekunden rennen können.
Zukunftsmusik, auf die RB-Coach Alexander Zorniger ungerne angesprochen wird. Man lebe im Hier und Jetzt, pflegt der 45-Jährige zu sagen, müsse in jedem Spiel Leidenschaft und Demut bringen. Gegen Hertha erledigten die Tabellenführer ihre diesbezüglichen Pflichten, boten aber Lustgewinn und eine Kür vom Feinsten. Zorniger: "Wir können in jeder Sekunde ein Tor machen, hatten diese Überzeugung bis zum Abpfiff."
Nach fahrigen zehn Anfangsminuten, in denen die Herthaner mehrfach gefährlich wurden, riss RB die Partie an sich, berannte das Berliner Tor. Dass es bis zur 80. Minute dauerte, ehe Ösi-Funkturm Niklas Hoheneder die Führung köpfelte, lag auch am guten Keeper Philip Sprint, aber vor allem an einer unterirdischen Abschluss-Quote. Rockenbach hatte alleine vier dicke Dinger auf dem Fuß. Der für Stefan Kutschke ins Stammteam gerückte Carsten Kammlott vergab im ersten Durchgang Top-Chancen. Auch Kapitän Daniel Frahn raufte sich mehrfach das dichte Haar, ehe er mit dem 2:0 und seinem neunten Saisontreffer alles klar machte (88.). Frahn: "Wir müssen vier, fünf Tore machen." Nach dem Spiel war vor der Party. Marketing-Boss Jörg Kurzeja lud in die Disco L1, um die Geburt seines Töchterchens Fee zu begießen. Wenn's läuft, dann läuft's. Guido Schäfer
RB Leipzig: Coltorti - Müller, Hoheneder, Franke, Judt - Röttger (64. Kutschke), Kaiser, Schulz (73. Schinke) - Rockenbach (82. Ernst) - Kammlott, Frahn. Hertha BSC: Sprint - Zingu, Horoskiewicz, Syhre, Leinau (69. Brecht) - Zimmer (59. Zimmer), Dem, Knoll, Andrich (82. Scheffler) - Kachunga, Stephan