Zorniger krempelt das Team um
Leipzig. RB-Coach Alexander Zorniger lässt Worten Taten folgen. Wer meint, seinen Stammplatz nur verwalten zu müssen, werde sich wundern, hatte der 45-jährige Fußball-Lehrer nach den ersten Trainingstagen im Januar gesagt. Die liefen nicht nach dem Gusto des Schwaben, litten unter Mangelerscheinungen in Sachen Ernsthaftigkeit und Konsequenz. Folge: Der Coach ändert beim Rückrundenauftakt am Sonntag bei der U23 von Union Berlin (Jahnsportpark, 13.30 Uhr) das Stammteam der Vorrunde auf mehreren Positionen.
Demnach hat sich Tim Sebastian den Platz neben Innenverteidiger Niklas Hoheneder gegriffen und damit den vormals gesetzten Fabian Franke abgehängt. Sebastian war zu Saisonbeginn Stammkraft, brach sich das Nasenbein und verlor seinen Status. Glänzende Trainingsleistungen und sein Umgang mit der Reservisten-Rolle haben den Ex-Rostocker zurück auf die Showbühne gebracht.
Neu im Team ist auch Mittelfeldmann Jerry Karikari. Als der Modell-Athlet vor einem Jahr mit Eintracht Trier zum Test gegen RB am Cottaweg aufkreuzte, war die einhellige Meinung über den alles überragenden Mann: Verhaften! Ein paar Monate später war der Deal perfekt, stand Karikari aber vor einem Problem: Der Trainer, der ihn geholt hatte und hätte kicken lassen, war weg.
Peter Pacults Nachfolger Zorniger wollte/musste den Spaß- und Instinktfußballer bändigen, forderte von Techniker Karikari: Ernsthaftigkeit, Taktiktreue. Zornigers Fußball ist ein komplexer, eifert im Kern den Vorbildern FC Barcelona und Borussia Dortmund nach. Stören in der gegnerischen Hälfte, nach Balleroberung schnelles Spiel in die entblößte Deckung. Erfordert Spielintelligenz, Physis, Hingabe und Teamarbeit. Wenn sich ein Fußballer ausklinkt, kommt es zum Systemfehler.
Freigeist Karikari und Detail-Fetisch Zorniger. Wurde eine schwere Geburt, die sich bis in die Wintervorbereitung zog. Dann ging der Knopf auf. Zorniger: "Jerry hat kapiert, was wir wollen und machen müssen für unser Spiel." Und Jerry hat das Glück, dass Dominik Kaiser verletzt ausfällt, ein Platz im Mittelfeld frei ist. Auch die Offensivkräfte Carsten Kammlott und Timo Röttger sind Gewinner der Vorbereitung, dürften in Berlin auflaufen.
Die Sicherheitsvorkehrungen werden der Brisanz der Partie entsprechen. RB ist für die stolzen Unioner ein Rotes Tuch. Und weil die Profis der Berliner erst am Montag spielen, könnte es sein, dass der Jahnsportpark als Bühne für weniger liebenswerte Aktionen gegen die ach so böse Brause-Combo genutzt wird. Guido Schäfer
