LVZ vom 29.04.2013, Die Show des Stefan Kutschke

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Rumpelstilzchen
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LVZ vom 29.04.2013, Die Show des Stefan Kutschke

Beitrag von Rumpelstilzchen » So Apr 28, 2013 10:09 pm

Die Show des Stefan Kutschke
Stefan Kutschke, RB-Stürmer
RB-Stürmer trifft beim 4:0 gegen Magdeburg dreifach / 7432 Fans bestaunen beste Saisonleistung


Leipzig. Sie hatten sich in der Rückrunde mehrfach einen zurecht gegurkt, wären um ein Haar bei einem Sechstligisten aus dem Sachsenpokal geflogen. Der Finaleinzug im Neugersdorfer Funzel-Licht war offenbar d a s Erweckungserlebnis. Gestern fegten die Rasenballer Magdeburg 4:0 (3:0) aus der Red-Bull-Arena, hätten vor 7432 Fans auch 8:2 gewinnen können. Stefan Kutschke, 25, machte das Spiel seines noch jungen Lebens, traf dreimal.
Standing Ovations für einen Fußballer gab es in der größten Leipziger Schüssel zuletzt, als Lok-Ikone René Müller seinen legendären Elfer gegen Bordeaux in den Knick jagte. Europapokal-Halbfinale, 1987. DDR-Mark, Vopos, Kombinate, graue Vorzeit.
Gestern gab es in der 71. Minute wieder jene besondere Ehrerbietung für Helden, den Applaus im Stehen. Stefan Kutschke schwebte vom neu verlegten Rollrasen. Der RB-Stürmer hatte in der 17. und 24. Minute mit zwei sensationellen Kopfballtoren das 1:0 und 2:0 erzielt, kurz nach der Halbzeit mit dem Fuß (er hat zwei davon) das 3:0 folgen lassen (48.). Kutschke hatte gefühlte 100 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, mehrere Gegenspieler verschlissen, hatte das Zeug zum Lewandowski. Zum polnischen Vierling fehlte noch ein Törchen.
Warum holte Coach Alexander Zorniger den Mann so nah vorm Eintrag in die Geschichtsbücher vom Feld? War da nur seelische Grausamkeit oder mehr im Spiel? Die Erklärung ist unspektakulär bzw. muskulär. Der 1,94-m-Hüne hatte eine Verhärtung im Bein, bat um Auswechslung. Doch auch so hätte Zorniger seine Kampfmaschine wohl ausgewechselt. Die Magdeburger mochten Kutschke nicht, wollten ihm wenigstens noch einen Pferdekuss verpassen. Als FCM-Terrier Tobias Friebertshäuser eine Berti-Vogts-Gedächtnisgrätsche ansetzte, war für Zorniger klar: Meinen Kutsche setze ich jetzt neben mich, streichle sein nasses Haar und packe ihn in Watte.
RB kämpfte, presste und spielte den nicht schlecht besetzten Gast an die Wand. Kutschke war das Ass der Asse. Rockenbach, Bastian Schulz, Juri Judt, Clemens Fandrich und Dominik Kaiser (zwei Torvorlagen) lieferten ihre besten Saisonleistungen ab. Daniel Frahn legte in seinem 100. Spiel für RB zwei Kutschke-Treffer auf und traf zum 4:0 (90.). Christian Müller hatte auf rechts alles im Griff, die Verteidiger Niklas Hoheneder und Fabian Franke wischten innen feucht durch. Keeper Fabio Coltorti wurde zweimal gefordert, stand seinen Mann.
Magdeburgs Coach Andreas Petersen gratulierte vorfristig zur Meisterschaft, sprach von einer Drittliga reifen Vorstellung und wünschte von "Herzen den Aufstieg". Der Herzenswunsch hat einen herzlosen Hintergrund: Falls RB nicht aufsteigt, kann sich Magdeburg den Titel 2013/2014 abschminken.
Alexander Zorniger hinterließ einen zentralen Satz: "So stelle ich mir Fußball vor." Nicht nur er. Guido Schäfer
RB: Coltorti - Müller, Hoheneder, Franke, Judt - Fandrich (60. Röttger), Kaiser, Schulz - Rockenbach (79. Kammlott) - Kutschke (71. Karikari), Frahn
Drei Tore in einem Pflichtspiel, Standing Ovations, fett gedruckt im Kicker. Das Spiel Ihres Lebens?
In der letzten Saison habe ich auch mal drei Tore gemacht, beim 5:0 in Lübeck. Aber von den Emotionen her war es jetzt größer. Ein wirklich geiler Nachmittag. Für uns und unsere Fans. Alle haben einen Top-Job gemacht, wir haben den Magdeburgern keine Luft zum Atmen gelassen. So müssen wir immer an die Sache ran gehen.
Sie wurden Mitte der zweiten Halbzeit nach einem Zweikampf minutenlang behandelt, humpelten dann zunächst wie Käptn Ahab umher, ehe das rechte Holzbein wieder zu Ihnen fand. Was ist da los? Können Sie etwa nicht mit Schmerzen umgehen?
Ich hatte mir unter der Woche eine kleine Zerrung geholt. Und genau in diese Stelle habe ich einen Magdeburger Fuß bekommen. Kurz vor meiner Auswechslung hat der Muskel dann kurz zugemacht. Da bin ich hin zum Coach und habe ihm gesagt, dass es besser ist, wenn ich runter gehe.
Sie wechseln zum VfL Wolfsburg. Waren die drei Tore auch eine Empfehlung für die Bundesliga und Dieter Hecking?
Ich denke nur an RB und will mich unbedingt mit dem Aufstieg verabschieden.
Interview: Guido Schäfer
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