Garbuschewski: "Ein Sieg wäre eine Befreiung"
CFC-Ass vorm Derby gegen RB Leipzig
Leipzig/Chemnitz. Es gab einmal einen Trainer, der versprach seinem Vorstand: "Ich führe den Club aus der Liga heraus!" Der Mann hielt Wort - und stieg ab. Nein, diese Nummer ist nicht auf den Chemnitzer FC gemünzt, CFC-Kult-Trainer Gerd Schädlich, 60, hat seinen Bossen nie den Aufstieg versprochen. Und doch klaffte zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine Lücke, die Schädlich unlängst zu seinem Rücktritt veranlasste. Am Sonnabend, 14 Uhr, empfängt Chemnitz mit Schädlichs Nachfolger Karsten Heine, 58, RB Leipzig. Für CFC-Ass Ronny Garbuschewski, 27, ein Duell auf Augenhöhe.
Die Lage ist unerwartet klar: Chemnitz hat 14 Punkten gesammelt, RB 24. Chemnitz dümpelt im Keller (Platz 16), RB ist Zweiter. Ronny Garbuschewski, Waffe im rechten offensiven Chemnitzer Mittelfeld, spricht trotzdem von einem "Duell auf Augenhöhe".
Zwei Dolle, ein Gedanke: Auch RB-Kapitän Daniel Frahn benutzt das Bild mit der Höhe und den Augen. "Chemnitz ist klasse besetzt", sagt Frahn, 25, "die haben im Tabellenkeller eigentlich nichts zu suchen, kommen da auch wieder raus." Den Weg in angenehmere Gefilde möge der CFC nach Frahns Gusto aber bitte schön erst nach dem 14. Spieltag antreteten.
Fakt ist: Beim oft unter Wert geschlagenen Chemnitzer FC lief schief, was schief laufen konnte, wurden reihenweise Punkte liegengelassen. Exemplarisch das jüngste 0:1 in Burghausen: Kurz bevor die Gastgeber trafen, hatte Chemnitz durch den Ex-Leipziger Tino Semmer eine 100-prozentige Chance zur Führung. Garbuschewski: "Wenn Tino den macht, ziehen wir das Ding. Aber so ist das in so einer Phase." Da hat man kein Glück - und dann kommt auch noch Pech dazu.
"Garbu" wurde beim FC Sachsen ausgebildet und unter Gerd Schädlich beim Chemnitzer FC (2009 bis 2012) zum Mann. Im Sommer 2013 kehrte er nach fruchtlosem Intermezzo bei Fortuna Düsseldorf (sieben zumeist kurze Bundesliga-Einsätze) zurück zum CFC. Zurück zu Schädlich. Als der nach einem 0:4 gegen Münster frustriert seinen Hut nahm, bat Garbuschewski um ein Vier-Augen-Gespräch: "Ich habe Herrn Schädlich viel zu verdanken, habe ihm das so gesagt und alles Gute gewünscht. Es war sehr schade, dass es so endete."
Schädlichs Nachfolger Karsten Heine macht am Seitenrand einen ruhigen Eindruck, ist der Anti-Klopp. Im Training sieht das schon anders aus, sagt Garbuschewski. "Da ist er agil und lautstark bei der Sache, bringt sehr gut rüber, welchen Fußball er sehen will." Heines Vorstellungen sind nahezu deckungsgleich mit jenen von RB-Coach Alexander Zorniger: Der Ball soll schnell und flach zirkulieren, es wird gepresst, wo es Sinn macht und sich Chancen zu Kontern bieten.
Der Sonnabend-Hit elektrisiert in Chemnitz und in Leipzig. 10000 Fans (1000 aus Leipzig) werden dabei sein, wenn durchhängende Tradition auf aufmüpfige Rote Bullen trifft. Garbuschewski: "Das wird ein besonderes Spiel mit viel Brisanz. Ein Sieg wäre wie eine Befreiung für uns. Es werden Kleinigkeiten entscheiden."
Daniel Frahn erinnert sich mit Wonne an den 1:0-Sieg in Halle. "So wird das auch in Chemnitz. Volles Stadion, viel Zweikämpfe, große Emotionen - es gibt nichts Schöneres."
Guido Schäfer
MDR überträgt CFC - RB live ab 14 Uhr
Leipzig. Leipzig kommt: Das sächsische Drittliga-Derby zwischen dem Chemnitzer FC und RB wird am Samstag ab 14 Uhr live im MDR-Fernsehen gezeigt, auch in der "großen" Sportschau geht es um diese Partie. Berichterstatter wird dann MDR-Sportredaktionsleiter Raiko Richter sein.
Der 38-Jährige wuchs in Karl-Marx-Stadt auf, verfolgte in den vergangenen zehn Jahren den CFC als TV-Mann. Der Markkleeberger kennt sich also bestens aus, tippt ein 2:2 und schätzt ein: "Die Himmelblauen müssen kompakter und geduldiger nach vorn spielen und erst einmal im Kopf den Schalter umlegen, denn aus Aufstiegskampf ist Abstiegskampf geworden."
Trainer Karsten Heine sieht er übrigens als eine Light-Variante von Vorgänger Gerd Schädlich, denn beide eint ein Motto: Einstellung kommt vor Aufstellung. Eine ausführliche Expertise des TV-Mannes zu den CFC-Akteuren lesen Sie unter lvz-sportbuzzer.de. Beispielsweise attestiert er dort den beiden Innenverteidigern Bankert und Cinar ein hölzern wirkendes Auftreten. Außerdem finden Sie im LVZ-Portal seine Tipps zum bevorstehenden Spieltag der Sachsenliga.
Torsten Teichert