LVZ vom 12.12.2013, Frahn will und kann - darf er auch?

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Rumpelstilzchen
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LVZ vom 12.12.2013, Frahn will und kann - darf er auch?

Beitrag von Rumpelstilzchen » Mi Dez 11, 2013 11:59 pm

Frahn will und kann - darf er auch?
RB-Mittelstürmer drängt im Duell der Tatort-Städte Münster gegen Leipzig ins Team


Leipzig. Als die Rasenballer am 29. Juni ihr Heimdebüt in der 3. Liga gaben, waren die Umstände besondere. 50 Grad in der Schüssel, Blümchen für den zum Wolf konvertierten Bullen Stefan Kutschke, ein heißes 2:2 gegen den Aufstiegsfavoriten Preußen Münster. Am Sonnabend (14 Uhr) trifft man sich in Münster wieder. Und fast nichts ist mehr wie es war. Die gerupften Preußen (23 Punkte) krebsen untenrum, empfangen brustbehaarte Rasenballer (36).
Von Guido Schäfer
Münster also. 300 000 Einwohner, 100 000 Fahrräder, 50 000 Studenten, ein Tatort. Für viele: d e r Tatort. Plauzen-Kommissar Thiel und Gerichtsmediziner-Pfau Boerne sind hinreißend, machen mittlerweile mehr Geld in der Werbung als am Set.
Münster ist - historisch bedingt - auch eine leibhaftige Fußball-Stadt. Die kickenden Preußen erblickten 1906 das Licht der Welt, gehörten zu den 15 Gründungsmitglidern der Bundesliga. Die Vereinsfarben sind schwarz-weiß-grün, das stolze Wappentier ist der preußische Adler. Der hat schon bessere Zeiten erlebt, schnäbelt auf den Felgen, späht auf das betagteste Team der dritten Liga.
Weil der 27,1-Jahre-Schnitt grenzwertig ist (RB: 24,0) ist, bekam der Ex-Dortmunder Patrick Owomoyela jetzt einen Korb von den Münsteranern. Der 34-Jährige passe nicht in die Ausrichtung, so Preußens Sportchef Carsten Gockel.
Der im September für Pavel Dotchev gekommene Fußball-Lehrer Ralf Loose hat aus dem Sinkflug zwar keinen Höhenflug gemacht, aber zuletzt für Thermik unter den Schwingen gesorgt. In den vergangenen vier Spielen gab es keine Niederlage, in der Vorwoche wurde der MSV Duisburg in letzter Minute 2:1 geschlagen.
Coach Loose hat mit unpopulären Personalentscheidungen und auch öffentlicher Kritik an der Berufsauffassung diverser Profis Angriffsfläche geboten. Gut für den Ex-Trainer von Dynamo Dresden, dass Ergebnisse kamen. "Wir wollen auch gegen RB Leipzig punkten", sagt der ehemalige Bundesligaspieler von Borussia Dortmund. Dass die Rasenballer stehen, wo sie stehen, überrascht den 50-Jährigen kein Stück. "RB ist in jeder Hinsicht gut aufgestellt." Personell, finanziell und strategisch.
23 Punkte gegen 36 Punkte. Nennt sich eigentlich ungleiches Duell. Beim Tabellen-Zweiten aus Leipzig heben sie trotzdem warnend den Zeigefinger. Wissend, dass das Gesamtpaket Münster (Fußballer, Trainer, Fans, Historie) an manchen Tagen urwüchsige Kraft entfaltet. "Die sind viel besser als ihr Tabellenplatz", stellt RB-Kapitän Daniel Frahn mit einigem Recht fest. "Wir wissen genau, was uns erwartet."
Was ihm persönlich blüht, weiß der achtfache Saisontorschütze nicht. Fischt er miefige Schuheinlagen aus dem Nikolausstiefel oder ein liebliches Geschenk seines Trainers? Frahn hat seine Zerrung auskuriert, drängt mit Macht zurück ins Team, zurück in die Sturmmitte.
Coach Alexander Zorniger sagt gebetsmühlenartig, dass ein gesunder Frahn "bei mir immer spielt". Wobei sich der Trainer vielleicht genötigt sieht, den Konrad Adenauer zu machen. "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?", bewies der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland dereinst nicht nur rhetorische Biegsamkeit.
Frahn selbst will kein Fass aufmachen, gibt sich als sozialverträglicher Held der Arbeit. "Ich nehme es, wie es kommt." Falls es für den 26-Jährigen gut kommt, dürfte es für seinen Statthalter Denis Thomalla weniger gut kommen. Zur Info: Thomalla hat gegen die Stuttgarter Kickers das 1:0 gemacht. Zuweilen ist Undank der Welten Lohn.
Es gibt noch zwei weitere Personalien, die Zorniger bewegen. Dominik Kaiser sortiert nach Gelbsperre wieder das Mittelfeld, weist wohl dem beim 2:1 gegen Stuttgart guten Clemens Fandrich einen Bankplatz zu. Unschön für Fandrich. Und: Kaisers Adlatus Joshua Kimmich hat Knie-Probleme, trainierte gestern gesondert.
Am Sonnabend treffen die deutschen Tatort-Städte und Fahrrad-Hochburgen im Preußen-Stadion aufeinander. Wer fährt mit einem Platten nach ­Hause?
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