LVZ vom 20.03.2014, Sichtung via Wyscout

Presseberichte zu RB Leipzig
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Rumpelstilzchen
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LVZ vom 20.03.2014, Sichtung via Wyscout

Beitrag von Rumpelstilzchen » Do Mär 20, 2014 12:18 am

Sichtung via Wyscout
RB Leipzig setzt auf italienische Datenbank / Vertrag mit Scout Hansi Kreische endet am 30. Juni


Leipzig. Lange Loden, strammer Schuss mit rechts und links, grandiose Technik: Hansi Kreische ist eine Ikone des DDR-Fußballs, prägte Nationalmannschaft und Dynamo Dresden. Die Mähne ist dem 66-Jährigen verlustig gegangen, den Fußball liebt er nach wie vor. 2010 hatte ihn Red-Bull-Fußball-Chef Dietmar Beiersdorfer zum Chefscout von RB Leipzig gemacht, am 30. Juni scheidet Kreische aus. Beiersdorfers Nachfolger Ralf Rangnick hat die Verträge mit Kreische und Ulrich Nikolinski, 68, nicht verlängert. Ronny Kujat, 39, bleibt RB-Scout.
"Ich hätte gerne weiter gemacht", sagt Kreische, "akzeptiere aber die Entscheidung des Vereins." Der setzt künftig auf die sagenumwobene Scouting-Plattform "Wyscout". Der 2004 vom italienischen Fußballfan Matteo Campodonico erfundene Online-Service stellt Kontakte zwischen Agenten, Scouts und Vereinen her, erleichtert im Idealfall Transfers. Die riesige Datenbank, Chef Campodonico nennt sie "Informationsfabrik" weiß alles über rund 200000 Spieler.
Darunter: Rohdiamanten aus aller Herren Länder. Ein Beispiel: RB steht der Sinn nach einem Stürmer, der über 1.85 m groß, jünger als Jahrgang 1992 ist und in der norwegischen ersten Liga mehr als zehn Tore geschossen hat. Am Leipziger Schreibtisch spuckt das System diverse Namen plus dazugehörige Infos und Videos aus. Wenn Spieler XY gefällt, kommt die Fleischbeschau vor Ort. Die nimmt im vorliegenden Fall Rangnick persönlich oder sein Mentor Helmut Groß vor. Der Scout, der ein Land bereist und sich am Wochenende drei, vier Spiele anschaut, ist nicht mehr gefragt.
Mittlerweile bauen mehr als 300 Clubs (unter anderem Bayern München, Dortmund, Mainz, alle italienischen Erstligisten), zig Spieler-Agenturen und auch der Deutsche Fußball-Bund auf das durchaus kostenintensive Wyscout. Der DFB sucht keine neuen Spieler, kann aber die Form und Besonderheiten der weltweit verstreuten gegnerischen Nationalspieler checken.
Kreische hätte sich eine Scouting-Vorauswahl am Computer zugetraut, sieht aber seine Stärke bei der Live-Beobachtung. "Dort sehe ich: Was ist es für ein Typ? Spielt er nur gut, wenn es läuft? Ist es ein positiv Verrückter, der erst rennt und dann Forderungen stellt? Einer mit Disziplin wie Jens Jeremies?" Kreische will auch nach dem 30. Juni dem Fußball erhalten bleiben. "Ich bin keiner fürs Sofa." Ist eine Rückkehr zu Dynamo Dresden denkbar? "Denkbar ist im Fußball alles. Aber noch ich stehe ich in Leipzig unter Vertrag, will meinen Job anständig und wie sich das gehört erledigen."
Übrigens: Hansi Kreische war es, der einen gewissen Stefan Kutschke für die Roten Bullen entdeckte. Und auch der unverwüstliche Fabian Franke kam auf seine Empfehlung. Guido Schäfer
"Was hat Fußball mit Demokratie zu tun?"
Torwart-Legende René Müller über die Strukturen von RB, die Probleme von Lok und die WM-Aussichten


Leipzig. Die Leipziger Torwartlegende René Müller bezeichnet die wiederkehrende Kritik an Red Bull Leipzig als "verlogene Neiddebatte". Der 55-Jährige ist vom Aufstieg der Zorniger-Truppe überzeugt und rechnet auch Lok noch Chancen auf den Klassenerhalt aus.
Frage: Herr Müller, RB Leipzig ist die klare Nummer eins im Leipziger Fußball. Folgt dem wahrscheinlichen Aufstieg der Durchmarsch in die Bundesliga?
René Müller: Das ist schwer zu sagen. Ich gehe davon aus, dass sie um die vorderen Plätze mitspielen werden. Wenn sie weiter so sachlich mit ihren Finanzen umgehen und die Transferpolitik stimmt, dann traue ich ihnen einen ähnlichen Weg zu wie Hoffenheim vor ein paar Jahren.
Hoffenheim, RB - beide gelten als Retortenklubs oder gar als "schallende Ohrfeige für die Fußballkultur", wie das Fußballmagazin 11Freunde die Bullen jüngst nannte.
Ach, das ist doch eine billige Argumentation. Die Leute wollen mit ihrer Familie in Ruhe ein gutes Fußballspiel sehen, ohne Angst, einen Böller an den Kopf zu bekommen. Pyrotechnik, Aggressionen, Gewalt - soll das etwa Fußballkultur sein? Das wichtigste ist doch das Spiel. Wenn 18000 Fans zu einer Drittliga-Partie gegen Elversberg kommen, dann ist das der beste Beweis für eine gesunde Fußballkultur.
Können Sie die Kritik an der Traditionslosigkeit des Vereins gar nicht nachvollziehen?
Im ostdeutschen Fußball gab es zwei große Brüche: 1945 und 1989. Hier gibt es also gar keine so lange Tradition, wie sie manche Westvereine noch pflegen. Wismut Aue war das Red Bull der 50er Jahre, eine massiv durch einen Trägerbetrieb finanzierte Mannschaft. In Jena war es ab den 60er Jahren durch die Gelder von Carl Zeiss ähnlich. Früher gab es Betriebssportgemeinschaften, heute sind es eben Konzernsportgemeinschaften
denen es in erster Linie darum geht, den Umsatz zu steigern.
Bayer möchte mehr Pillen verkaufen, VW mehr Autos und Red Bull eben mehr Dosen. Aber Spaß beiseite: Wichtig ist, dass für die Trainer, Sportlichen Leiter und Spieler die Rahmenbedingungen stimmen. In Leipzig wird gute Nachwuchsarbeit geleistet, die Bedingungen sind erstligareif, nach außen wird Geschlossenheit demonstriert. Hinter den Erfolgen steckt Geld - und viel harte Arbeit. Die Neiddebatte ist verlogen: Überall im Fußballgeschäft sind immense Summen im Spiel - bei Vereinen wie Paris St. Germain oder Manchester City noch viel mehr. Sie müssen vernünftig investiert werden, was in den letzten 20 Jahren im Leipziger Fußball nicht gemacht wurde.
Kritiker monieren die undemokratischen Strukturen bei RB.
Was hat Fußball mit Demokratie zu tun? Demokratie hat auch ein Ende. Der sportliche Vorstand soll das Sagen haben, da soll keiner mehr reinquatschen. Ich halte nichts davon, zu viele Menschen in einem Verein mitbestimmen zu lassen. Fußball ist eine sanfte Diktatur mit kleinen demokratischen Nischen. Es muss klare Hierarchien geben wie in jedem Wirtschaftsunternehmen. Dazu sind Fußballvereine mittlerweile geworden.
Weniger gut geht es Lok Leipzig.
Leider ja. Die Verantwortlichen haben noch einiges an den Altlasten ihrer Vorgänger abzutragen. Und sie haben sich durch demokratisch gefällte Urteile der Mitgliederschaft ins sportliche Abseits gestellt. Ein Abstieg wäre sehr sehr bitter. Aus der Oberliga wieder nach oben zu kommen, ist unglaublich schwer.
Gelingt der Klassenerhalt?
Der Punktabstand zum rettenden Ufer ist zu groß bei der Anzahl der ausstehenden Spiele. Sie müssen auf jeden Fall vor Rathenow landen und auf einen Lizenzverlust einer anderen Mannschaft spekulieren - auch wenn ich das natürlich niemandem wünsche.
Sie arbeiten seit 2012 als Scout. Sehen wir René Müller irgendwann wieder auf der Bank?
Mein Interesse am Trainerberuf ist begrenzt, aber man sollte niemals nie sagen, wenn zur richtigen Zeit das richtige Angebot kommt. Im Osten sind die sportlichen und wirtschaftlichen Bedingungen außer bei Red Bull aber auch einfach nicht gut genug.
Aber Sie bleiben dem Fußballgeschäft erhalten?
Ich arbeite absolut gerne in meinem derzeitigen Beruf. Vieles kann ich von Leipzig aus erledigen, regelmäßig stehen kurze Reisen auf dem Programm. Ich kann seit langer Zeit mal wieder von zu Hause arbeiten, mag die Flexibilität.
WM-Ausblick: Wird Deutschland 2014 Weltmeister?
Deutschland ist eine Turniermannschaft und sie sind eingespielt. Aber es gibt auf strategisch wichtigen Positionen Probleme. Werden Khedira und Gündogan fit, bleibt Schweinsteiger verletzungsfrei? Auch im zentralen Sturm sehe ich eher Fragen als Antworten. Es dürfen keine weiteren Verletzungen dazu kommen
Wäre es Zeit für einen neuen Trainer, falls erneut der Titel verfehlt wird?
Das muss der DFB entscheiden. Aber ich denke, dass Jogi Löw hervorragende Arbeit leistet. Was er selbst in diesem Fall machen wird, steht in den Sternen.
Interview: Thomas Fritz
Nachwuchs-Länderspiele
Deutsche U16 in Taucha und Markranstädt


Leipzig. Die Fußball-Stars von morgen kicken in unserer Region: Am kommenden Dienstag in Taucha und zwei Tage später in Markranstädt bestreitet die deutsche U16-Nationalmannschaft Test-Länderspiele gegen Tschechien (Anpfiff jeweils 12 Uhr). "Wir wollen uns gut präsentieren und unsere Fortschritte bestätigen", erklärt DFB-Coach Stefan Böger, 47. Vor drei Wochen bezwang sein Team bei einem Uefa-Turnier die Niederlande und Norwegen 2:0 und unterlag Gastgeber Portugal unglücklich 2:4.
Heute checkt die 20-köpfige Mannschaft im Leipziger Lindner-Hotel ein und wird in den nächsten Tagen am Cottaweg trainieren. "Wir sind RB sehr dankbar, dass sie uns ihre Plätze zur Verfügung stellen", sagt Böger, "das ist keine Selbstverständlichkeit."
Seine Fußballer, alle Jahrgang 1988, kommen bis auf zwei Bochumer nur von Erstliga-Klubs. Wer von ihnen mal Karriere macht? "Es wäre unserios, 15-Jährigen eine Zukunft im Profi-Bereich zu prognostizieren", meint Böger, "da kann noch so viel passieren." Aber Talente wie Max Meyer (18), Leon Goretzka (19) oder Timo Werner (18) gingen durch seine Hände, spielen bei Schalke und Stuttgart bereits in der Bundesliga. "Als Vorbilder sind sie wichtig, weil meine Jungs sehen, was möglich ist."
Böger ist nach sechs Jahren beim DFB, in denen er hunderttausende Autobahnkilometer für Sichtungen und Lehrgänge herunter schrubbte, auf Abschiedstournee. Sein im Sommer auslaufender Vertrag wird wie auch der von Christian Ziege (U18) nicht verlängert, weil der neue Sportdirektor Hansi Flick sein Trainer-Team nach eigenen Wünschen zusammenstellen will. Böger, gebürtiger Erfurter, bedauert das sehr.
Einen Akteur aus dem Osten hat er nicht im Leipzig-Kader, betrachtet dies mit gemischten Gefühlen. "Das ist schon länger ein Problem, aber es bietet sich derzeit keiner an. Letztlich ist es egal, wo die Jungs herkommen." Der Leipziger RB-Kicker Felix Beiersdorf, 15, schon mehrfach eingeladen, zähle momentan nur zum erweiterten Aufgebot. "Er steht weiterhin im Fokus, aber ich will jetzt keine Experimente."
Frank Leicht versteht das nicht, ist gelinde gesagt sauer. "Wenn Böger auf einen wie Felix verzichtet, muss sein Team sehr stark sein", ätzt der RB-Coach. Seine B-Jugend ist Spitzenreiter der Bundesliga-Nordstaffel - und Beiersdorf, obwohl zum jüngeren der beiden Jahrgänge gehörend, Stammspieler im Mittelfeld. "Schade, Felix hätte es verdient. Ihn zu nominieren, wäre auch eine Geste der Wertschätzung gewesen - für uns als Gastgeber und für die Zuschauer." Leicht fragt sich zudem, woher Böger seine Informationen bezieht: "In bisher 19 Spielen wurden wir nur einmal von DFB-Trainern beobachtet."
Er freut sich trotzdem auf die beiden Länderspiele. "Eine feine Sache, ein Highlight für die Region." Viele Scouts werden zudem auf den Tribünen sitzen. Auch eine Chance für RB, sich nach Talenten umzuschauen? Leicht: "In diesem Altersbereich sind erstmals Verträge erlaubt und die Spieler schon fest vergeben. Wir holen unsere Jungs früher. Und wenn wir weiter so arbeiten, wird der DFB an ihnen künftig nicht mehr vorbeikommen." Steffen Enigk
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