LVZ vom 18.08.2014, Joker Fandrich schießt RB ins Glück

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Jupp
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LVZ vom 18.08.2014, Joker Fandrich schießt RB ins Glück

Beitrag von Jupp » Mo Aug 18, 2014 9:10 am

Joker Fandrich schießt RB ins Glück
Zweitliga-Aufsteiger nach 2:1 gegen Paderborn in der 2. Runde des DFB-Pokals


Von Guido Schäfer

Leipzig. Sonntag Abend zieht man sich im Normalfall Tatort oder Traumschiff rein. Gestern hieß das Motto in und um Leipzig: Runter von der Couch, rein in die Red-Bull-Arena, DFB-Pokal gucken, große, weite Fußball-Welt schnuppern. 24348 Fans hatten sich richtig entschieden, wurden zu gewöhnungsbedürftiger Anstoßzeit sensationell unterhalten. Die Erstrundenpartie RB Leipzig gegen ­Paderborn - ein hochspannender Abnutzungskampf im Duell deckungsgleicher Philosophien (vorwärts immer, rückwärts nimmer).
Aus Leipziger Sicht hatte die hin­reißende Nummer ein liebliches Happy End à la Traumschiff mit Sascha Hehn und Heide Keller. Zweitligist RB schlägt den kernigen Bundesliga-Aufsteiger aus Paderborn 2:1 nach Verlängerung und zieht verdient in die 2. Runde ein. Der Triumph dürfte das Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue (Freitag, 18.30 Uhr) weiter befeuern. Aue-Coach Falko Götz saß übrigens vergnügt auf der RB-Tribüne. Der nachmittägliche 1:0-Pokalsieg in Jena hat frei auf der Brust gemacht. In der Vorsaison waren die Rasenballer gegen einen bissigen Erstligisten (FC Augsburg) ausgeschieden.
Die Augsburger waren um ihr Leben gerannt, keinem Duell aus dem Weg gegangen. Paderborn hielt es gestern ähnlich. Wissend, dass der Klassenunterschied nur auf dem Papier besteht und RB kein normaler Zweitliga-Neuling ist. Und man liegt nicht falsch in der Annahme, dass sich beider Etats auf Augen­höhe befinden.
Auf Augenhöhe begegneten sich die Teams in der RB-Arena. Weil Leipzigs Coach Alexander Zorniger, 46, und sein Paderborner Kollege André Breitenreiter, 40, aufs Balljagen stehen und Gegner drögen Ballzirkulierens sind, ging es wild und verwegen zur Sache. Zeit zur gepflegten Ballannahme gab es nicht, aus Jäger wurden innerhalb von Sekunden Gejagte und umgekehrt. Es kam zu jenem "Abnutzungskampf", den Diego Demme in Aussicht gestellt hatte. Demme, 22, kam vor acht Monaten aus Paderborn nach Leipzig, kassierte im Sommer gleich zwei Aufstiegsprämien.
Rückkehrer Stefan Kutschke wurde freundlich empfangen, winkte gerührt ins Publikum und packte dann seinen Werkzeugkoffer aus. Lange Stollen, Schienbeinschützer aus Carbon, ein Schädel aus Stahl - und grenzenlose Leidenschaft. Kutschke war eine treibende RB-Kraft beim 2013er Drittliga-Aufstieg, wechselte zum VfL Wolfsburg und ist jetzt beim SCP gesetzt. Für die RB-Abwehrrecken Tim Sebastian und Geburtstagskind Niklas Hoheneder (wurde gestern 28) war der Abend kein pures Vergnügen, sie hatten ihren Ex aber unter Kontrolle.
Vorm Anpfiff wurde Ex-RB-Profi Timo Röttger (neuerdings Viktoria Köln) von Sportdirektor Ralf Rangnick offiziell verabschiedet.
Großchancen gibt es bis zur 25. Minute keine, dann lenkt RB-Keeper Benny Bellot einen Moritz-Stoppelkamp-Schuss heldenhaft an die Latte. Zwei Minuten später steht Bellot zwischen Baum und Borke, muss einem gefühlvollen 30-Meter-Heber von Süleyman Koc hinterherschauen. Das 0:1. In der 35. Minute geht Joshua Kimmich im Paderborner Strafraum Parterre, fordert Elfmeter. Schiri Harm Osmers sagt: Nö. Er hätte auch ja sagen können. Der verdiente Ausgleich fällt dennoch. Ein abgefälschter Freistoß von Anthony Jung verirrt sich im Gäste-Netz - das 1:1 (43.).
Nach dem Wechsel hatte RB alles im Griff, kam aber trotz Überlegenheit zu keiner griffigen Chance. Ab in die Verlängerung und zur Entscheidung: Kimmich flankt, der just eingewechselte Clemens Fandrich stochert, trifft zum 2:1! Danach ging sie ab, die Party. Im Sta­dion, in der Kabine und in der sündigen Innenstadt.

RB Leipzig: Bellot - Teigl, Hoheneder, Sebastian, Jung - Demme, Kimmich, Khedira (101. Fandrich) - Kaiser (112. Willers) - Poulsen, Frahn (80. Morys). SC Paderborn: Kruse - Wemmer, Strohdiek, Hünemeier, Hartherz - Ziegler, Koc (85. Ouali), Bakalorz (Rupp), Vrancic, Stoppelkamp - Kutschke. Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover). Tore: 0:1 Koc (27.), 1:1 Jung (43.), 2:1 Fandrich (109.). Zuschauer: 24348
Ein Kader für die Zukunft

Natürlich ist RB kein Zweitliga-Aufsteiger wie jeder andere. Der Verein hat Möglichkeiten, von denen andere nur träumen können - aber er nutzt sie auch. Vor allem besitzen die Verantwortlichen einen Blick für Talente. Sie haben in den letzten Jahren hungrige junge Spieler geholt, die im Vorjahr gerade in die dritte Liga aufgestiegen waren und nun nach dem erneuten Aufstieg einen Bundesligisten aus dem Pokal-Rennen geworfen haben .
Das ist in diesem K.o-Wettbewerb freilich keine Seltenheit. Nicht alltäglich ist aber, dass die meisten der Protagonisten sehr jung und noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung sind. Viele Bundesligisten ärgern sich zum Beispiel mächtig, bei Yussuf Poulsen zu schnell die Bemühungen eingestellt zu haben.
Trainer Alexander Zorniger hatte gestern ein Team auf den Rasen geschickt, das bis auf Rani Khedira identisch mit den Aufstiegshelden des Frühjahrs war. Der Kader wurde in der Regionalliga für die Zukunft zusammengestellt. Paderborn spürte gestern die Auswirkungen.
Zorniger verzichtete weiterhin auf die anderen Neuen, was vermuten lässt, dass er weiß, wozu seine bewährten Kicker in der Lage sind. Da davon ausgegangen werden kann, dass die Verstärkungen nicht für immer und ewig auf der RB-Bank oder der Tribüne sitzen werden, darf man auf die weiteren Auftritte noch mehr gespannt sein. Der Saisonstart ist den Rasenballern mit vier Punkten in der zweiten Liga und dem Vorstoß in die zweite Runde des DFB-Pokals jedenfalls nahezu perfekt gelungen. Es gibt nicht viele Zweitliga-Mannschaften, die das von sich behaupten können.
w.waechter@lvz.de
Drei Fragen an Clemens Fandruch

Wie fühlt man sich als Matchwinner?
Ich bin heute der glücklichste Mensch der Welt. Der Trainer hat gemerkt, dass ich heiß bin, also hat er mich gebracht.
Der wichtigste Treffer Ihrer Karriere?
Ja, absolut. Ein geiles Gefühl. Jetzt kann kommen wer will, den hauen wir weg.
Die Entstehung des Tores war unübersichtlich. Klären Sie uns bitte auf.
Auch für mich. Jo Kimmich hat geflankt, Matthias Morys ist auf den Ball gefallen und plötzlich lag die Pille vor mir. Ich habe zweimal gestochert, einen Paderborner aus den Weg geräumt - und dann war er drin.
Interview: Guido Schäfer
Stimmen zum Spiel

Ralf Rangnick: Hochverdienter Sieg für uns. Paderborn hatte nur ein Stilmittel, lange Bälle auf Stefan Kutschke. In der nächsten Runde wäre ein Heimspiel schön. Wobei auch in Magdeburg seinen Reiz hätte. Ich hoffe, dass nach diesem Pokal-Fight jetzt gegen Aue 35000 Zuschauer kommen.
Daniel Frahn: Wir haben das Ding absolut verdient gezogen. Für Kutsche tut es mir leid, aber er kann sich mit meinem Trikot trösten.
Andre Breitenreiter: Ein packendes Duell auf Augenhöhe, wir hatten in der ersten Halbzeit die besseren Chancen. RB nimmt eine fantastische Entwicklung, ich finde es super, was hier passiert.
Alexander Zorniger: Beide Mannschaften haben sich neutralisiert. Ein typischer Pokalfight, sehr intensiv. Es freut mich für Clemens. Jetzt müssen wir regenerieren, Freitag kommt Aue. Benny muss hoch stehen, das 0:1 war eher ein Viererketten-Fehler.
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