LVZ vom 20.05.2015, Kimmich: "Das hat mich umgehauen"

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Rumpelstilzchen
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LVZ vom 20.05.2015, Kimmich: "Das hat mich umgehauen"

Beitrag von Rumpelstilzchen » Mi Mai 20, 2015 12:24 am

"Das hat mich umgehauen"
Jo Kimmich über seine RB-Zeit, den Wechsel zum FC Bayern und schwäbische Befindlichkeiten


Leipzig. Beim 1:2 in Ingolstadt fehlte er angeschlagen, gegen Fürth (Sonntag, 15.30 Uhr) will RB-Ass Joshua Kimmich unbedingt dabei sein, sich von der Red-Bull-Arena, den Chefs, seinen Kollegen und Fans "gebührend" (Kimmich) verabschieden. Gebührend heißt in der Welt des 20-jährigen Super-Talents: gewinnen. Am Sonntag sagt der Bayer in spe adieu. Nach zwei prächtigen Spielzeiten im Trikot der Rasenballer, 55 Pflichtspielen und knapp 4000 (!) Ballkontakten. Kimmich blickt zurück, spricht über die WG mit Yussuf Poulsen, die heilenden Hände des Alexander Sekora, das Gottvertrauen des Alexander Zorniger, ein intimes Treffen mit Bayern-Coach Pep Guardiola und Sportvorstand Matthias Sammer, Liebe und Dankbarkeit für die Eltern und die anstehende U21-EM in Tschechien (17. bis 30. Juni). Der U-19-Europameister weilt seit 2013 auf Leihbasis bei RB, wechselt für fünf Jahre und acht Millionen Euro zum FC Bayern München. Sieben Millionen kassiert der VfB Stuttgart, ein Milliönchen RB. RB-Boss Ralf Rangnick ist von Trennungsschmerz durchdrungen. "Wir hätten auf dieses Geld gerne verzichtet und Jo behalten."

Der Oberschenkel machte zuletzt zu und nicht mehr auf. Sie sind gerade einer MRT-Röhre entschlüpft. Wie sieht es aus für Sonntag?
Gut, ich will schnell zurück ins Training, gegen Fürth spielen und mich gebührend verabschieden. Wir haben dreimal hintereinander verloren, wollen den Fans unbedingt einen Sieg schenken.
Ein Aufstieg in zwei Kimmich-Jahren ist einer zu wenig?
Besser einer als keiner, aber es war in dieser Saison sicher mehr drin. Ich habe nach dem Darmstadt-Spiel (2:1-Last-Minute-Sieg durch Keeper Coltorti; Red) fest daran geglaubt, dass noch etwas nach oben geht. Wenn man Großes erreichen will, muss man Großes leisten. Das war in St. Pauli und gegen Sandhausen nicht der Fall. Es ist mir nach wie vor unerklärlich, was wir da geboten haben.
Im Sommer 2013 standen Sie vor der Wahl: A-Jugend beim VfB oder Drittliga-Fußball bei RB.
Da musste ich nicht lange überlegen.
Alles richtig gemacht?
Absolut. Ich kam mit einer Schambeinverletzung und RB hat mir alle Zeit der Welt gegeben, wieder richtig fit zu werden. Ralf Rangnick und Alexander Zorniger haben nie Druck aufgebaut, haben mir immer ein gutes Gefühl gegeben.
Und Physio Alexander Sekora hat Sie rund um die Uhr gehegt und gepflegt.
Ja, er ist ein unfassbar guter Mann, ihm habe ich auch viel zu verdanken.
Sie könnten ihn mitnehmen nach ­München. Per Mertesacker hat bei Arsenal übrigens auch einen privaten Thera­peuten.
Herr Mertesacker ist seit zig Jahren Profi, ich stehe ganz am Anfang. RB würde Alex auch nicht gehen lassen.
Einen anderen Alex hat RB gehen lassen. Alexander Zorniger.
Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Herr Zorniger hat mich behutsam aufgebaut und dann immer spielen lassen. Ich wünsche ihm alles Gute.
Was waren die emotionalsten Momente Ihrer RB-Zeit?
Die Heimspiele gegen Darmstadt (1:0, Red.) und Saarbrücken (5:1) beim Drittliga-Aufstieg waren der Hammer. Da merkst du schon beim Einlaufen, dass du in dieser Arena und vor diesen Fans gewinnen musst. So ist es dann ja auch gekommen.
Tiefschläge?
Können Sie sich denken. Pauli und Sandhausen.
Sie verlassen nicht nur RB, sondern auch Ihren Mitbewohner Yussuf Poulsen. Wer zieht im Sommer ein in die WG? Oder bleibt Yussuf allein zu Haus?
Letzteres. Er kann sich in mein Zimmer ja einen Billardtisch stellen.
Das Fußball-Geschäft bringt ständige Trennungen mit sich. Wen werden sie besonders vermissen?
Yussi, na klar. Wir haben mehr Zeit als manches Ehepaar miteinander verbracht (lacht). Mit Diego Demme habe ich ebenfalls viel unternommen. Ich könnte jetzt aber fast die gesamte Mannschaft aufzählen. Alles super Jungs. Yussi sehe ich bei der U21-EM wieder, wir spielen in unserer Gruppe gegen Dänemark.
Nach dem Fürth-Spiel ist für Sie vor der EM. War eine Absage kein Thema für Sie, den gestressten?
Nein, ich habe bei der U19-EM super Erfahrungen und auch ein Stück weit auf mich aufmerksam gemacht. Und eine U21-EM ist noch mal eine andere Hausnummer.
Stimmt es, dass sich die Bayern vor allem wegen Ihrer Leistung bei der U19-EM in Sie verguckt haben?
Alle Clubs hatten dort ihre Späher, die Bayern sicher auch.
Danach hat man Sie weiter beobachtet, unter anderem beim 3:0 bei 1860 München.
In München lief es für die Mannschaft und für mich sehr gut.
Wie war das, als Ihr Berater Uli Ferber Sie in den Arm nahm und flüsterte: Du, Jo, der Pep will Dich!
Er hat mich weder in den Arm genommen noch hat er geflüstert. Natürlich hat mich das überrascht und umgehauen. Ich hatte zu dieser Zeit nur eine Drittliga-Saison und ein paar Zweitligaspiele gemacht. Ein Club der weltweiten Top-Vier will mich. Das musste ich erst mal sacken lassen.
Beim Treffen mit Pep Guardiola und Matthias Sammer waren Sie ...
... dabei. Die beiden waren sehr freundlich, haben mir ein ähnlich gutes Gefühl wie Herr Rangnick und Herr Zorniger 2013 gegeben.
Stimmt es, dass man Ihnen eine Art Garantie für stetes Erscheinen im erlesenen 18er-Kader der Bayern gegeben hat?
Über Details möchte ich nicht sprechen. Wie gesagt: Man hat mir ein gutes Gefühl gegeben.
Die Bayern haben schon vielen jungen Spielern gute Gefühle verschafft.
Es ist mir klar, dass es eine riesige Herausforderung ist, dass es nicht jeder in München schafft. Wenn ich meine Chance bekomme, muss ich da sein. Das ist bei den Bayern nicht anders als anderswo.
Ihre Konkurrenten in der Mittelfeldzentrale heißen Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger. Bekommen Sie beim Gedanken an Ihre künftigen Kameraden Schnappatmung?
Nein. Ich möchte von diesen großartigen Spielern lernen. Und möglichst auch etwas beitragen zu einer guten Saison.
Wer einen Fünf-Jahres-Vertrag bei den Bayern unterschreibt, läuft Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Sitzen Sie demnächst in einem Ferrari, tragen Rolex und sind Ganzkörper-tätowiert?
Sie vergessen, dass ich Schwabe bin. Ich lege mein Geld konservativ an. Und ein Ferrari ist keine konservative Anlage. Tattoos sind nicht mein Ding.
Ihr Kollege Terrence Boyd hat seinen Eltern ein kleines Häuslein gekauft. Gutes Vorbild?
Sehr gutes Vorbild. Ich habe meinen Eltern unendlich viel zu verdanken, habe da auch schon so eine Idee. Mehr wird nicht verraten.
Ihr Wunsch für RB Leipzig?
Hoffentlich steigen sie schnell auf. Bayern gegen RB - das hört sich doch gut an, oder?
Interview: Guido Schäfer
"Solche Spiele bringen die Jungs weiter"
Viel Lob für die Jungbullen nach dem Halbfinal-Aus


Von Frank Schober
Leipzig. Auf der gestrigen Heimfahrt aus Hoffenheim war es sehr still im Bus von RB Leipzig. "Die Jungs sind müde vom Spiel. Nach so einer intensiven Partie am späten Abend kann man nie wirklich gut schlafen", sagte Frank Leicht. Allerdings fügte der Trainer der im DM-Halbfinale zweimal knapp mit 2:3 an der TSG Hoffenheim gescheiterten Leipziger A-Junioren an: "Die Stimmung bei den Jungs ist wieder gut. Natürlich gehen mit dem Schlusspfiff die Köpfe erst einmal nach unten. Die Chance, ein Bundesliga-Finale zu erreichen, hat man nicht so oft in seiner Karriere. Aber unsere Mannschaft hat alles gegeben, wir haben Leipzig sehr gut ins Bild gerückt. Letztlich überwiegen die positiven und freudvollen Ereignisse dieser Saison. Solche Spiele bringen die Jungs weiter - darum geht es."
Ähnlich hatte sich der RB-Nachwuchs-Chef geäußert. "Der Trost ist die Erkenntnis, dass die Jungs super gespielt haben", sagte Frieder Schrof: "Wenn man bedenkt, dass wir erst seit zwei Jahren Jugendarbeit auf hohem Niveau betreiben und schon jetzt die deutsche Spitze ins Wanken bringen, dann ist das für unseren Verein eine tolle Geschichte."
Frank Leicht schaute über den Tellerrand seiner U19, als er betonte: "Wir haben als Verein das Optimum herausgeholt. Die U23 steigt problemlos in die Regionalliga auf und wird im Sommer die Jungs aus dem 96er Jahrgang integrieren. Mit der U17 haben wir im Halbfinale im Juni ein weiteres Eisen im Feuer. Und auch die Mannschaften ab der U16 abwärts haben eine tolle Saison gespielt.
Vor allem die 10, 15 Minuten nach der Pause, als RB das 0:1 in ein 2:1 drehte und mehrfach das 3:1 auf dem Fuß hatte, beeindruckte am Montag Tausende an den Bildschirmen. "Da hat die Mannschaft Charakter gezeigt und eine außergewöhnliche Energieleistung abgerufen. Nach guten Ansätzen in der ersten Hälfte sind wir nach der Pause noch einen Tick frecher aufgetreten", erklärte Frank Leicht: "Es spricht Bände, wenn die Gastgeber hinterher ihren Torhüter als besten Mann auf dem Platz bezeichnen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn der Fußball-Gott am Montag ein Leipziger gewesen wäre..."
In den kommenden Wochen wird die U19 von RB noch einige Schwerpunkte im athletischen Bereich setzen, ehe die Spieler mindestens drei Wochen regenerieren sollen. Für die U23 von Trainer Tino Vogel beginnt die Vorbereitung bereits Ende Juni. Die beiden Österreicher aus dem U19-Team - Torhüter Alexander Schlager und Elvis Osmani - wechseln in die erste Liga in ihre Heimat. Zudem wird RB im Sommer noch einige Nationalspieler abstellen: Lukas Klostermann, Patrick Strauß und der gebürtige Zwenkauer Sören-Kurt Reddemann hoffen auf eine Einladung zur U19-EM. Patrik Dzalto bestreitet mit den kroatischen Junioren ein Turnier in Katar. In dieser Woche fiebert RB mit Vitaly Janelt bei der U17-EM. Wenn der Mittelfeldmann aus Bulgarien heimkehrt, gilt seine ganze Konzentration der nächsten Halbfinal-Chance der Rasenballer: Am 3. und 7. Juni trifft die U17 auf Titelverteidiger Borussia Dortmund.
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