Spielsystem

[Jupp]

Mit "wir" ist in dem Fall die erste Mannschaft gemeint. Ich fand unser Pressing gerade in Braunschweig kaum erkennbar. Insofern stellt sich mir die Frage, ob das so von Beierlorzer gewollt ist oder nicht.

[Fanblock-Gänger]

Insofern stellt sich mir die Frage, ob das so von Beierlorzer gewollt ist oder nicht.

Ich glaube, wenn wir das wüssten... wären wir schlauer. *seufz*

[Eventzuschauer]

Ist doch die richtige Zeit am Spielsystem zu experimentieren. Aufstiegsplätze sind abgeschrieben (auch mit 3 Punkten gestern wäre das sehr unrealisitisch), Abstieg ist unwahrscheinlich (die 10 Punkte kommen noch zusammen). Und das sich was ändern muss, also ein variableres Spielsystem zu konzeptionieren, war doch nur eine Frage der Zeit. Ehrlich gesagt lieber jetzt, als irgendwie den Aufsteig geschafft und dann diese Probleme in Liga 1 bekommen, wo dann eher der Totalausfall droht.

[michawhv]

Asche auf mein Haupt,
jedoch ist es so, wie die Spieler (nicht die Mannschaft) spielen, ginge auch ein 8-0-2, oder 7-0-3. Wozu denn Mittelfeld, wenn es eh ständig überbrückt wird, oder werden muss?
Was nützt mir n Bi-Turbo, der sich brachial entfalten könnte, wenn er keine Luft bekommt und die Maschine mit Olivenöl gefüttert wird? Nüscht.
Hauptsache die Abgasemissionen stimmen? Aber vorwärts gehts nicht?
Das Getriebe nicht zu vergessen. Schnellstart im Ersten Gang, direkt hoch in den 5.
Da holt einen jeder Trabi ein.

Punkt.

[roger]

(Gegen)pressing ist sicher weiterhin geplant. In Braunschweig waren wir körperlich unterlegen (irgendwie gefühlt alle Gegner 2 Meter groß), die Braunschweiger vom Heimpublikum gepusht - haben teilweise noch am Boden liegend sicher den Ball behauptet, unser Passspiel / Laufwege usw. wieder viel zu unabgestimmt und fehlerbehaftet und das hat dann mit der Zeit das Spiel für BS kippen lassen.

Was mir schon zu Drittligazeiten aufgefallen ist: Wir legen los wie die Feuerwehr. Oft hat es damals geklappt, früh in Führung zu gehen. Das ist offenbar klar eingeplant, weil es zum einen das Spielfeld für das Gegenpressing öffnet und wir zum anderen das hohe Tempo nicht über 90 Minuten gehen können. Eher haben wir auch oft eine zittrige letzte Viertelstunde gehabt. Dieses frühe Führungstor hatten wir ewig nicht.

[HurriKane]

Also was ich gestern beim CL Spiel LEV – ATL so gesehen habe von Seiten LEV, lässt mich für unsere ähnliche angelegte Spielweise wieder Hoffnungsvoller blicken. Klingt jetzt sehr fernbezüglich. Aber eben den Bezug Spielsystem mitgenommen von RS aus RBS, wirklich über die weite Spielzeit sehr guten spielerischen Akzenten mit permanenten Druck auf den Gegner. Auch der gesamte Teamgeist mit Körpersprache, Aggressivität und auch wenig Respekt vorm letzten CL Finalisten und PD Meister hat mich sehr beeindruckt. So ähnlich könnte unsere spielerische Zukunft und Auftreten dann mal aussehen, da ist auch die RR Handschrift tw. zu erkennen.

Hut ab, vermutlich beginnt RS Arbeit in LEV wirklich erste Früchte zu tragen. Wenn man auch mal den internationalen Vergleich als Bezug nimmt, nach den bisweilen sehr sehr enttäuschenden internationalen Auftritten der letzten Spielzeiten. Klar es ist noch nichts gewonnen, das Rückspiel in einer ganz anderen Atmosphäre als in der Bayer Arena, das wird noch hitzig eklig und da wird Simonie zum Vulkan, eine echte Bewährungsprobe. Da drauf baut die ATL Truppe, die hier sichtlich beeindruckt waren vom LEV Aufritt. Das RS Team darf sich dort nicht von der aufgeladenen Luft den Schneid abkaufen lassen und vom Weg abkommen, dann ziehen sie verdient in VF ein.

Denke das größte Problem bei LEV ist momentan noch die Konstanz an der man arbeitet muss. Dass Sie einen erfolgreichen sehenswerten Fußball spielen können wenn alles passt, weiß eigentlich jeder Fußball Liebhaber .

[crank]

Also ich hab mir von den letzten beiden Spielen nur die ersten 30 Minuten von Braunschweig noch einmal im Video angeschaut, aber hab da schon das Gefühl, dass aufgrund des mangelnden Teamgebildes es auch an der Schwarmintelligenz scheitert. Allerdings ist die einfach notwendig ist, damit das System funktioniert.
Es muss ja nicht einmal die Balleroberung sein. Hauptsächlich diente das frühe Druck ausüben unter Alex dazu, dem Gegner schon früh zu stören und damit ein geordneten Aufbau zu verhindern. Also nach vorne verteidigen. Balleroberung im Pressing oder Gegenpressing sind dann ja eher Geduldspiele gewesen.

Jetzt scheint es mir so, dass diese Schwarmintelligenz nicht mehr vorhanden ist. Klar, bei der Integration von komplett neuen Spielern (Damari, Forsberg, Reyna) und Spielern, denen Zorniger ein "Noch-nicht-soweit" attestierte (Rebic, Kalmar).
Ich fand gerade in Braunschweig sah man den Unterschied. Die offensive Reihe lief zwar immer wieder den Gegner an, aber wirklich attackiert, bzw im Kollektiv klug zugestellt wurde nicht. Damari hatte da für mich ganz oft ein furchtbares Timing. Aber auch Forsberg hat mich da nicht überzeugt.
Dahinter war Kalmar für mich das perfekte Pressingopfer. Das behob dann Kimmich zum Glück. Es fehlte dem Kollektiv das Timing, die richtigen Wege und der Plan. Die Trigger schienen mir weiterhin die selben. Mit Druck auf das Zentrum den Pass auf den AV erzwingen und dann dort zu pressen. (u.a)

Ob das Ganze noch so intensiv wie bei Zorniger gewünscht wird wage ich mittlerweile zu bezweifeln. Der Fokus auf mehr Breite ist für mich eine Abkehr von der vorher angestrebten permanenten Kompaktheit. Das hat den Vorteil mehr Raum zur Entfaltung zu nutzen, aber auch in Situationen zu kommen, wo man in Unterzahl ist und ein Gegenpressing nach Ballverlust kaum Erfolg hat. Bisher hab ich allerdings die Breite auch noch nicht wirklich gesehen. Die Theorie dahinter würde mich aber schon interessieren, immerhin ist ja das 4-3-3 deutlich breiter und wenig kompakt in der Mitte aufgestellt.

Zusammenfassend will ich sagen. Wir lernen in diesem halben Jahr, wie wichtige die Integration in eine Spielphilosphie ist. Der Umbruch (und formelle Systemwechsel) jetzt bedeutet Verlust der sonst weitesgehenden vorhandenen defensiven Stabilität, weil alle Abläufe und Automatismen erst wieder einstudiert werden müssen. Gleichzeitig will man noch spielerische Elemente und mehr Offensivfußball. Das wird nur durch mehr Optionen gehen, die eben auch durch die Philosophie für Unruhe in der Defensive sorgen, weil das Risiko steigt. So eine Art System Schmidt/Leverkusen (vorn hui, hinten pfui) vs Zorniger/Leipzig (vorn pfui, hinten hui). Idee ist gleich, die Interpretation sehr unterschiedlich. So eine Balance zwischen Offensive und Defensive soll wohl jetzt gefunden werden. Und da gibt es für mich nur einen Spieler, der das perfekt herstellen kann und das ist (ein körperlich und mental fitter) Kimmich. Der plagte sich nach EM (und Verletzung?) mit seiner Verfassung in der Hinrunde. Dazu einen Spielintelligenten Kaiser, der auch das Pressing organisiert und schon sieht das nach was aus.

Leider wird uns Kimmich verlassen und ich hab auch bei Kaiser das Gefühl, dass man vielleicht nicht mehr 100% hinter ihm steht (wenngleich er sicher auch nicht mehr so wichtig ist für das Team in der 3.Liga). Also wird man weiter arbeiten müssen und vielleicht schafft Beierlorzer den Spagat und integriert Spieler dementsprechend.

Das wäre so meine Meinung.

[syox]

Unter Zorniger hat es oft genug hinten gebrannt. Nur war dann eben auch etwas Glück dabei.

Das 4312 wirkte einfach kompakter und Kaiser konnte eine größere Torgefahr ausstrahlen als jetzt der MS in der Offensiven 3er Reihe, Auch bedingt durch unser immer weiter vorgeschiebe. (Nimmt zBsp. Poulsen die ganze Stärke: von der Mittellinie starten mit Raum vor sich. Fast wünscht man sich Poulsen wäre unser LZM)

[crank]

Ich fand es nicht nur Glück. Aber klar, wenn es Chancen gab, dann waren das auch Hochkaräter. Aber Mannschaften, die uns wirklich spielerisch an die Wand spielten in der Hinrunde waren für mich nur Lautern und Phasenweise Darmstadt und Aalen im Rückspiel. Der Rest waren diese Konter. Ich sag auch nicht, dass unter Zorniger alles toll war. Aber der Verband wirkte, ob nun systembedingt oder trainerbedingt stabiler. Wenn auch in der Offensive nichts passierte.
Jetzt scheint man mehr Wert auf eben diese zu legen (Vorgabe 4-3-3) und ich bilde mir ein, dass das nicht ohne Schwächung der Stabilität geht, weil im Moment aus verschiedenen Gründen alte Spielweisen nicht mehr so funktionieren. Zumindest bisher.

Leider kann ich keine passenden Kennzahlen präsentieren, da ich nicht einmal wüsste, welche passend wären. So bleibt es mein Gefühl. Und so freue mich über antworten...zum Erkenntnisgewinn.

Union, KSC, Fortuna Düsseldorf....mal schauen, wie man sich präsentiert. Spannend finde ich diese Phase ja.

[Jupp]

Sehr schön geschrieben. Auch wenn ich die aktuelle Phase ebenfalls sehr spannend finde, graut es mir auch davor. Im Endeffekt kommt aus deiner Analyse heraus, dass wir nach dem Zornigerabgang keine Mannschaft mehr auf dem Platz stehen haben, sondern Individualisten, das System offensiv noch länger Zeit braucht und wir aktuell defensiv anfälliger geworden sind. Auch wenn ich uns eigtl. aufgrund der Tabellensituation nicht mehr im Abstiegskampf sehee, schaue ich in der Tabelle aktuell nur nach unten.