Heute wurde im Bundestag die ersten Lockerungsschritte für Geimpfte beschlossen. Und auch wenn das Thema schon mehrfach durchgekaut wurde, ich bin zum jetzigen Zeitpunkt nicht der Meinung, dass Geimpfte nun über leichte Lockerung von Kontaktbeschränkungen hinaus weitere Beschränkungen erlassen bekommen sollte. Nicht solange für jeden Mitbürger kein ernsthaftes Impfangebot vorliegt.
Was jetzt nämlich passiert ist das, was schon bei der kleinsten Aussicht auf Normalität passiert: Leute fangen an, sich um Impftermine zu reißen. Wie Jupp schon sagte, ist es aktuell wie eine Lotterie, ob man ein Impfangebot wahrnehmen kann oder nicht. Andere haben selbst berichtet, dass die Kriterien, jetzt in Sachsen einen Termin zu bekommen, schon sehr weich sind. Und im eigenen Bekanntenkreis nehme ich durchaus die Bereitschaft war, jeden Kontakt zum befreundeten Hausarzt etc. spielen zu lassen, schon diese Woche noch einen Termin zu bekommen. Und da frag ich mich, was das erst werden soll, wenn in 2 Wochen beschlossen wird, dass ggfs. Gastronomiebesuch und Urlaub mit Impfnachweis möglich wird? Haben wir dann einen Status von 4-8 Wochen, wo du als Person zu Hause sitzen darfst, möglicherweise in Quarantäne, weil dein Kind in einer Kitagruppe mit Coronafall war, während der Sparkassenberater in deinem Alter, der kerngesund ist, draußen im Biergarten sitzt weil er gute Kontakte hatte und sein Arbeitgeber ihm darüber hinaus einen Wisch ausgestellt hat?
Ich glaube solche Situationen könnten den gesellschaftlichen Zusammenhalt noch mehr vor eine Zereißprobe stellen. Und das hat dann im übrigen auch nichts mit Impfneid zu tun. Ein großer Teil der Bevölkerung hat eine lange Zeit solidarisch Ihren Rechtsanspruch auf eine Impfung zurückgestellt, damit Risikogruppen und andere, besonders vulnerabel Personenkreise, sich zuerst impfen lassen können. Ich hab das Gefühl, dass die Politik sich gerade mit der Öffnung dieser Priorisierung schneller überschlägt, als Impfangebote da sind und wir dadurch in einen Zustand kommen, den ich als höchst bedenklich empfinde.
Darüber hinaus bedeutet das auch heute noch, dass ggfs. wirklich wichtige Personenkreise immernoch nicht an Ihre Impfungen kommen. Und daher empfinde ich es im übrigen als mehr als zynisch zu sagen, die einschlägigen Wege wären doch bekannt und man müsse doch nur etwas das Internet bedienen können. Die Wahrheit ist doch, dass man zu irgendwelchen unmöglichen Zeit auf irgendwelche Websites gehen muss, wo vlt. mal 10-15 Termine frei werden.
Eventi.absolut hat geschrieben: ↑So Mai 02, 2021 2:45 pm
Tja, dann solltest du dich als "systemkritisch(er)" Internetspezialist mal um Termine für deine krebskranke Verwandtschaft kümmern.
Schau dir bitte die Formulare an die es gibt, da kann derzeit quasi jeder einen Termin bekommen, falls es denn welche gibt.
Apropos Impfneid und um mal selber zynisch zu werden: Ich erinner mich noch an eine Person auf Twitter, die genau diese Diskussion als "typisch Deutsche" deklariert hat. Und natürlich sei alles nur Impfneid und alle auf Regierungsebene wären unfähig etc.
Eben jene Person ist nach eigenen Aussagen nun seit zwei Woche geimpft. Ohne dass die Person meines Wissens systemkritisch arbeitet oder besonders vulnerabel ist. Vlt. hat einfach der gehobene Lebensstil, den sie sonst so von sich präsentiert, als Begründung für die Impfung gereicht. [Zynismus off]