Laberthread

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Adamson
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Re: Laberthread

Beitrag von Adamson » Mo Okt 18, 2021 4:23 pm

Wuppertaler hat geschrieben: Mo Okt 18, 2021 1:16 pm es gibt Studien die zeigen, dass mit 100% Bio die Weltbevölkerung ernährt werden könnte. Hier wird in SPON über eine der Studien berichtet. Aber wie gesagt nur, wenn weniger der zur Verfügung stehenden Flächen für die Produktion von tierischen Produkten verwendet werden.
Dazu habe ich mal drei Fachfragen:
Erstens wird momentan aus vielen angebauten Pflanzen Biokraftstoff hergestellt. Ist die Fläche da mit eingerechnet?
Zweitens: die Produktion von Tiernahrung ist nicht gleich der Produktion für unsere Ernährung. Das heißt, ein Bauer kann großflächig Futterpflanzen anbauen, kann aber nicht im gleichen Maße beispielweise dann auf Kartoffeln umstellen , weil die menschliche Ernährung – gesunde Ernährung – viel kleinteiliger wäre. Es sei denn, er würde das für den globalen Markt anbieten. Also vereinfacht gesagt in Deutschland produziert man die Kartoffeln, in Spanien die Tomaten und in Italien Paprika etc. und karren das Zeug dann quer durch Europa und die Welt. Was aber niemand mehr will.
Also, wie produzieren beispielsweise die Norweger zukünftig genug vegetarische Lebensmittel für ihre Bevölkerung?
Zuletzt geändert von Adamson am Mo Okt 18, 2021 4:32 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Solar
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Re: Laberthread

Beitrag von Solar » Mo Okt 18, 2021 4:32 pm

Adamson hat geschrieben: Mo Okt 18, 2021 4:23 pm
Wuppertaler hat geschrieben: Mo Okt 18, 2021 1:16 pm es gibt Studien die zeigen, dass mit 100% Bio die Weltbevölkerung ernährt werden könnte. Hier wird in SPON über eine der Studien berichtet. Aber wie gesagt nur, wenn weniger der zur Verfügung stehenden Flächen für die Produktion von tierischen Produkten verwendet werden.
Dazu habe ich mal drei Fachfragen:
Erstens wird momentan aus vielen angebauten Pflanzen Biokraftstoff hergestellt. Ist die Fläche da mit eingerechnet?
Zweitens: die Produktion von Tiernahrung ist nicht gleich der Produktion für unsere Ernährung. Das heißt, ein Bauer kann großflächig Futterpflanzen anbauen, kann aber nicht im gleichen Maße beispielweise dann auf Kartoffeln umstellen , weil die menschliche Ernährung – gesunde Ernährung – viel kleinteiliger wäre. Es sei denn, er würde das für den globalen Markt anbieten. Also vereinfacht gesagt in Deutschland produziert man die Kartoffeln, in Spanien die Tomaten und in Italien Paprika etc. und karren das Zeug dann quer durch Europa und die Welt. Was aber niemand mehr will.
Also, wie produzieren beispielsweise die Norweger zukünftig genug vegetarische Lebensmittel für ihre Bevölkerung?
ich geb mal eine Teilantwort: Futtermittel für Tiere, die dann von Menschen gegessen werden, verbrauchen im Schnitt die 7-fache Fläche als wenn die Nahrungsmittel (Pflanzen) direkt von Menschen verzehrt werden. Beim Wasserverbrauch ist der Unterschied noch viel größer. Das ist schon mal Teil der Lösung, die Anbaufläche und der Ressourcenverbrauch verringern sich bei weniger Fleischkonsum.

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Wuppertaler
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Re: Laberthread

Beitrag von Wuppertaler » Mo Okt 18, 2021 6:30 pm

Adamson hat geschrieben: Mo Okt 18, 2021 4:23 pm
Wuppertaler hat geschrieben: Mo Okt 18, 2021 1:16 pm es gibt Studien die zeigen, dass mit 100% Bio die Weltbevölkerung ernährt werden könnte. Hier wird in SPON über eine der Studien berichtet. Aber wie gesagt nur, wenn weniger der zur Verfügung stehenden Flächen für die Produktion von tierischen Produkten verwendet werden.
Dazu habe ich mal drei Fachfragen:
Erstens wird momentan aus vielen angebauten Pflanzen Biokraftstoff hergestellt. Ist die Fläche da mit eingerechnet?
Zweitens: die Produktion von Tiernahrung ist nicht gleich der Produktion für unsere Ernährung. Das heißt, ein Bauer kann großflächig Futterpflanzen anbauen, kann aber nicht im gleichen Maße beispielweise dann auf Kartoffeln umstellen , weil die menschliche Ernährung – gesunde Ernährung – viel kleinteiliger wäre. Es sei denn, er würde das für den globalen Markt anbieten. Also vereinfacht gesagt in Deutschland produziert man die Kartoffeln, in Spanien die Tomaten und in Italien Paprika etc. und karren das Zeug dann quer durch Europa und die Welt. Was aber niemand mehr will.
Also, wie produzieren beispielsweise die Norweger zukünftig genug vegetarische Lebensmittel für ihre Bevölkerung?
1) in den Betrachtungen der landwirtschaftlichen Flächen sind auch Flächen für Energiepflanzen enthalten, sein es Mais für die Biogasanlage oder Raps für den Anteil Biosprit. In Deutschland sind das 2,1 Mio. ha von 16,7 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche insgesamt. Und ja Energiepflanzen sind in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln und wenn dann noch wie in Indonesien Regenwälder abgeholzt werden, um Palmöl-Plantagen anzubauen und daraus dann Biosprit herzustellen wird es erst richtig kritisch.
2) Die riesigen Monokulturen sind auf Industrielle Landwirtschaft ausgelegt. Mit allen Folgen für die Biodiversität und das Insektensterben. Kleinräumige Strukturen wären definitiv sinnvoll und wünschenswert. Aber das Gegenteil findet derzeit statt. Die Anzahl der Höfe geht zurück. Zum einen weil sich immer größer Strukturen bilden nach dem Motto Wachens oder Sterben, aber auch weil Landwirtschaftsflächen zunehmend als Investitionsgut von Fonds gesehen werden die auf weiter steigenden Bodenpreise spekulieren. Es gibt etlichen junge Leute, die gerne einen alten Hof übernehmen würden, aber die Kosten sind selbst im Osten mittlerweile für Einsteiger nicht mehr finanzierbar. In Frankreich gibt es deutlich mehr Unterstützungsprogramme Junglandwirte die einen Hof übernehmen wollen.
3) Und die globalisierte Landwirtschaft gibt es jetzt schon und wird es auch weiter geben. Frankreich produziert heute schon große Mengen des Gemüses, der bei uns im Supermarkt liegt. Spanien mit seinen Gewächshäusern und zunehmenden Wasserknappheit auch. Deutschland exportiert Getreide in den arabischen Raum. Es geht dabei nicht um Autarkie. Und ich glaube auch nicht das es absehbar dazu kommen wird, dass große Teile der Welt sich komplett vegetarisch ernährt. Aber wenn Schwellenländern ihren pro-Kopf-Verbrauch von tierischen Produkten derzeit erhöhen, wäre schon viel gewonnen, wenn die Ländern mit den hohen pro-Kopf-Verbräuchen hier das Niveau moderat senken würden. Und Norwegen kann sich immerhin von viel Fisch ernähren und haben so oder so kaum landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Bei mehr Vegetarisch müssten logischerweise die Importe steigen, was sie jetzt auch schon im Bereich Gemüse, Obst, Genussmitteln machen müssen.
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Adamson
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Re: Laberthread

Beitrag von Adamson » Mo Okt 18, 2021 8:03 pm

Vielen Dank euch beiden.
Sehr spannendes, interessantes Thema!!
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Re: Laberthread

Beitrag von Anderson » Mo Okt 18, 2021 8:46 pm

Wer sich mit dem Thema auf etwas populärerem Niveau beschäftigen möchte, kann sich diese beiden Sachen ja mal anschauen, jeweils etwas mehr als 6 min:

https://www.youtube.com/watch?v=QeCUqJHDciM

https://www.youtube.com/watch?v=J3RL0f7wxKU

Der Hinweis auf die Besitzverhältnisse der Böden ist ein ganz wichtiger.

Früher hatten die Bauern als Eigentümer ihrer Felder ein fundamentales Interesse daran, ihre Höfe inkl. des Bodens der nächsten Generation in intaktem Zustand zu übergeben.

Bei anonymen Kapitalanlegern als Bodeneigentümer, inzwischen häufig in Form von Fonds, fällt dieses Intetesse vollkommen weg.

Die Eigentümer wollen maximale Erträge aus Pachten, und das nicht irgendwann, sondern in der nächsten Jahresbilanz. Sie müssen den Anlegern Renditen ausschütten.

Die Bauern/Pächter müssen aus dem Boden das absolute Maximum herausprügeln, unter dem Einsatz aller Mittel - zum einen, weil ihre Ertragslage mies ist und zum anderen, weil sie eh nicht wissen, wie lange sie das Feld noch nutzen, d.h. sie sich die Pacht noch leisten können.

In diesem System hat praktisch keiner der Beteiligten ein Interesse, mit dem Wirtschaftgut Boden auf langfristige Sicht gut umzugehen.
"Eine Diskussion mit [...] Wissenschaftsleugnern sei »wie Schach spielen mit einer Taube: Sie wirft die Spielfiguren um, kackt auf das Spielbrett und fliegt dann zurück zu ihrem Schwarm, um ihren Sieg zu feiern.«"

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Re: Laberthread

Beitrag von Get H » Di Okt 19, 2021 6:30 pm

michawhv hat geschrieben: Di Okt 19, 2021 3:21 pm Versammlungsverbote ausgesproche, was aber nichts nützen wird, im Gegenteil, so sind schärfere Maßnahmen dies durchzusetzen legitim.

"Das Ordnungsamt der Stadt Leipzig hat am Dienstag, dem 19. Oktober, das Verbot der Demonstrationen bestätigt. Grund dafür sei „die Tatsache, dass nach den derzeit erkennbaren Umständen die öffentliche Sicherheit bei Durchführung der Versammlungen unmittelbar gefährdet ist“, heißt es in einer Pressemitteilung."

https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/ ... tag-416101
Na ein solches Komplettverbot dürfte rechtlich nicht zu halten sein. Faktisch schon gar nicht.
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Wer behauptet, dass Impfungen nichts bringen, weil sich Geimpfte trotzdem anstecken, der glaubt auch, dass Torwarte nichts bringen, weil beim Fußball Tore fallen.

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Re: Laberthread

Beitrag von michawhv » Di Okt 19, 2021 7:20 pm

Get H hat geschrieben: Di Okt 19, 2021 6:30 pm
michawhv hat geschrieben: Di Okt 19, 2021 3:21 pm Versammlungsverbote ausgesproche, was aber nichts nützen wird, im Gegenteil, so sind schärfere Maßnahmen dies durchzusetzen legitim.

"Das Ordnungsamt der Stadt Leipzig hat am Dienstag, dem 19. Oktober, das Verbot der Demonstrationen bestätigt. Grund dafür sei „die Tatsache, dass nach den derzeit erkennbaren Umständen die öffentliche Sicherheit bei Durchführung der Versammlungen unmittelbar gefährdet ist“, heißt es in einer Pressemitteilung."

https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/ ... tag-416101
Na ein solches Komplettverbot dürfte rechtlich nicht zu halten sein. Faktisch schon gar nicht.
Faktisch wohl nicht, da die Demonstranten ja trotz Verbotes auf die Staße gehen.
Rechtlich kann das verboten werden:

"Bei einer unmittelbaren Gefährdung der öffentlichen Sicherheit kann nach § 15 VersammlG eine Versammlung vor ihrem Beginn verboten oder nach Veranstaltungsbeginn aufgelöst werden. Ein Verbot oder eine Auflösung sind jedoch das letzte Mittel. Sofern Beschränkungen zur Abwehr der Gefahr ausreichen, müssen diese vorrangig angeordnet werden. Verstöße gegen versammlungsrechtliche Verbote bzw. Pflichten können als Straftat oder Ordnungswidrigkeit geahndet werden (§§ 21 bis 29a VersammlG)."



https://www.bmi.bund.de/DE/themen/verfa ... -node.html
Stimmung ist Stimmung, San Lorenzo.

https://www.youtube.com/watch?v=JhkRgJmmOhA

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Re: Laberthread

Beitrag von Get H » Di Okt 19, 2021 8:43 pm

Diese Gründe und Gefahrenpotentiale müssen von den Polizeibehörden jedoch im Vorfeld konkret mit genauer Wahrscheinlichkeit angeführt werden. Und das in Kombination mit möglichen Abwehrmaßnahmen und -im Fall eines kompletten Verbots- warum diese Abwehrmaßnahmen keinen Erfolg haben können.

Schließlich ist IMMER das mildeste aller Mittel zu wählen, deswegen haben solche Verbote regelmäßig keinen Erfolg bei einer Klage.
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Re: Laberthread

Beitrag von Get H » Di Okt 19, 2021 8:54 pm

blackadder hat geschrieben: Di Okt 19, 2021 6:49 pm Wir sollten trotzdem nicht den Aspekt der Muttersprache unterschätzen, ich möchte nicht wissen wie die meisten von uns (mich ausdrücklich eingeschlossen) sich bei einer englischsprachigen PK schlagen wurden.
Musste dabei sofort an Loddar denken. Und dann kam mir in den Sinn, dass auch Muttersprachler manchesmal erhebliche Probleme haben können.

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Re: Laberthread

Beitrag von Teekessel » Do Okt 28, 2021 10:26 am

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/ ... 10ebf40b8b

Neues im Fall Ofarim. Zeugen berichten übereinstimmend,dass der Typ es also nicht verkraften konnte,dass andere Kunden vor ihm bedient wurden und er auch direkt im Hotel damit gedroht hat,ein Video was "viral" geht ins Netz zu stellen.Was er ja dann tatsächlich mit seinem Lügenvideo auch gemacht hat. Ich hoffe der Mitarbeiter des Hotels und das Hotel selbst,verklagen diesen Typen,bis aufs letzte.

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