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von Anderson » Fr Mär 19, 2021 6:10 pm
Tutr mir leid, ich lese hier viel, was alles Mist ist und wer was falsch gemacht hat. Ich lese wenig, wie man es besser machen, nicht in irgendeinem Detail, sondern in der Summe.
Ich habe es für mich moch mal sortiert.
Pandemiebekämpfung/Einschränkungen
Das eine Extrem ist die Beibehaltung aller Freiheiten. Damit gäbe man den aktiven Kampf gegen das Virus auf (bis auf das Impfen). Dann gäbe es früher oder später Bilder wie aus Bergamo vor einem Jahr. Schweden hat diesen Weg versucht, ihn dann aber abgebrochen, weil die "Nebenwirkungen" nicht mehr vertretbar waren.
Das andere Extrem ist die Wuhan-Variante, konsequente Pandemiebekämpfung unter Ausschaltung aller Freiheiten und Rechte. Das ist in einer liberalen Demokratie mit unabhängigen Gerichten nicht machbar, Punkt.
Alles was hier gemacht wird, bewegt sich zwischen diesen beiden Extremen. Mit Bewegung in der Richtung des einen Ziels entfernt man sich zwingend vom anderen Ziel. Das ist in diesem Fall ein klassisches Nullsummenspiel; beides gleichzeitig bekommt man nie, weil es einfach nicht geht. Hü oder Hott sozusagen.
Wenn wir derzeit den Schwerpunkt auf Offenhalten der Kinderbetreuung und der Schulen legen, was für mich sehr gute Gründe hat, nehmen wir die sich daraus ergebenden Kontakte und Infektionen als gegeben und unvermeidbar in Kauf. Das führt aber zwingend dazu, dass an anderer Stelle Kontakte eingeschränkt werden müssen, weil das Ganze in der Summe sonst komplett aus dem Ruder läuft. Praktisch bezahlen wir derzeit und wohl auch noch in den nächsten Wochen mit geschlossenen Läden, Theatern oder Gaststätten dafür, dass unsere Kinder nicht zu Hause ein ganzes Jahr ihrer noch jungen Leben verlieren. Mir ist es das wert.
Impfung/Beschaffung
Auf der einen Seite wird der EU vorgeworfen, dass sie bei der Impfstoffbeschaffung nicht alles zu jedem Preis und zu jeder Bedingung mitgenommen hat, was mitzunehmen war.
Auf der anderen Seite wird dem Gesundheitsminister vorgeworfen, dass er beim Maskenkauf genau das getan hat, dass er nämlich Mondpreise bezahlt hat, um möglichst schnell an möglichst viele Masken zu kommen.
Was den nun?
Ich weiß nicht, wie der perfekte Weg aussieht. Ich weiß aber, dass es alles sofort, in unbegrenzter Menge und möglichst noch kostenlos auf dieser Welt nicht geben wird.
Es gibt keine Möglichkeit, es so zu machen, dass alle damit zufrieden sind, egal wer handelnder Akteur ist und egal, was er tut.
Ich lese und höre in den letzten Tagen viel, was ich unter Partikularinteressen abbuche. Viele sind aus dem jeweiligen Blickwinkel auch berechtigt, keine Frage.
Am Ende laufen aber alle darauf hinaus, die eigenen Belastung möglichst klein zu halten und dafür notfalls die Belastungen auf andere abzuwälzen. Das ist reines Sankt-Florian-Prinzip und in der Summe auch ein klassisches Nullsummenspiel, wenn man es gesamtgesellschaftlich betrachtet..
Ich würde mir Stand heute wünschen, dass möglichst schnell möglichst hart runtergefahren wird. Jeden Tag, den man heute mehr wartet, dauert später die Öffnung um ein Mehrfaches länger. Der Berg wird mit jeden Tag höher, von dem man später wieder herunterkommen muss. Das ist schnöde Mathematik. Wir werden für ein Hinauschieben von unumgänglichen Entscheidungen teuer bezahlen.
So, ich bin neugierig auf Vorschläge, wie man es von Ansatz her grundsätzlich anders machen könnte, welchen Nutzen und welche Schäden dabei entstehen würden, und warum es besser wäre, die anderen Schäden zu haben als die derzeitigen.
"Eine Diskussion mit [...] Wissenschaftsleugnern sei »wie Schach spielen mit einer Taube: Sie wirft die Spielfiguren um, kackt auf das Spielbrett und fliegt dann zurück zu ihrem Schwarm, um ihren Sieg zu feiern.«"
