Corona-Virus

[Walle]

Ich sehe in diesem Video hauptsächlich junge Leute, und die treffen sich in Seoul jeden Abend zum Soju-Trinken in Bars oder versammeln sich in Parks. Wo ist der Unterschied?

Solange wir das Virus von den Altenheimen fernhalten und generell von den Älteren, dann halten wir auch die Anzahl schwerer Fälle in Grenzen. Die Jüngeren haben fast ausnahmslos symptomlose bis leichte Verläufe, das ist inzwischen ein Fakt. Wieso sollen die sich dann nicht treffen?

Es muss in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren, vielmehr ein Bewusstsein und ein System entstehen, das ältere Menschen besser vor einer Ansteckung schützt, in Altenheimen und allgemein. Denn verschwinden wird das Virus nicht so schnell, ob wir jetzt ewig zu Hause bleiben oder nicht.

[Jupp]

@Walle
Genau das ist ja die Gefahr. Menschen, die keine Symptome aufweisen, trotzdem den Virus haben, sind wesentliche Übertrager. Treffen sich fünf Leute, einer ist positiv, dann haben es möglicherweise die vier anderen auch. Die treffen sich dann wieder mit anderen Leuten und sind dann auch positiv. Irgendwann wird man dann auch mal Leute aus den Risikogruppen treffen. Umso mehr Covid19 haben, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit dafür und umso mehr sterben dann auch. Das sind die klassischen Infektionsketten, die mit den Kontaktbeschränkungen verhindert werden sollen.

@Truckle
Es waren halt schon mal mehr als doppelt so viele Infizierte in Leipzig, insofern scheinen die Maßnahmen zu helfen, wie auch in anderen Städten. Ich finde das Interview mit dem OBM interessant, weil man da sieht, wie das Gesundheitsamt arbeitet: https://kreuzer-leipzig.de/2020/04/24/d ... ie-stille/

Die Nachverfolgung scheint aktuell ohne App gut zu funktionieren. Bei mehr Fällen wird das sicher schwieriger.

[jimmy.klitschi]

(...)
also alle die ich kenne einschließlich meiner Kinder wissen sich mit der Siuation halbwegs zu arrangieren. Da braucht keiner einen abendlichen moralischen Zeigefinger.
(...)
wenn ich den Link sehe, da sehe ich die Generation jugendlich blöd abhängen und auch wieder nur in Städten. Keine Ahnung was da in der Erziehung falsch gelaufen ist.

Das ehrt dich und deine Kinder und Bekannten ja auch, ReBel! (das meine ich ganz ohne Ironie oder Häme.) In meinem persönlichen Umfeld sieht es ähnlich aus. Im Gegensatz zu dir weiß ich aber von mehr konkreten Personen, als mir lieb ist, die sich einen Scheisz um Rücksicht kümmern. Ich möchte einfach nicht, dass solch unvernünftige Personen letztlich dafür sorgen, dass die täglichen Fallzahlen wieder ansteigen oder mittelfristig nicht signifikant runtergehen, in Folge die "Maßnahmen" wieder verschärft werden, mit all den nicht zu beziffernden Konsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft ... und übrigens auch für die Grundrechte ... übrigens auch für meine Frisur.

Ach, und die "Generation jugendlich" verhält sich doch quasi "naturgemäß" tendenziell "blöd". Hab mich in den letzten Tagen mal an meine Jugend erinnert, mich gefragt, wie ich mich heute verhalten würde, wenn ich 30 Jahre jünger wäre -> Hab mich vor mir selbst erschrocken. Btw.: Ich war ein Dorfkind und finde, dass ich ganz gut erzogen worden bin.

Vor diesem Hintergrund und eben auch angesichts viel zu vieler Erwachsener mit einem offensichtlichen Mangel an gesundem Menschenverstand halte ich das vorübergehende Beibehalten einer verschärften "Nanny State"-Methode unter den jetzigen Bedingungen nicht die schlechteste Idee. Die Furcht, dass verstärkte staatliche Bevormundung auch für die Zeit nach Corona Schule machen könnte, teile ich übrigens für unser Land nicht. (Bei Ungarn und Co. bin ich da eher skeptisch.)

[nevermore]

Ich sehe in diesem Video hauptsächlich junge Leute, und die treffen sich in Seoul jeden Abend zum Soju-Trinken in Bars oder versammeln sich in Parks. Wo ist der Unterschied?

Solange wir das Virus von den Altenheimen fernhalten und generell von den Älteren, dann halten wir auch die Anzahl schwerer Fälle in Grenzen. Die Jüngeren haben fast ausnahmslos symptomlose bis leichte Verläufe, das ist inzwischen ein Fakt. Wieso sollen die sich dann nicht treffen?

Es muss in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren, vielmehr ein Bewusstsein und ein System entstehen, das ältere Menschen besser vor einer Ansteckung schützt, in Altenheimen und allgemein. Denn verschwinden wird das Virus nicht so schnell, ob wir jetzt ewig zu Hause bleiben oder nicht.

Wie soll das denn funktionieren, mit dem Schützen der Menschen in Altenheimen? Man kann niemanden reinlassen, weil Leute schon zwei Tage, bevor sie Symptome haben, infektiös sind. Das Resultat sieht man in Stockholm, mittlerweile ist das Virus in 76 Prozent der Altenheime.

Verlässliche Antikörpertests, um festzustellen, wer immun ist, haben wir auch nicht. Die sind derzeit bis zur Hälfte falsch positiv!
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/ ... -1.4883631

Man kann sie nur komplett wegsperren. Das ist furchtbar für die, wenn Angehörige überhaupt nicht mehr kommen dürfen. Soll man das jetzt auch noch auf alle anderen Alten ausweiten, die zuhause leben? Dazu auf chronisch Lungenkranke, Leute mit Autoimmunerkrankungen, Krebskranke, Diabetiker, Asthmatiker, Raucher und wer sonst noch alles Risikogruppe ist (je nach Definition bis zu 30 oder gar 50 Prozent der Erwachsenen)?

Das funktioniert doch nicht. Ich weiß nicht, wie die sich das vorstellen. Für mich ist die einzig vernünftige Lösung, die Infektionszahlen soweit zu drücken, dass man nur noch lokale kontrollierbare Ausbruchsherde hat, die man dann kontrollieren kann.

[jimmy.klitschi]

Zitat nevermore:

(...)Verlässliche Antikörpertests, um festzustellen, wer immun ist, haben wir auch nicht. Die sind derzeit bis zur Hälfte falsch positiv!(...)

Außerdem ist immer noch nicht klar, wieviele der echten AK-Positiven wirklich immun sind und demzufolge auch nicht mehr als Überträger infrage kommen, denn die beobachtete Tendenz geht perfider Weise in die Richtung, dass symptomlos/symptomarm Infizierte auch nur eine sehr geringe (und damit für Immunität evtl. unzureichende) Menge an neutralisierenden AK bilden. Das beträfe dann die Mehrheit der infizierten Kinder und Jugendlichen. Demnächst Schulöffnungen? Ich hab da gewisse Bauchschmerzen.

@ Walle: Sollten wir hier in Deutschland wie der 52-Mio-Staat Südkorea irgendwann in Folge um die 10-20 registrierte tägliche Neunfektionen haben, dann halte ich deinen Vergleich mit den Jugendlichen in Seouler Parkanlagen auch für legitim. Davon sind wir aber im Moment ungefähr 2000 Neuinfektionen/Tag entfernt. Selbst während der kurzen absoluten Covid-Hochzeit hatte Südkorea - als Test-Weltmeister - nicht viel mehr als 800 tägliche Fälle. Außerdem kenne ich aus Südkorea eigentlich nur bewegte Bilder, auf denen geschätzt 9 von 10 Menschen auch außerhalb eine Maske tragen. Auf von Jupp verlinkter Aufnahme aus D sehe ich davon nichts ...

[Adamson]

@Walle
Genau das ist ja die Gefahr. Menschen, die keine Symptome aufweisen, trotzdem den Virus haben, sind wesentliche Übertrager. Treffen sich fünf Leute, einer ist positiv, dann haben es möglicherweise die vier anderen auch.

Ich habe vor ein paar Tagen eine Sendung gesehen (Anne Will oder Maischberger bin jetzt zu faul zum Suchen) mit Prof. Streeck. Der arme Mann steht ja momentan ziemlich in der Kritik, weil man ihm vorwirft, sich von der Politik instrumentalisieren zu lassen. Ich halte ihn jedoch noch immer für einen der wichtigsten Experten in dieser Diskussion und was er sagt und wie, hat für mich Hand und Fuß.
In der Sendung hat er z.B. bezweifelt, dass es bei Beibehaltung der derzeitigen Beschränkungen, selbst wenn es noch weitere Lockerungen geben sollte, zu einer zweiten Infektionswelle im Sommer kommen wird. Er meinte, es sei inzwischen wahrscheinlich, dass die dynamische Entwicklung der Infektionen Anfang März durch Großveranstaltungen als Initialzündung ausgelöst wurde. Veranstaltungen wie Fasching, Starkbierfeste oder Apres ski…etc. Diese Veranstaltungen gibt es jetzt nicht mehr. Darüber hinaus hat er in seiner diskutierten Heinsberg-Studie festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit sich mit dem Virus anzustecken, nur um etwa 15 Prozent höher ist, wenn man mit einem Infizierten in einem Haushalt lebt. Diese Erkenntnis haben inzwischen auch andere Forscher bestätigt. Außerdem gibt es inzwischen ein anderes viel besseres Hygienebewusstsein in der Bevölkerung. Auch wenn diese zickige Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim in der Sendung ständig versuchte ihm an die Karre zu fahren, klangen die Argumente Streecks schlüssig.
Im Augenblick gibt es in Deutschland etwa 155.000 gemeldete Infektionen, über 105.000 gelten davon inzwischen wieder als geheilt. Durch die Quarantänemaßnahmen kommen gerade keine „frischen“ Erreger hinzu, das klingt jetzt doof, aber das Virus wurde ja nach Deutschland importiert und von da droht im Augenblick wenig Gefahr. Wenn der warme Sommer noch die Verbreitung des Virus verlangsamt, was man nicht genau weiß, wofür es aber begründete Hoffnung gibt, könnte Prof. Streeck recht behalten.

[jimmy.klitschi]

Meine Finger sind schon ganz wund - vom Desinfizieren aber auch vom ständigen Daumendrücken. Für Schwedens Sonderweg hat's schon mal nicht so richtig funktioniert. OK. Dann drücke ich die ein weiteres Mal, dass Streeck Recht behält. Ich habe zusätzlich die Hoffnung, dass der allgemein auch von anderen Erkältungs-Viren bekannte Frühlings-Effekt zum Eindämmen des Infektionsgeschehens beiträgt. Die Beobachtung, das die Fallzahlen nach dem warmen und ziemlich sonnigen Osterwochenende "paradoxer Weise" nicht sonderlich angestiegen sind, schiebe ich z.T. auch auf den Einfluss der wärmeren Jahreszeit. Darauf hoffen ja übrigens auch Leute wie Drosten und Co. Vielleicht haben wir Glück.

[Harzer]

Tja Adamson, die Sendung hab ich auch gesehen und bin mit Deinen Schlussfolgerungen völlig d'accord und deshalb läuft im von mir zitierten Taiwan auch schon wieder die Baseballmeisterschaft (da sie halt mit Fußball nicht soviel am Hut haben) und sie gehen in Restaurants ihr Bier trinken - allerdings haben sie eine absolut restriktive Quarantäne wenn erforderlich und soo schlecht finde ich das nicht. Selbst dort lebende deutsche weigerten sich nach Deutschland zurückgeflogen zu werden - da sie sich dort sichererer fühlen! sagt viel aus find ich.

[jimmy.klitschi]

Tja Adamson, die Sendung hab ich auch gesehen und bin mit Deinen Schlussfolgerungen völlig d'accord und deshalb läuft im von mir zitierten Taiwan auch schon wieder die Baseballmeisterschaft (da sie halt mit Fußball nicht soviel am Hut haben) und sie gehen in Restaurants ihr Bier trinken - allerdings haben sie eine absolut restriktive Quarantäne wenn erforderlich und soo schlecht finde ich das nicht. Selbst dort lebende deutsche weigerten sich nach Deutschland zurückgeflogen zu werden - da sie sich dort sichererer fühlen! sagt viel aus find ich.

Harzer, du unterschlägst (ähnlich wie heute schon Walle mit seinem Südkorea-Vergleich), dass Taiwan mit knapp 24 Mio. Einwohnern aktuell 1-3 tägliche Neuinfektionen hat und während der gesamten Zeit nie viel mehr als 20 pro Tag. Wenn wir irgendwann mal in Deutschland in dem Bereich landen, wird auch der Fußball und alles andere wieder rollen.

Was man nach Vorbild von Taiwan bei uns hätte machen können, sollen, dürfen usw. bringt uns jetzt auch nicht mehr weiter und wäre übrigens hier in D höchstwahrscheinlich eben auch nicht umsetzbar gewesen, z.B. wenn man selbst jetzt unter den viel gravierenderen Bedingungen die vergleichsweise mickrige Zustimmungsrate zum deutschen App-Modell anguckt. Zu Beginn der Pandemie, bei den ersten paar Fallzahlen im Zehnerbereich, wäre es in D - im Gegensatz zu Taiwan - nach meiner Meinung illusorisch gewesen, dass das Gros der Bevölkerung rigoros kontrollierte Quarantäne- und Überwachungsmaßnahmen akzeptiert hätte. Ganz zu schweigen von einem freiwilligen Bedecken von Mund und Nase nur auf eine "dringende Empfehlung" hin. Insofern ist dein fortwährender Vergleich einfach nicht mehr als eine "nette" Gedankenspielerei. Mit der Beurteilung von Streeck für Deutschland in der aktuellen Lage gibt es deshalb aus meiner Sicht keinerlei Schnittmengen.

[The-Last-ReBeL]

Wenn der warme Sommer noch die Verbreitung des Virus verlangsamt, was man nicht genau weiß, wofür es aber begründete Hoffnung gibt, könnte Prof. Streeck recht behalten.

das wäre dann der Supergau für Karl Lauterbach.