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von Pointer » Fr Okt 09, 2020 10:21 pm
Als ich mich das erste Mal mit früheren Pandemien beschäftigt habe war ich von Bildern überrascht die zeigten, dass bereits in der Zeit der Spanischen Grippe (1918-1920) Masken getragen wurden. Ob es diese Schutzmaßnahme auch in der Zeit der Russischen Grippe (1889-1895) gab weiß ich nicht, aber wie bei allen großen Grippe-Pandemien waren die besonders aggressiven Viren über einen langen Zeitraum wirksam, die zweite Welle war in allen Fällen die Phase mit den höchsten Ansteckungsquoten und den meisten Todesfällen. Dabei war die zu frühe Lockerung von Schutzmaßnahmen immer der Hauptgrund dafür.
Erstaunlich bereits damals die Geschwindigkeit der Ausbreitung, die in der heutigen Zeit natürlich nochmals extrem angewachsen ist. Während der Hongkong-Grippe (68-70) wurde Mitteleuropa erst so richtig zum Ende der Pandemie getroffen. Und obwohl es dann bereits einen ersten Impfstoff gegeben hat, starben nochmal 40.000 Menschen allein in Deutschland.
Das mit der SARS-Pandemie 2002/2003 insbesondere im südasiatischen Raum die Akzeptanz des Tragens von Masken im Alltag befördert wurde und dort aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken ist hat auch etwas damit zu tun, andere Menschen vor sich zu schützen, sie nicht anzustecken, anzuniesen oder anzuhusten. Wie hier schon mal geschrieben wurde – also mit RESPEKT.
Was auch nachvollziehbar sein sollte ist, dass durch die Maske die Anzahl der aufgenommenen Virenlast sinkt, was, wie in einigen Artikeln verschiedener Institute diskutiert, die Schwere des Verlaufs der Krankheit ebenfalls bestimmen kann.
Gegen Grippeviren hat es noch nie einen Impfstoff gegeben der den Virus vollständig besiegt und von diesem Planeten vertrieben hat. Dies ist überhaupt erst einmal bei den Pocken durch Impfprogramme gelungen und hat Jahrzehnte gedauert. Und auch die jetzt im Test befindlichen Impfpräparate müssen ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit erst noch beweisen.
Ich gehe daher davon aus, dass wir eine sehr lange Zeit mit CORONA leben und leben zu lernen werden müssen. Die Maske wird dabei ein ständiger Begleiter sein und nach der zweiten Welle wird es vermutlich deutlich weniger Maskengegner geben.
Wir hatten Glück, dass im März schnell und konsequent reagiert wurde, da gab es eine klare Marschroute (AHA-Regel) und jeder wusste, wie er sich nach Möglichkeit verhalten sollte. Die Disziplin in der Gesellschaft war erstaunlich.
Dann kamen die Öffnungsszenarien und jeder Verantwortliche wollte sich dem Drang der Masse nach mehr Freiheit besonders offen gegenüber zeigen.
Ich kann das aktuelle Erstaunen über die beginnende Wucht der zweiten Welle nicht nachvollziehen und verstehe auch nicht, warum man sich in den letzten Monaten nicht konsequenter darauf vorbereitet hat. Das gilt für digitalisiertes Lernen genauso, wie für die Ausstattung der Gesundheitsämter und Krankenhäuser mit Personal. Was nützen Intensivbetten wenn kein Pflegepersonal vorhanden ist. Setzt man den Begriff “ausreichend“ jeweils vor den Betten und dem Personal, dann wird das doppelte Dilemma noch sichtbarer.
Als Gesellschaft werden wir diese zweite Welle nur bewältigen, wenn wir alle mit Disziplin, Rücksicht, und Respekt miteinander umgehen und bereit sind, Verzicht zu üben.
Ich habe gerade gegoogelt weil ich nicht mehr wusste, wer den folgenden Spruch geschaffen hat:
“Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“
Es war Wilhelm-Friedrich-Hegel.
Aber der Zusatz in meiner Fundstelle ist noch besser:
"Es handelt sich dabei um eine Erkenntnis, die an einem bestimmten Punkt des Lebens kommen kann und die genau an diesem Punkt einen Fortschritt darstellt."
Ich meine nur, vielleicht reicht es eben nicht nur gut durch den Winter zu kommen, sondern gut durch das nächste Jahr.
