strecker hat geschrieben: ↑Do Aug 22, 2019 8:38 am
Ok, und was ist mit dem Fakt, dass Mateschitz jederzeit den Stecker ziehen könnte und der "Klub" dann eventuell 134 Millionen Euro an ihn zurückzahlen muss, sofern er diese dann auch einfordert?
Dann gibt es RB nicht mehr. Irgendwie wird das komplett ausgeblendet.
Sind wir doch mal ehrlich, ganz gleich, ob man nun Fan ist oder nicht, unwahr ist der Artikel nicht.
Ich habe tatsächlich den Artikel gelesen. Abgesehen von bestimmten Ungenauigkeiten in Details hat "Rumpelstilzchen" das Kernproblem schon auf den Punkt gebracht: der Text ist unsachlich. Andere Texte (z.B. "BVB in der Saison 67/68") schaffen es, das journalistische Mindestmaß zu erfüllen. Und ich bin mir sicher, Herr van Wegen kann es theoretisch auch so gut wie Frau Schneider.
Als jemand, der selbst journalistische Texte schreibt, ein paar kurze Tipps:
- Stufe 1: Fakten recherchieren - und zwar nicht nur dort, wo das Fanherz schlägt, sondern auch auf der anderen Seite
- Stufe 2: Überlegen, ob man eine Reportage schreiben möchte (dann sollten Fakten dargestellt und nicht gewertet werden) oder einen Kommentar (der dann als solcher zu kennzeichnen ist)
- Stufe 3: auch bei einem Kommentar sollte beachtet werden, dass Argumente wirkungsvoller sind, wenn sie sachlich vorgetragen werden. Wenn ein Argument durch besonders "ausdrucksstarke" Sprache unterstrichen werden muss, findet man es i.d.R. selbst nicht überzeugend.
Trotz allem kurz zum Inhalt:
Die Kritikpunkte, die angedeutet sind, kennt jeder RB-Fan.
Das Thema "Darlehen" wurde weiter oben schon gut erläutert.
Dass RB über eine Anschubfinanzierung in erheblicher Größenordnung verfügt, einer neuer, nicht mitgliederoffener Verein aus dem Boden gestampft wurde und Synergieeffekte mit Red Bull Salzburg und Co. genutzt wurden (und werden), ist bekannt und kann mit guten Gründen kritisiert und abgelehnt werden.
Die suggerierte Allgemeingültigkeit "Warum der Protest richtig
ist", offenbart das Kernproblem. Es ist sehr individuell, wo der Einzelne die rote Linie setzt. Ich finde z.B. das "Telekom-T" bei den Bayern als "No go" (vermutlich weil ich Bayern einfach sch... finde). Der Rotebrauseblogger (gute Quelle für Recherchen zu RB übrigens) hat mal treffend sinngemäß formuliert: "Es ist auffallend, dass Fans bei ihrer Ablehnung gerne zielgenau die Grenze, was gerade noch geht, dort ziehen, wo es ihrem eigenen Verein nicht weh tut"
Und wenn man Linien definiert, sollte man auch konsequent sein:
- findet man extreme Anschubfinanzierungen unterklassiger Vereine doof, muss man auch den FC Augsburg doof finden (reine marktstrategische Entscheidung von Seinsch, der keinen Bezug zu Augsburg hatte)
- findet man Unternehmenseinfluss im e.V. doof, muss man auch den FC Ingolstadt doof finden (Audi-Vertreter in Vereinsämtern und im Aufsichtsrat)
- findet man Vereinsbenennungen nach Sponsoren doof oder die Anpassung an Vereinsfarben, dann hätte man auch bei "LR Ahlen" die Hand heben müssen (vermutlich aber weißt Du nicht, wer oder was LR Ahlen war). Man sollte dann auch kritisch die Frage stellen, ob man den ehemaligen "SV Chio Waldhof" oder den BVB (der in den 70ern das Vereinswappen zugunsten des Logos einer örtlichen Brauerei geändert hatte) wirklich toll finden kann
Und wenn man sich das genauer durchdenkt, komme ich zu der Ansicht, dass nicht alles "schwarz-weiß" ist im Leben, sondern überall mehr oder weniger starke Grauschattierungen im Spiel sind.