Angestachelt vom Sicherheitsdienst-Thread und einer in einem anderen Thread angestoßenen Diskussion über sich entwickelnder "Fankultur" ist es interessant zu lesen, wie und was der ein oder andere denkt, sich wünscht, erwartet.
Bedenklich und zugleich lächerlich finde ich, wenn ich auf die Seite von Red Aces schaue und da folgendes lese:
Fankultur:
Das aktive, kreative und friedliche Gestalten der eigenen Kurve lässt eine einzigartige Atmosphäre entstehen, wie sie Woche für Woche von tausenden Fanatikern zelebriert wird. Beim RbL jedoch kommt man nicht in eine zerfahrene, verkrustete und starre Szene hinein, in welcher ULTRA-Gruppen vorgeben was, wann, wie gesungen wird, sondern man kann selbst eingreifen – etwas Großes, Buntes entstehen lassen.
Wir als Fans des Rasenballsports haben also die große und einmalige Chance, uns von den scheinbar unumstößlichen Mechanismen deutscher Fussballfankultur, die nicht selten zu Gewalt und Hass führen, zu distanzieren.
Emotionen respektieren!
Sponsoren
Der Sponsor ist der Sponsor ist der Sponsor. Profisport ist unserer Ansicht nach in der heutigen Zeit nicht ohne potente Geldgeber möglich. Insofern hat unser Anliegen auch nichts mit globaler Kapitalismuskritik zu tun. Es ist im weiteren Sinne noch nicht einmal ein Aufschrei gegen die Kommerzialisierung des Sports. Es ist der Aufruf, als selbstbestimmter Fan in der Kurve stehen zu dürfen und nicht als ein dem Investor dienender Quotenanhänger zu funktionieren.
Wir Rasenballisten sehen leider in der Außendarstellung unseres Vereins, hier vor allem im Logo, nicht den RasenBallsport Leipzig e.V., sondern lediglich den Geldgeber repräsentiert. Daher versuchen wir durch kreative, bunte und einmalige Aktionen dem Leipziger Rasenballsport eine einzigartige Identität zu geben.
Am Ende wird der Rasenballsport Leipzig nur dann zu einem einigermaßen anerkannten Verein, wenn die Leute in der Kurve eben nicht nur die prognostizierten Werbeopfer/Eventfans mit Dose und Wurst in den Händen sind, sondern als selbstdenkende und selbstbestimmte Fans wahrgenommen werden. Im Verein und darüber hinaus. Für diese Vision stehen wir.
Und weiter:
Der Rasenballismus als letzte Bastion für den endgültigen Ausverkauf des Sports oder doch nur ein belächelnswerter, naiver und vorallem hoffnungsloser Versuch des Kampfs gegen die Windmühlen des entarteten Kapitalismus?
Aufgrund interner Probleme kam es Mitte März 2011 zum Austritt bei den L.E. Bulls. Seither sind wir Fanclubunabhängig, d.h. wir sind selbstbestimmt in unseren Handlungen geworden.
Im Zuge dessen bildete sich eine neue Gruppe – die Red Aces – heraus mit welchen wir zusammenarbeiten und immer für einander da sind, daher auch unsere Zugehörigkeit zu diesen.
Unsere Ideologie unterscheidet sich nicht von denen der Rasenballisten, welche ebenfalls mit uns kooperieren – für uns heißt es immer noch Zentralstadion und Rasenballsport.
Da fasse ich mal zusammen: Red Aces ist für tollen Fußball in der Stadt, freut sich, dass Red Bull als Sponsor!!! eingestiegen ist. Registriert aber möglicherweise nicht, warum RB in Leipzig Rasenballsport heißt. Dass "Rote Bullen" die konsequente Fortsetzung der Marketingstrategie ist wollen (?) sie nicht verstehen, dass das Vereinslogo an das Red Bull-Logo erinnert ebenfalls nicht und dass Red Bull die Namensrechte am Zentralstadion gekauft hat stößt ihnen auf. Das ist also Kommerz, den sie ablehnen.
Kann man auch anders zusammenfassen: Gebt uns euer Geld und lasst den Verein ansonsten in Ruhe. Oder übersetzt: Ein Anhänger des Sozialismus tritt in die FDP ein um ggf. ein Bundestagsmandat oder eine von einer Lobby bezahlten Reise anzutreten und wettert zugleich gegen die Anhänger der Freien Marktwirtschaft.
Ich meine, das ist das gute Rech der Red Aces-Leute. Jeder kann denken was er will. Das ich aber bei der Logik nicht ganz mitkomme darf mir keiner verübeln. Dass mich unter diesen Umständen nicht wundert, wenn sich die Hardcore-Fanszene aufsplittet, wird der ein oder andere vielleicht verstehen.
"Am Ende wird der Rasenballsport Leipzig nur dann zu einem einigermaßen anerkannten Verein, wenn die Leute in der Kurve eben nicht nur die prognostizierten Werbeopfer/Eventfans mit Dose und Wurst in den Händen sind, sondern als selbstdenkende und selbstbestimmte Fans wahrgenommen werden."
Ich bin kein Werbeopfer, stehe mit einer Wurst in der Hand in der Fankurve, manchmal auch mit einem Red Bull-Getränk nach einer kurzen Nacht, denke selbst, bin Fan, sehe einiges im Verein kritisch, ein Stück weit auch die Bullisierung. Ich trinke seit dem Einstieg von Red Bull in den Leipziger Fußball etwas mehr Red Bull, unter oben genannten Umständen.
Wer aber meint, als Fan der ersten Stunde, Red Bull sei bloßer Sponsor des Vereins, der hat denke ich irgendwas von Anfang an missverstanden.
Und da frage ich mich dann schon: Wie kann man Fan des vielleicht kommerziellsten deutschen Vereins sein und zugleich den Kommerz ablehnen? Das Motto der Durch-Kommerzialisierung seitens Red Bull ist von Anfang an: Entweder ganz oder gar nicht. Komisch, wenn sich dann Supporter finden und genau das ablehnen.
Wenn dann noch zweifelhafte Sätze zum Polizei-Einsatz im Kiel-Block kommen, dann kann ich nur die Hände über'm Kopf zusammenschlagen.