Videobeweis - Fluch oder Segen?

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raceface
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Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von raceface » So Sep 17, 2017 10:51 pm

Nach vier Spieltagen mit dem Videobeweis bleibt dieser umstritten, nicht nur nach dem Spiel BVB vs Köln.

Auf Facebook habe ich einen wirklich sehr treffenden Kommentar von Pit Gottschalk (Journalist) gelesen, den ich euch nicht vorenthalten möchte, weil ich meine das er damit richtig liegt.
„Ihr macht unseren Sport kaputt!“

Mithilfe Videobeweis: Der BVB besiegt den 1. FC Köln mit 5:0 — und ist selbst nicht glücklich. Denn die Kölner haben in einem Punkt komplett recht.

Hier mein Kommentar.

Vier Spieltage sind jetzt in der Bundesliga-Saison gespielt, und es wird nicht besser: Die Spielleitung mithilfe des Videobeweises ist noch immer nicht auf dem Niveau, das man uns Fans vor dem Saisonstart versprochen hat.

Immer wieder kommt es zu Entscheidungen, die im Stadion nicht nachzuvollziehen sind und für Verwirrung sorgen. Zuletzt am Sonntagabend im SIGNAL IDUNA PARK. Borussia Dortmund gegen 1. FC Köln. Letzte Minute vor der Halbzeit beim Stand von 1:0.

Nicht ohne Grund werden die Kölner danach eine Neuansetzung fordern. Die Sachlage: Der Kölner Torwart Horn lässt den Ball im Torraum fallen, der Dortmunder Sokratis spitzelt den Ball über die Torlinie, Schiedsrichter Ittrich pfeift ab. Angeblich sei der Torwart gestört worden.

Die Dortmunder Spieler meckern nicht lange. Der Kontakt zum Torwart mag dünn gewesen sein — was soll’s. Plötzlich der Pfiff: Ittrich zeigt Richtung Mittelpunkt, was bedeuten soll: doch Tor! Es steht 2:0. Die Dortmunder jubeln, die Kölner schimpfen.

Der Grund: Der Schiedsrichter habe gepfiffen, bevor der Ball über die Torlinie rollte. Betonung auf: bevor. Darum hätte der Schiedsrichter auch dank Videobeweis nicht auf Tor entscheiden dürfen. Da mag BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schimpfen, wie er will: Die Kölner haben recht.

Der Kölner Manager Jörg Schmadtke und sein Trainer Peter Stöger rennen mit Halbzeitpfiff zum Schiedsrichtergespann, um sich über den Zickzackkurs auf dem Rasen zu beklagen. Man kann sie verstehen. Genutzt hat es nicht. Ist der Videobeweis jetzt eine Besserung?

Die Intervention war — technisch betrachtet — richtig. Aber glücklich sieht niemand dabei aus. Vielleicht muss man sich noch daran gewöhnen, dass der Torjubel zeitversetzt einsetzt. Vielleicht geht dem Fußball etwas verloren, das eben nicht durchgeplant werden sollte.

Unweigerlich erinnert man sich an den Tag vorher. VfB Stuttgart gegen VfL Wolfsburg. Der Wolfsburger Torwart Casteels springt VfB-Kapitän Gentner ins Gesicht, Alarm auf dem Rasen. Alle sehen es. Nur nicht Schiedsrichter Winkmann und und sein Video-Kollege. Weiterspielen!

Wann bringt der Videobeweis einen Nutzen? Und wann nicht?

Damit kein Missverständnis aufkommt: Irren ist menschlich. Erst recht bei Schiedsrichtern, die ein immer schnelleres Spiel pfeifen müssen. Und Borussia Dortmund hätte das Spiel auch ohne Videobeweis gewonnen. Aber das zweite Tor war zweifellos ein Regelverstoß.

Noch im Frühjahr hatte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Krug angekündigt, zwei von drei Fehlern könnten mit dem Videobeweis vermieden werden. Gefühlt sind es weit weniger. Und selbst wenn man zufrieden sein muss, dass nur jeder zweite Fehler verschwindet: Das ist zu wenig.

Kaum war die zweite Halbzeit im BVB-Spiel angepfiffen, kam der Videobeweis ein zweites Mal zum Einsatz. Diesmal korrigierte der Schiedsrichter einen Zweikampf im Strafraum und pfiff Handelfmeter. Auch das: korrekt. Es fühlt sich nur, wenn man im Stadion ist, unheimlich an.

Die Außenwirkung ist fatal. Dem Fußball geht, das muss man sagen, etwas Ursprüngliches verloren. Das Warten auf den Videobeweis nervt. Sogar dem eigenen BVB-Anhang, der vom Videobeweis profitierte, war das peinlich. Die Südtribüne rief: „Ihr macht unseren Sport kaputt!“

Tatsächlich war das Spiel gelaufen. Aubameyang verwandelte den Strafstoß, ließ einen zweiten Treffer gegen die resignierenden Kölner folgen. 4:0 nach einer Stunde, später das 5:0 — alle Spannung vorbei.

Nochmals: Die Dortmunder hätten dieses Spiel wohl auch ohne Videobeweis gewonnen. Aber Schiedsrichter Ittrich steht jetzt da wie einer, der gar nichts auf dem Rasen sieht. Wollen wir das? Wollen wir schwache Schiedsrichter auf dem Rasen?

Immerhin teilte die Bundesliga mit, dass technisch alles einwandfrei lief. Technisch: Das umschreibt den Videobeweis wohl am besten.

Wenn der Videobeweis nicht Fehler minimiert, sondern neue schafft: Warum braucht man den Videobeweis dann überhaupt?
Was sagt ihr, ist der Videobeweis Fluch oder Segen für uns Fans?
Otto Rehhagel: „Wenn ich heute fünf Talente einbaue und mehrere Spiele hintereinander verliere, dann lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran.“

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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von nevermore » So Sep 17, 2017 10:59 pm

Jedenfalls hat sich die Befürchtung, es würde alle Diskussionen abwürgen, nicht bewahrheitet.

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Eventzuschauer
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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von Eventzuschauer » So Sep 17, 2017 11:12 pm

Ich kann dem VB nach wie vor nichts abgewinnen.

Einzig aus diesem Grund:
Eventzuschauer hat geschrieben:Mir fehlt da nach wie vor die Transparenz...wann und von wem in welchen Situationen der Beweis angewendet wird. Aktuell ist das ganze ein großes Missverständniss.
Eventzuschauer hat geschrieben:Die Mehrheit bemängelt glaube ich nicht den Videobeweis...sondern das nach wie vor nicht transparente Vorgehen. Oder kannst Du schlüssig erklären wann wer wie und warum eingreift?
Das es bei klaren Vorgaben auch Fehlentscheidungen geben kann und wird...geschenkt. Aktuell weiß glaube ich fast keiner ob Aktion A,B,C der Auslöser sind, oder Person 1,2,3 und dann Entscheidung X,Y,Z treffen.
Auf mich wirkt das ganze gerade wie ein Pot­pour­ri aus allem. A1Y...3CX...ZA3 usw.

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Der Barthel an sich
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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von Der Barthel an sich » So Sep 17, 2017 11:15 pm

Ich habe den Videobeweis abgelehnt , und bin bis jetzt noch keines Besseren
belehrt worden.
Alle im Stadion , Spieler und Fans , wollen ein rasantes Spiel sehen .
Dazu gehören auch schnelle Entscheidungen . Die Warterei treibt den
Blutdruck noch zusätzlich in die Höhe .
Und ich sage mal ganz überspitzt , es gibt keine Garantie , wenn die 3
auf´m Platz pennen, das der vierte dann richtig liegt.
Eins geht eh nicht:
Mal angenommen Timo sprintet allein auf´s Tor zu und der Typ draussen
wedelt mit der Fahne . Da kannst du vielleicht per Videobeweis sehen ,
das der Tomaten auf den Augen hat, die Chance ist trotzdem im A.
Und wahrscheinlich werden wir dadurch bald mal eine zweistellige Nachspielzeit.
sehen.
Gut ausgebildete und respektierte Leute auf dem Platz sind die bessere Lösung.
«Wir werden analysieren, wie der Ausgleich zustande gekommen ist. Dann werden wir den Schuldigen erschiessen und weitermachen.»

Hans Meyer

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raceface
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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von raceface » So Sep 17, 2017 11:27 pm

Und dann, was wurde bewiesen (oder auch nicht)?
Als Stadionbesucher bist du der dumme.
Sollen sie doch ne Ansage machen wie beim Football:
30Yard Penalty wegen....
Dann weißte Bescheid.
Otto Rehhagel: „Wenn ich heute fünf Talente einbaue und mehrere Spiele hintereinander verliere, dann lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran.“

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rstrehl
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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von rstrehl » Mo Sep 18, 2017 7:03 am

Der Videobeweis ist ein Fluch. Er bricht Fußballregeln, siehe Spiel Dortmund: Köln.

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F-Lion hat geschrieben:Die Entwicklung hier in Leipzig ist eigentlich nicht in Worte zu fassen. Und das schöne ist: Diese Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.

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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von Tag Eins » Mo Sep 18, 2017 8:29 am

Vielleicht kommt man mit einem Challenge-System weiter. Der Videoschiedsrichter darf sich die Szene nur ansehen, wenn es einer der Trainer fordert. Damit es nicht ausufert, sollten die Challenges auf 2 pro Spiel begrenzt werden.

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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von fuxx » Mo Sep 18, 2017 10:12 am

Es gibt klare Vorgaben wann der Videoschiri eingreifen soll. Und zwar nur bei klaren Fehlentscheidungen die Tor, Elfmeter oder Platzverweis betreffen.
Dies scheint aber bei den Schiris nicht so klar zu sein. Der Hauptschiri scheint sich irgendwie "beobachtet/ kontrolliert" zu fühlen. Pfeift vielleicht nicht mehr so konsequent wie vorige Saison, denkt sich der Videoschiri wirds schon richten.
Der Videoschiri soll angeblich in max. 5 Sekunden die strittigen Situationen bewerten. Die Bewertung ist hier jedoch auch wieder subjektiv. Wo zieht man die Grenze für eine klare Fehlentscheidung?

Der Videobeweis ist nicht die, von vielen erhoffte, eierlegende Wollmilchsau!
Der Hauptschiri ist quasi nicht mehr der Chef auf dem Platz. Der Videoschiri entscheidet in wenigen Sekunden anhand seiner Einschätzung und muss in dieser Zeit auch noch abwägen, klare Fehlentscheidung oder nicht.
Strittige Szenen wird es weiterhin geben. Ob es lohneswert ist dafür Spielfluss und Emotionen einzuschränken? (Ich denke nur an das Theater bei unserem Tor gegen Freiburg - Jubel, Warten, Warten, Jubel..)

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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von Jupp » Mo Sep 18, 2017 11:06 am

Krug hat als Faustregel für eine klare Fehlentscheidung ausgegeben, dass diese gegeben ist, wenn 9 von 10 Schiedsrichter es als Fehlentscheidung bewerten würden. Es werden somit nur ganz klare Sachen korrigiert und die Entscheidungsmacht bleibt somit zunächst beim Schiedsrichter auf dem Platz.
Beispiel Elfmeter Upamecano auf Schalke, was nicht geändert wurde, weil es eben nicht klar kein Foul war oder jetzt Upamecano gegen Stindl, was man eben auch nicht unbedingt geben muss, weshalb der Videoschiedsrichter es auch nicht geändert hat. Ich hätte in beiden Fällen anders entschieden.

In Dortmund hat aus meiner Sicht der Schiedsrichter auf dem Platz den Fehler gemacht, da er wissen musste, dass er vor dem Überqueren des Balles gepfiffen hat. Für den Videoschiedsrichter im Studio ist das schwerer zu hören.

Gegen Monaco hätte ich gern einen Videoschiedsrichter gehabt. Dann hätten wir nach der Tätlichkeit gegen Werner einen Elfmeter bekommen.

Ohne Frage gibt es Anfangsprobleme, aber es war klar, dass an den ersten 4 Spieltagen nicht alles gleich perfekt funktioniert. Unnötig sind in jedem Fall die anfänglichen technischen Probleme, was hätte vorher geklärt werden müssen. Positiv finde ich in jedem Fall, dass es durch den Videoschiedsrichter keine zusätzlichen Unterbrechungen gibt, da Entscheidungen sehr schnell getroffen werden. Ich bin weiterhin absolut für den Videobeweis, da es das Spiel gerechter macht und klare Fehlentscheidungen beseitigt. Siehe auch der vermeintliche Werner-Elfmeter beim HSV, der richtigerweise zurückgenommen wurde.
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Re: Videobeweis - Fluch oder Segen?

Beitrag von raceface » Mo Sep 18, 2017 1:49 pm

Es war Bernardo und nicht Upa gegen Stindl ;)
Otto Rehhagel: „Wenn ich heute fünf Talente einbaue und mehrere Spiele hintereinander verliere, dann lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran.“

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