UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

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Harzer
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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Harzer » Mi Dez 09, 2020 3:19 pm

Für mich hatte ein Patrick Owomoyela, das gestern Abend sehr schön relativiert und seine Position zum besagten Hergang war keinesfalls mehr rassistisch gestimmt, sondern eher im mißverständlichen Text und damit bin ich auch völlig d'accord. Aber nun mal zum Vorgang selbst, hat die UEFA eigentlich in Ihrem Regelwerk irgend etwas das diesen Spielabbruch gerechtfertigt ohne äußere Gewalt die für Leib und Leben der Spieler in Frage kommt in Ihrem Regelwerk verankert.
Ich für mich halte mal fest, es lag für beide Mannschaften KEINE Spielabbruchkriterien vor und deshalb sollten sie nmM unisono dafür bestraft werden, wo kommen wir denn sonst hin? Einfach Null Punkte und Ende, aber keine Wiederholung (und eine Platzierungseinflußnahme hinterher), wenn das Mode macht und es einem Spieler zukünftig nicht gefällt wenn vielleicht beim Spiel wieder mit Zuschauern eine Person einen kurzen Rock trägt und er sich dadurch in seinem Ego verletzt fühlt und alle natürlich unisono sagen oh was für ein kurzer Rock? (Beispiel kann man beliebig anders fortsetzen) Wir sind auf dem Fußballplatz und nicht im Ballettunterricht! :x
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Nordhäuser
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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Nordhäuser » Mi Dez 09, 2020 3:50 pm

Letztlich geht es doch nur um die Wortwahl oder?Hätte der Offizielle gesagt,"der Mann mir der dunklen Hautfarbe" oder"der Farbige" hätte vermutlich niemand protestiert.Und trotz allem ist"negro" oder "negru" nicht"Nigger".

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elbosan
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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von elbosan » Mi Dez 09, 2020 3:56 pm

Das sehen wir vielleicht so, aber wenn die UEFA das Thema unter den Teppich kehrt, dann werden sie wieder einen Shitstorm ernten. Und das ist das schlimme, dass man sein Leben und seine Entscheidungen abhängig macht von aufgescheuchten Finger-Wedlern die auf alles und jeden der ihnen nicht in den Kram passt zeigen und Rassist oder Nazi brüllen.

"Ok Boomer" gehört für mich da auch mit dazu. Die Art und Weise wie teile der jungen Generationen unter ihrer "neuen, ethischen Ordnung" die älteren Generationen abwiegeln, sobald sie in Diskussionen keine Argumente mehr finden, ähnelt schon stark an Realitätsverlust.

Dem Zentralrat der Empörten gefällt das.

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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Fanblock-Gänger » Mi Dez 09, 2020 4:06 pm

schmidder hat geschrieben: Mi Dez 09, 2020 2:50 pm Und nochmal die Frage, bitte beantworten, es ging um einen Identifizierung eines sportlichen Übeltäters, wie hätte er ihn beschreiben sollen? An Hand der Klamotten geht nicht, mit dem Finger drauf zeigen auch nicht (ich glaube sogar die Türkei zählt zu den Ländern, in denen das als Beleidgung aufgefasst wird). Also wie?

Von daher haben wir überhaupt nix per se zu akzeptieren, das ist doch Murks. Das Rad kann man ja endlos weiter drehen. Am Ende kannst du Menschen dann gar nicht mehr identifzieren.
Gegenfrage: Wie hätten die Schiris denjenigen identifizieren können oder sollen, wenn er genauso weiße Hautfarbe hätte wie alle um ihn herum?

Doch, wir haben es zu akzeptieren, wenn sich Menschengruppen durch bestimmte Bezeichnungen diskriminiert fühlen! Das hat etwas mit Respekt zu tun. Das ist Respekt. Kein Respekt ist es, darauf zu pfeifen und für sich in Anspruch zu nehmen, das er das zu akzeptieren hat, dass wir ihn so nennen wie wir ihn nennen wollen.
elbosan hat geschrieben: Mi Dez 09, 2020 2:43 pm
Wir können unseren Sprachgebrauch "gentrifizieren", alle "bösen" Wörter entfernen und durch nichtssagende Füllwörter ersetzen. Wir werden keinen anständigen Satz mehr zusammenbekommen, weil hinter jeder Deutung eine Zweideutigkeit lauert, anhand derer man uns dann in Schubladen steckt, also sagen wir entweder überhaupt nichts mehr, oder wir sagen Dinge ohne Inhalt.
Und trotzdem werden wir in Schubkästen denken und handeln, weil das Gehirn nun mal so funktioniert. Wir Kategorisieren. Immer! Alles! Jeder von uns. Ob er will oder nicht.
Wir kategorisieren und werden immer in Schubladen denken. Das glaube ich auch.
Die Gentrifizierung der Sprache ... ich habe mich lange damit schwer getan. Am Ende bin ich zur Einsicht gekommen, dass die Kultur und Sprache zumindest in unserem Land von jeher patriacharlisch geprägt ist und deshalb so ist wie sie ist. Ist es richtig, wenn wir unsere Sprache "vergewaltigen", in dem wir sie massiv verändern und prägen?

In dem wir von "Mitbürger*innen" "MitbürgerInnen" sprechen? Von "Flüchtenden" statt von "Flüchtlingen? (Wobei ich meine, dass "Flüchtender" nicht daselbe ist wie "Flüchtling". Ein Flüchtender ist gerade dabei zu flüchten, ein Flüchtling ist bereits geflüchtet.)

Bis vor kurzem dachte ich, ok, "Studierende" zu sagen ist ja noch OK. Wobei ich selbst lange Zeit kein Studierender war, sondern eher Student (vom Status her, nicht aktiv Studierender). Und ansonsten ja, eine Vergewaltigung der Sprache. Ein Konstrukt wie "BürgerInnen" ist sprachwissenschaftlicher Unfug, in meinen Augen.
Mittlerweile meine ich: Es ist richtig, den Wandel der Ansichten, der auf Antidiskriminierung ausgerichtet ist, auch in unserer Sprache zu reflektieren. Warum sollte das auch ein Problem sein? Unsere Sprache wird ständig "vergewaltigt". Man gehe einfach mal in einer Shopping Mall unserer Region und suche sich Schuhe oder einen Rucksack. Den Rucksack werde ich nicht finden. Ich kann nicht in einen Taschenladen gehen, sondern in den "Bag-Shop", und dort, wo es "Bags" gibt, finde ich "Daily Bags", die im Englischen!!! "Rucksack" genannt werden.
Und im "Haarshop" gibt's keine Haare zu kaufen. Ich werde dort Haare los und muss noch dafür zahlen.

Im Vergleich mit CEOs, SEOs, Meetings, einer "Wiener Traditional Bakery", wie sich eine regionale Bäckerkette nennt, fällt dann die Gentrifizierung unserer Sprache im Vergleich recht klein aus.

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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Jupp » Mi Dez 09, 2020 4:35 pm

Ja, es gibt eine Richtlinie für einen Spielabbruch von der UEFA wegen Rassismus:
Spielabbruch wegen Rassismus möglich

Das Exekutivkomitee der UEFA hat Richtlinien beschlossen, nach denen Schiedsrichter auf ernsthafte rassistische Zwischenfälle in Stadien sogar mit Spielabbruch reagieren können.
https://de.uefa.com/insideuefa/social-r ... d%3D843700

Ich kenne den 4. Offiziellen nicht, vermute aber, dass er kein Rassist ist. Die Äußerung selbst ist trotzdem rassistisch, genau wie die Aussage von Freund (auch ihn halte ich nicht für einen Rassisten) es im Doppelpass als Beispiel war. Für mich ist das die klassische Form von Alltagsrassismus, der teilweise auch unbewusst verbreitet wird, weil es sich über Jahre oder Jahrzehnte festgesetzt hat. Insofern ist es auch richtig von beiden Teams, hier ein klares Zeichen zu setzen, damit auch das Bewusstsein insgesamt in der Gesellschaft geschärft wird. Ich halte es trotzdem für richtig, dass beide Teams heute erneut im sportlichen Wettbewerb antreten.
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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von kometa » Mi Dez 09, 2020 4:58 pm

Für mich war schon während der Erwähnung im Rahmen des RBL-Spiels klar, dass es sich nur um ein Mißverständnis handeln kann, da im Rumänischen als romanischer Sprache "negru" schlichtweg "schwarz" bedeutet.

Natürlich habe ich mir gestern und heute auch einen Überblick über die (sozial)mediale Aufarbeitung der Sache gemacht. Was mir dabei mal wieder auffiel, ist die Scheinheiligkeit der Ankläger. Klar ist, Rassismus ist genau wie die kollektive Be- und Abwertung von Menschen nach Erscheinung und Herkunft nicht in Ordnung. Aber in der Argumentation der Kritiker schwingt nicht zum ersten mal der verallgemeinernde Vorwurf, dass "der weiße Europäer" sich abwertend und klischeehaft gegenüber einem Schwarzen äußert. Wie kann er nur, nach jahrhundertelanger Erniedrigung und Ausbeutung im Kolonialismus. Und ohne es zu merken, tappt man in exakt dieselbe Falle. Denn man schert ganz Europa und seine halbe Milliarde Menschen über einen Kamm. Und wem wirft man es vor? Nicht etwa einem Einwohner der afrikanischen Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Portugal oder Belgien. Nein, einem Rumänen, dessen Land nun wirklich nichts mit alldem zu tun hat. Und da haben wir wieder den Beweis: Unwissenheit, Verallgemeinerungen und fehlendes Interesse an anderen Kulturen und deren Geschichte gibt es nicht nur beim vermeintlich tumben Europäer, der sich angeblich selbstverliebt als die Krone der Menschlichen Schöpfung hält. Nein, diese Schwäche ist universell. Man sieht sie nur stets beim anderen, statt bei sich selbst.

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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Kuckuck » Mi Dez 09, 2020 5:45 pm

Harzer hat geschrieben: Mi Dez 09, 2020 3:19 pm Für mich hatte ein Patrick Owomoyela, das gestern Abend sehr schön relativiert und seine Position zum besagten Hergang war keinesfalls mehr rassistisch gestimmt, sondern eher im mißverständlichen Text und damit bin ich auch völlig d'accord. Aber nun mal zum Vorgang selbst, hat die UEFA eigentlich in Ihrem Regelwerk irgend etwas das diesen Spielabbruch gerechtfertigt ohne äußere Gewalt die für Leib und Leben der Spieler in Frage kommt in Ihrem Regelwerk verankert.
Ich für mich halte mal fest, es lag für beide Mannschaften KEINE Spielabbruchkriterien vor und deshalb sollten sie nmM unisono dafür bestraft werden, wo kommen wir denn sonst hin? Einfach Null Punkte und Ende, aber keine Wiederholung (und eine Platzierungseinflußnahme hinterher), wenn das Mode macht und es einem Spieler zukünftig nicht gefällt wenn vielleicht beim Spiel wieder mit Zuschauern eine Person einen kurzen Rock trägt und er sich dadurch in seinem Ego verletzt fühlt und alle natürlich unisono sagen oh was für ein kurzer Rock? (Beispiel kann man beliebig anders fortsetzen) Wir sind auf dem Fußballplatz und nicht im Ballettunterricht! :x
Dieser und auch viele andere Posts hier decken sich mit meiner Meinung.

Die Ursache des Ganzen, das Vergehen des türkischen Co-Trainers, wird gar nicht mehr thematisiert. Dass dann Spieler und diverse Betreuer auf das Schiedsrichterteam losgehen und u.a. den 4. Offiziellen gleich mal öffentlich als Rassisten bezeichnen, ebenfalls nicht. Skandal! Wo kommen wir da hin? Die "R-Keule" ist schon in Jugend- und Amateurligen ein beliebtes Mittel um unliebsame Entscheidungen anzufechten.
Die immer so sportlich superfairen MBappe, Neymar u.a. werden zu Helden des Friedenskampfes und selbst Erdogan wird wohl bald für den Friedensnobelpreis nominiert werden :ghost:
Die "arme" UEFA muss sich jetzt damit rumschlagen bzw. ein salomonisches Urteil fällen und die Schiedsrichter, auch in unteren Ligen, müssen es dann ausbaden.

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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von elbosan » Mi Dez 09, 2020 5:50 pm

Jupp hat geschrieben: Mi Dez 09, 2020 4:35 pm Ich kenne den 4. Offiziellen nicht, vermute aber, dass er kein Rassist ist. Die Äußerung selbst ist trotzdem rassistisch, genau wie die Aussage von Freund (auch ihn halte ich nicht für einen Rassisten) es im Doppelpass als Beispiel war. Für mich ist das die klassische Form von Alltagsrassismus, der teilweise auch unbewusst verbreitet wird, weil es sich über Jahre oder Jahrzehnte festgesetzt hat. Insofern ist es auch richtig von beiden Teams, hier ein klares Zeichen zu setzen, damit auch das Bewusstsein insgesamt in der Gesellschaft geschärft wird. Ich halte es trotzdem für richtig, dass beide Teams heute erneut im sportlichen Wettbewerb antreten.
Das Thema hatte ich schon auf Twitter. Es ist Negative Rosinenpickerei.

Wenn ich sage, ich mag Franzosen - sie wertschätzen gutes Essen. Ist das schon rassistisch? Immerhin verknüpfe ich die Herkunft eines Menschen mit einer Eigenschaft, die man dem zugehörigen Kulturkreis nachsagt.

Nichts anderes hat Freund gemacht. Nur hat er sich Eigenschaften rausgesucht, die in seinem Kontext nicht so gut klingen. In einem anderen Kontext hätte man es wiederum als Wertschätzung ansehen können.

Natürlich muss man sich die Person als Individuum anschauen, bevor man solche Aussagen trifft. Jemandem Faulheit zu unterstellen, weil er aus einem bestimmten Kulturkreis kommt, ist für mich jedoch höchsten oberflächlich, vielleicht auch dumm. Aber rassistisch?

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Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Jupp » Mi Dez 09, 2020 6:04 pm

Er begründete ja seine Aussagen eigentlich nur mit dem Kulturkreis. Das es unterschiedliche Wert- und Kulturvorstellungen in Ländern oder Kontinenten gibt, kann man ja nicht in Abrede stellen. Wenn Freund aber einzelne Individuen, die nunmal sehr unterschiedlich sein können, eine schlechte Einstellung aufgrund seiner Herkunft unterstellt, dann geht das am Thema vorbei. Er kann ja auch sagen, dass er beide Spieler kennt oder aus mehreren Quellen gehört hat, dass sie schwierig sind, dann ist das doch völlig iO. Bei Hannes Wolf kam doch auch keiner auf den Gedanken zu sagen, dass es ein Österreicher ist und er deshalb hier nicht mit der richtigen Einstellung dabei war, weil man ja auch weiß, dass jede Person unterschiedlich ist, siehe Sabi, Laimer usw.

Aber wie gesagt: Dann gleich zu sagen, dass Freund ein Rassist ist, halte ich für übertrieben, auch wenn diese Äußerung an sich rassistisch war. Wie gesagt für mich die klassische Form von Alltagsrassismus, die teilweise auch aus Dummheit/Unwissenheit weitergetragen wird.
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Laciapu

Re: UEFA Champions League 2020/21 (66.Austragung)

Beitrag von Laciapu » Mi Dez 09, 2020 6:47 pm

Die Frage ist: Darf der Mitarbeiter, der die rote Karte bekommen sollte, heute dabei sein?
Da habe ich Null Ahnung...

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