Ein letztes Mal nach Leutzsch
Heute war es soweit. Auf nach Leutzsch, zum FC Sachsen Leipzig, zum letzten Mal. Nach x-Jahren wieder mit mal Trikot, denn zum Abschied sollte nochmal Flagge gezeigt werden.
Kaum angekommen sah ich, dass sich in Leutzsch seit meinem ersten Besuch nichts verändert hatte. Viele Besucher = lange Schlangen.
Jaja, in Leutzsch hat man es bis zum heutigen Tag logistisch nicht hinbekommen mal mehr als einen fliegenden Händler nach draußen zu schicken - auch irgendwie beruhigend zu wissen...
Kaum den Norddamm betreten wurden auch schon die ersten Böller gezündet. Vorab: Es sollte der Auftakt einer Reihe von Knallern sein. Da musste wohl jemand seinen Vorrat noch schnell aufbrauchen.
Ich könnte jetzt hier Abhandlungen zum Spiel schreiben, mache es aber nicht, weil es sowieso nebensächlich war. Nur kurz: Zwei schön herausgespielte Tore von Fabian Schößler, ein verschossener Elfer durch Norman Lee Gandaa, weitere ausgelassene Hochkaräter und der verdiente sportliche Klassenerhalt. Punkt.
Wenden wir den Blick lieber in das weite Rund des Sportparks. Der war endlich mal wieder reichlich gefüllt und die Fans trugen das ihrige zu einer gelungenen Abschiedsveranstaltung bei. Da wurden nochmal alle Fangesänge abgespult, Wechselgesänge angestimmt und mehrere Male Marmor, Stein und Eisen gebrochen. Ja, der AKS kann so geile Fußballmomente bieten.
Dennoch war die Stimmung eigenartig. Positiv bedrückt, würde mir jetzt spontan als Ausdruck einfallen, festzumachen am Stadionsprecher Erik Achert.
Ein anderes Beispiel: Die Szene vorm Elfmeter. Norman Lee Gandaa bekam den Ball von Kapitän Köckeritz umgeben von anderen Mannschaftskameraden in die Hand gedrückt. Die Belastung, die Trauer, der Druck waren ihm an der Körpersprache abzulesen, obwohl im Grunde egal war, ob er das Ding reinhaut oder nicht.
Natürlich gab es auch negative Aussetzer der Fans. Einige werden das Zünden von Böllern als solche sehen und andere den U-Bahnbau in das heutige Polen. Doch das sollen in diesem bericht, wie auch im Stadion, Randerscheinungen bleiben.
Viel dümmlicher waren die Idioten, die nach dem Abpfiff das Feld stürmten um in den Bautzenblock zu gelangen. Jeder weitere Kommentar ist überflüssig.
Etwa 20 Minuten vor Schluss kletterten dann die ersten Fans über die Zäune. Auch so eine denkwürdige Aktion...
Der Schiedsrichter unterbrach die Partie kurz, bat die Spieler kurz mit den Fans zu reden, damit diese wieder in die Blöcke zurückgehen. Klappte nur bedingt, denn die meisten blieben die restliche Spielzeit auf dem Zäunen stehen. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch.
Die erreichte ihren Höhepunkt mit dem Schlusspfiff, dem zu erwartenden Platzsturm und entlud sich schlagartig in vier Schweigeminuten beim Abspielen des Liedes "Als ich fortging". Da war dann auch der Moment erreicht an dem bei mir zwei Tränchen die Wangen runterkullerten, 15 Jahre vergisst man doch nicht so schnell.
Allen Chemikern, denen es ähnlich erging, wünsche ich viel Erfolg beim Finden eines neuen Heimatvereins. Ich für meinen Teil habe den vor zwei Jahren gefunden.
Und alle die hier nichts mit dem FC Sachsen Leipzig zu tun hatten, sollten heute einfach mal die Klappe halten - Schweigeminute. Danke
.
