So, erstmal drüber geschlafen.
Eigentlich ist nichts passiert. Gut, gewinnt der BVB heute, sind die erstmal 5 Punkte weg. Von allen. Das ist in Anbetracht des Torverhältnisses und der "Qualität" der Verfolger dann auch schon sowas wie der sichere 2.
Wenn die dann im Nächsten Spiel gegen uns noch 3 Punkte mitnehmen, sind es 8 Punkte Rückstand. Damit dürfte sich der erneute Vize-Titel für uns sowieso erledigt haben.
Sei es drum. Da kann ich mit leben.
Zu unserem Spiel.
Die 1. HZ war in meinen Augen zu 95% stark. Köln kam doch nach gefühlten 10 Minuten überhaupt das erste mal an den Ball. Das war genau das, was ich mir gewünscht hatte. Eine Demonstration der spielerischen und kämpferischen Stärke, gegen einen Gegner der nicht so stark limitiert in seinen spielerischen Lösungen ist, wie der Tabellenplatz vermuten lässt.
Die fehlenden 5% waren dieses mal leider der Abschluss. Da treffen weder Sabitzer noch Forsberg, freistehend und ohne Bedrängnis aus ca. 16 Metern das Tor. Also mit "Das Tor" meine ich nicht "Ins Tor". Ich meine, das man den Ball am Tor vorbei schießt statt wenigstens den Torhüter der Kölner zur Arbeit zu bewegen. Ebenso Augustin, der quasi alleinstehend vorm Keeper scheitert, anstatt in so einem Moment mal eine seine Kunstpiruetten auszupacken und mit Tempo am Schlussmann vorbei geht oder den kunstvollen Lupfer sucht.
Aber: Wir erarbeiten uns hochkarätige Chancen, gegen einen Gegner, der Quasi mit 11 Mann am und im eigenen Strafraum steht. Und das ist es, was Neapel getan hat, um mal diesen Vergleich zu bemühen. Mit dem Unterschied, dass dort die Erfahrung auf dem Platz auch Geduld lehrte. Geduld zu erkennen, dass ein Gegner der so unter Druck steht wie es Köln in der 1. HZ stand ob früher oder später einen weiteren Gegentreffer bekommt, man müsse nur so weitermachen und dieses Spiel auch erzwingen, auch wenn der Gegner sich nun in HZ2 aufbäumen sollte, oder gar taktische Anpassungen vornimmt.
Jetzt kommen wir zur 2. Halbzeit.
Dort ist es uns in keiner Weise mehr gelungen an die 1. Halbzeit anzuknüpfen.
Erneut sehen wir zwei komplett verschiedene Halbzeiten.
Erneut sehen wir, dass es keinerlei Hilfe von Außen auf die sich anbahnende Situation gibt. Damit meine ich taktische Anpassungen von Hasi. Ich habe mir gestern die Mühe gemacht und ihn ein wenig in seiner Coachingzone beobachtet. Entweder hab ich es verpasst, oder es fand nicht statt. Mal ein paar Anweisungen an unsere Hinterleute oder an Kampl und Forsberg, die in meinen Augen den Takt vorgaben.
Die Kölner nahmen zur Pause taktische Anpassungen vor. Sie störten unseren Spielaufbau bereits an unserem Strafraum. Damit blieb uns oft nur der lange Ball, der dann aufgrund von Yussi´s fehlen nicht festgemacht werden konnte sondern postwendend über einen Angriff über die Flügel zurückrollte.
Erneut sahen wir, wie unsere Außenverteidigung, statt den Gegner am flanken zu hindern, 5 von 6 Flanken zuließ. Wo auf der Gegenseite, kaum eine Flanke von uns den Weg in den Strafraum fand, konnte bei uns kaum eine Hereingabe geblockt werden. Bei aller Kritik an Laimer. Er hat den Gegner (und wir reden hier von Insigne und nicht von Bittencourt) deutlich vor der Grundlinie gestellt, und so maximal einen Einwurf verursacht, oder den Ball erobert. Nicht wie (Sorry Lukas) Klostermann, der den Gegner bis zur Torauslinie im Abstand von 1,5 Meter begleitet und dann entweder eine Flanke durchlässt, oder zur Ecke klärt, oder Bernardo der gleich so weit vom Gegner weg steht, das dieser frei in den Strafraum marschieren kann. Kritik darf hier auch an Sabitzer und Lookman laut werden. Zur Rückraumverteidigung gehört es auch, ein 1 gegen 1 auf dem Flügel auzuschließen, um (wie erwähnt) keine Ecke zuzulassen, keine Flanke zuzulassen und - im Falle eines Überlaufen des AVs die IVs nicht aus dem Zentrum zu ziehen. (Hallo Bernardo, Hallo 1:2)
Die Reaktion von Hasi war dann voraussehbar. Ich hab die Minuten gezählt bis er
Poulsen bringt. Eine Aufforderung für die Mannschaft, dem Gegner das Spiel zu überlassen und mit langen Bällen auf Poulsen, die 2. Bälle zu holen und vorzutragen. In meinen Augen der Anfang vom Ende.
Der Denkfehler: Kein Demme, kein Keita und kein Ilsanker auf dem Platz, die genau diese 2. Bälle wie Staubsauger einsammeln. Dementsprechend war zu beobachten wie Poulsen sein Kopfballduell entweder verlor, was den Ball zum Gegner brachte, gewann mit einem Pass in die Spitze, wo - kein Werner stand. (der saß da noch auf der Bank), oder Richtung Mittelfeld wo kein Demme, Keita oder Ilsanker zum einsammeln war. Die Spieler die dort standen (Bruma, Sabitzer, Forsberg) sind (von Kampl mal ausgenommen) ehr der nächste Anspielpunkt eines Demme, Keita, Ilsanker, nicht aber ein Staubsauger für 2. Bälle.
Ok, dann in die Spitze dachte sich Hasi. Er brachte Werner 10(!) Minuten nach Poulsens Einwechslung für den bis dahin nur noch im Trabschritt umherlaufenden Augustin.
Und dann nahm das Unglück seinen Lauf. Kein Zugriff mehr im Mittelfeld, keine Abwehrreaktion auf der Außenverteidigung und nach der Reinnahme von Werner zerbrach das Mannschaftsgefüge komplett. (Auch eine Beobachtung der letzten Spiele. Sabitzer scheint, seit dem Timo ihm das Tor durch seine Abseitsposition / Fuß hinhalten weggenommen hat, ein persönliches Problem mit Timo zu haben bzw. beide untereinander. Das stach nochmal heraus, als Timo mit 3 Leuten a 2 Beinen Abwehrspieler vor sich den Abschluss suchte, während der winkende, rufende Sabitzer auf der Rechten quasi freistehend Einschuss-bereit war.)
Die Einwechslung von Demme nach dem 1:1 war dann nur noch Makulatur. Die Köpfe hingen auf Halbmast, ein Aufbäumen war nicht mehr zu erkennen und das 1:2 nur eine Frage der Zeit.
Dieser Niedergang der in HZ1 in meinen Augen stärksten spielerischen, breitbrüstigen und dominanten Leistung seit Ewigkeiten, folgte ein Mannschaftlicher Zerfall erster Güte. Das auf fehlende Klasse oder Müdigkeit zu schieben ist mir zu einfach.
Dazu nochmal ein Zitat (von mir) von Anfang Dezember.
elbosan hat geschrieben:Irgendwie ist der Teamspirit abhanden gekommen. Ich denke das der Mannschaft das Sommertheater um Emil und Naby, sowie die neue Franzosen-Einheit um Augustin, Upa, Konate, Naby ja auch ein wenig zur Spaltung führt. Dazu fehlt ein Typ wie Boyd, der die Mannschafsgrüppchen mit Späßen zusammenhält. Letztes Jahr in der Rückrunde hatte Davie die Rolle eingenommen. Aber dieses Jahr schaut es was das betrifft irgendwie dünn aus. Kaum aufgelockerte Videos aus den Trainingszentrum, das verabschieden des Teams bei Heimspielen scheint auch zur Pflichtaufgabe verkommen zusein. Da merkt man schon wie der ein oder andere die Armgeste forciert um den Weg in die Kabine anzutreten. Vielleicht liegts auch an mir - und ich bilde mir das nur ein. Würde es mir wünschen wenn es so wäre.