cruchot hat geschrieben:Was ist nur aus dieser Mannschaft geworden?
Wo sind das System, die Schnelligkeit, der Spielwitz und die Überraschungsmomente geblieben?
Kein System mehr erkennbar, keine Durchschlagskraft und kein Stehvermögen - die Frage ist:
Was passiert hier gerade?
Das ist schon der richtige Ansatz und hat vielfältigste Gründe, die einerseits bekannt sind und andererseits aber auch zu tiefgründigt gepopelt werden müsste.
Schauen wir uns nur die Tabelle der letzten 11 Saisonspiele an, wo wir in der Summe stehen:
Nehmen wir noch die internationen Spiele in diesem Zeitraum hinzu, dann kommen noch einmal 1 Sieg und 2 Niederlagen dazu.
Wir schaffen also in jedem dritten bis vierten Spiel mal ein Sieg, verlieren aber jedes zweite Spiel im Schnitt - das ist nun die Realität und für jeden erkennbar, dass wir Durchschnitt sind oder sogar noch etwas tiefer gerutscht sind bei 4 Siegen / 3 Unentschieden / 7 Niederlagen (in den letzten 14 Begegnungen).
Gegen die Dortmunder, in Stuttgart, gegen die Bayern und beide Spiele gg. Zenit St. Petersburg wird sich das eher noch ins Negative zuspitzen. Da führt kein Weg vorbei.
Aber auch danach ebenso in Hannover, zuhause gegen Leverkusen und in Bremen wird sich an der Gesamtsituation nichts ändern - die Spiele sind fast genauso schwer.
Die Probleme sind zu vielfältig und fallen zu groß aus, um sie kitten zu können. Am Ende könnte wirklich Platz 10 stehen.
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Personell einiges fraglich:
Vor der Saison hatte ich gesagt, man muss Außenverteidiger kaufen (trotz eines Marcel Halstenberg). Konnte es bis dato auch nicht verstehen, warum man Marvin Compper komplett strich.
Neben Timo Werner wünschte ich mir einen zweiten Goalgetter vorn, der genauso auf hohem Nievau knipsen kann, bleibt wohl aber nur ein Wunschgedanke.
Kader zu klein?
Andere Spieler werden gar nicht oder kaum eingesetzt und Spieler werden verkauft. Palacios, Compper, usw. gingen - kommen tut nur ein Leihspieler (Lookman).
Aber Kaiser und andere Verfügbaren wie Stefan Ilsanker müssen so dermaßen schlecht sein, dass sie nicht annähernd an die Leistung der Stammspieler herankommen, und somit selbst bei Krisen oder bei Doppelbelastung kaum oder gar nicht Berücksichtigung finden.
Läuferische Leistung zu schwach
Ein Hauptproblem sehe ich in der mangelnden läuferischen Leistungsfähigkeit in dieser Saison.
Hier hat das Trainerteam um Ralph Hasenhüttl noch kein Mittel gefunden, die Fitness auf obersten Level über die gesamte Saison hinweg aufrecht zu erhalten.
Meist laufen die Gegner aktuell viel mehr als unsere Mannen, dabei ist doch das Spiel ohne Ball der wichtigste Grundbaustein im Fußball. Momentan ist jede Mannschaft unserer in der Fitness voraus oder gleichwertig. Das ist der markante Unterschied zu letzten Saison.
Zu unerfahren
Auch nur auf die Jugend zu setzten, finde ich als den falschen Weg. Ich tendiere immer für eine gesunde Mischung aus jung und alt. Die Alten haben in den vielfältigsten Situation die nötigen Erfahrungen, können diese am ehesten meistern und die Jungen führen. Aber nur mit jungen, talentierten aber unerfahrenen Spielern auf höchsten Niveau anzutreten, finde ich grob fahrlässig.
Fahrlässig in der Hinsicht, wenn man im gleichen Atemzug die Champions League Quali als Ziel vorgibt - sowas beißt sich ungemein und man sieht wie ungeschickt sich die jungen Spieler im Gegensatz zu ihren Abgezockten Gegenspielern verhalten.
Erwartungshaltung zu hoch und Leistung zu schwach
Wie gegen Köln und in der Formtabelle ersichtlich, erkenne ich keinen Tabellenletzten, den wir hätten klar besiegen müssen. Bezieht man in der Betrachtung die letzten drei Monate ein, so erschließt sich in der Summe auf welchem Level wir uns befinden.
Die letzte Saison war mehr als galaktisch. Da haben die meisten Spieler auf Dauer mehr als 110 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit gebracht. In dieser Saison haben sich die Gegner taktisch anders gegen uns aufgestellt, aber auch unsere Spieler bringen in keiner Weise mehr die hohe Leistungsfähigkeit und bleiben für alle ersichtlich teilweise weit unter ihren Möglichkeiten zur letzten Saison.
Fehlender Team-Spirit
Man erkennt auch auf dem Platz sehr schön, wie sich teilweise uneinig die Spieler sind. Da fordert einer den Ball, rennt sich frei... der Ballführende sieht es, spielt ihn aber nicht an, unternimmt einen anderen Plan und verliert dann den Ball. So geht das in letzter Zeit zuhauf. Ob das Werner - Sabitzer - Bruma oder ein anderer ist. Da werden oft egoistische Wege bevorzugt, ohne Erfolg, obwohl der Mitspieler besser zum Torschuss positioniert war.
Gänzlich fehlt es aber auch an einer Hierarchie. Nicht nur wenn Leistungsträger verletzt sind oder selbst nicht gut spielen. Es fehlt der Kampfgeist, der unbedingte Wille, das alles auch als Team zu reißen. Hier wirken alle Beteiligten zu verunsichert, fehlerbehaftet. Keiner geht voraus, jeder versteckt sich so gut es geht. U.a. wirkt Augustin zu unentschlossen und zu uneffektiv vor dem gegnerischen Tor. Yussuf hadert zu lang mit Nebensächlichen Schieri-Entscheidungen. Beide Stürmer liegen zu lang und zu oft auf dem Boden und prangern dem Schieri an, um anschließend nur noch locker und teilnahmslos zurückzutraben. Mir fehlt der Ehrgeiz und das Wegstecken von eigenen Befindlichkeiten.
Mir fehlt das Gesamtkonzept da herauszukommen. Keita und Forsberg sind gemessen an ihren Toren und Torvorbereitungen zur letzten Saison und im Vergleich zu dieser Saison eher ein Totalausfall, zumal sie sowieso bei vielen Spielen ausfielen.
Auch Timo verspringt aktuell jeder zweite Ball, so dass seine Fehlerquote auch recht hoch ist. Markant ist weiterhin das zu schlechte Verhalten auf den Außenverteidigerpositionen. Hier zieht taktisch bedingt der AVt zur Ballseite mittig hinein, und lässt den Außenstürmer frei. Jedoch gelingt es dem Gegner immer öfter hier diagonal schnell die Seite zu wechseln und den Ball dorthin durchzustecken, so dass der Außenstürmer zur Grundlinie frei durchbrechen und Tore vorbereiten kann.
Ebenso bei Gegnerpressing wird versucht gefahrvoll hintenrum weiter zu spielen (Quer- oder Rückpass) oder es bieten sich keine Anspielstationen an und man ist schnell mit seinem Zenit am Ende. Hier fehlt die bedingungslose Laufarbeit, das Spiel ohne Ball.
Parallel paart sich mangelnde Verantwortung dazu. Keiner will sie so recht auf sich nehmen. Vielmehr denkt man über keine Vertragsverlängerung nach, lässt seine Zukunft offen und bekundet sich nicht zur Mannschaft und zum Verein. Das gilt für einige Spieler, wie auch für den Trainer.
Im letzten Jahr war der Hauptgrund für den Erfolg auch eine Kopfsache. Eine Euphoriewelle und eine enorme positive Mentalität in den Köpfen der Spieler, die es heute so nicht mehr zu sehen gibt.
Man ist sozusagen auf dem Boden der Tatsachen angelangt, man spielt durchschnittlichen Fussball und man muss aufpassen, nicht noch weiter abzurutschen. Denn die kommenden Spiele können da noch mehr bewirken, wenn es weitere Niederlagen hagelt.