Adamson hat geschrieben: ↑Mo Aug 17, 2020 8:34 pm
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung schreibt auf seiner Webseite dazu:
Einen wirksamen und sicheren Impfstoff gegen ein neues Virus herzustellen, dauert normalerweise viele Jahre, manchmal gar Jahrzehnte
Ja, normalerweise. In dieser Pandemie ist aber nichts normal. Das DZIF schreibt auch das auf seiner Webseite:
DZIF hat geschrieben:Am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung arbeiten Wissenschaftler mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2. Der Vektor-Impfstoff wird voraussichtlich im September 2020 in die klinische Phase I gehen. Das besondere bei diesem Impfstoff: In ein abgewandeltes und damit harmloses Pockenvirus (MVA) werden die genetischen Informationen für ein Oberflächenprotein von SARS-CoV-2 eingebaut. Der MVA-Vektor ist bereits seit vielen Jahren erforscht und konnte erfolgreich bei anderen Impfstoffprojekten eingesetzt werden. Für die Impfstoffentwicklung arbeitet das DZIF mit der Firma IDT-Biologika in Dessau zusammen. Der Impfstoffkandidat konnte dort bereits in größeren Mengen hergestellt und abgefüllt werden.
[....]
Wann wird der DZIF-Vektor-Impfstoff verfügbar sein?
Wir gehen davon aus, dass Ende 2021 ein fertiger Impfstoff für ein beschleunigtes Zulassungsverfahren bereitsteht. Obwohl damit nur anderthalb Jahre zwischen der Entdeckung des Virus bis zu einem zugelassenen Impfstoff liegen - ein absoluter Rekord in diesem Bereich - gelten unsere hohen wissenschaftlichen und ethischen Standards auch für unsere SARS-CoV-2-Impfstoffe.
https://www.dzif.de/de/entwicklung-eine ... sars-cov-2
Adamson hat geschrieben:Also Jahrzehnte ist für mich „fast nie“. So viele Jahrzehnt habe ich nicht mehr.
Von "Jahrzehnten" ist überhaupt nirgendwo die Rede.
Adamson hat geschrieben:Vor nicht ganz zwei Wochen warnte Karl Lauterbach vor zu viel Euphorie und merkte an, dass gerade die Testphase 3 die Phase ist, in der die meisten Impfstoffe scheitern. Drosten hat in seinen Postcast immer darauf hingewiesen, dass so schnell kein Impfstoff zu erwarten sei.
Lauterbach am 21.7: "Ich bin optimistisch, dass wir im nächsten Jahr Impfstoffe für Risikogruppen haben werden." (
Quelle). Und Drosten, der größte Impfstoff-Optimist von allen, taugt nun überhaupt nicht als Kronzeuge. Drosten redet seit Monaten davon, dass er spätestens im nächsten Frühjahr nicht mit einem, sondern mit mehreren Impfstoffen rechnet. Mir ist jetzt zu mühsam, die 400 Seiten Podcast-Transkript durchzusuchen, deshalb hier im
ORF-Video. Zwischenzeitlich redete er sogar davon, dass das bis zum Herbst schon reichen könnte. Dass es keinen Impfstoff geben könnte, hat der nie auch nur in Erwägung gezogen.
Adamson hat geschrieben: Prof. Streeck – den du zwar nicht zu den seriösen Wissenschaftlern zählst, was er aber ist – hat die Möglichkeit, dass es keinen Impfstoff geben könnte, immer thematisiert, weil es einfach Fakt ist, dass diese Möglichkeit besteht. Er ist ein Fachmann und Experte und ich sehe nicht, warum man seine Meinung nicht hören sollte. Melanie Brinkmann vertrat ebenso die Meinung, dass ein Impfstoff so schnell nicht zur Verfügung stehen wird. … etc.
Streeck ist natürlich der Liebling der Lockerungsfraktion. "Nicht seriös", soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber u.a. seine Nähe zur Bild-Zeitung und deren Assoziierten macht ihn für mich tatsächlich nicht sonderlich vertrauenswürdig und es gibt wirklich etliche, deren Aussagen ich ernster nehme. Streeck ist tatsächlich der einzige, der immer wieder damit anfängt, dass es "möglicherweise" nie einen Impfstoff gibt. Melanie Brinkmann hat so etwas nie behauptet. Ganz im Gegenteil: "Insgesamt ist es beeindruckend, was in diesem Bereich der Wissenschaft gerade passiert. Ich habe große Hoffnung, dass mindestens einer der Ansätze in der Impfstoff-Entwicklung funktionieren wird." (
Quelle). Im selben Interview sagt sie, dass ein Impfstoff "in diesem Jahr nicht mehr auf den Markt kommen wird". Von Jahren, Jahrzehnten oder gar "nie" ist nicht die Rede. Das Zitat zeig mir bitte mal, in dem Frau Brinkmann von (mehreren) Jahren oder Jahrzehnten bis zu einem Impfstoff oder von "möglicherweise nie" spricht.
Adamson hat geschrieben:Wie gesagt, das war noch vor wenigen Monaten gängige Lehrmeinung. Dass es nun eventuell in atemberaubender Geschwindigkeit gelingen kann, ist toll, aber noch haben wir nur die Hoffnung und den Glauben, dass es möglich sein kann. Wenn ich Wissen möchte, frage ich Wissenschaftler, wenn ich Glauben suche, frage ich einen Pfarrer.
Das war vielleicht gängige Lehrbuchmeinung, aber nicht herrschende Meinung, was eine Impfung gegen Sars Cov2 betrifft. Und ein paar Zitate, die das widerlegen, habe ich grade gepostet. Ein paar weitere: "Es wäre sehr viel Pech, sollten alle scheitern", sagt etwa Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie geht davon aus, dass Mitte 2021 ein Impfstoff in größerem Maßstab zur Verfügung stehen könnte. ... Auch Privatdozent Dr. Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) prognostiziert, dass es im kommenden Jahr mehrere zugelassene Impfstoffe geben wird. Der Virologe schränkt jedoch ein: "Der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein" (
Quelle). Stephan Becker, der selber in Marburg an Impfstoffen forscht, in der FAZ: "Dass Großbritannien und die Vereinigten Staaten noch in diesem Jahr einen Impfstoff bereitstellen wollen, hat er zunächst für Größenwahn gehalten. „Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Viele Entwicklungsschritte laufen jetzt parallel, das kann das Tempo stark beschleunigen" (
Quelle). Nochmal Stephan Becker im Spiegel: "Die gute Nachricht ist: Es spricht bis jetzt nichts dafür, dass es überhaupt nicht klappen wird mit einem Impfstoff". Im selben Heft: "Ich könnte mir vorstellen, dass der erste Impfstoff bereits zwischen Spätherbst 2020 und Frühjahr 2021 zugelassen wird", sagt Florian Krammer, Professor für Mikrobiologie an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York (
Quelle) Oder Marylyn Addo bei RND: "Die ersten Resultate wird man da frühestens in der zweiten Jahreshälfte haben. Die ersten Kandidaten könnten wohl auch schon 2021 zur Verfügung stehen" (
Quelle). Oder Sandra Ciesek im Spiegel: "Ciesek: Im Moment haben wir vielversprechende Kandidaten und ich gehe davon aus, dass ein oder sogar mehrere Impfstoffe im Laufe des nächsten Jahres zur Verfügung stehen werden" (
Quelle).
Adamson hat geschrieben:Und ich will hoffen, dass die Verantwortlichen ihr Handeln nicht nur an Hoffnungen ausrichten. Ich habe im März oder April keinen Wissenschaftler gesehen, der bei der Ankündigung eines Impfstoffs für Frühjahr 21 nicht die Auenbrauen hochgezogen hätte. Die Entwicklung könnte alle einholen, das ist (wäre) klasse, aber noch ist es eben nicht mehr als die Hoffnung. Begründet, ja, aber noch kann es in die Hose gehen.
Das Video mit Drosten ist vom 25.04. Und ich bin ziemlich sicher, dass ich das auch vorher schon von ihm gehört habe.