Wir sollten auch Herrn Kölmel danken.Schollithek hat geschrieben: ↑So Mai 22, 2022 9:04 pmIch schätze ja, deine Zahlen. Dennoch war die Dichte an Fußballmannschaften vor 15 - 20 Jahren noch wesentlich größer, als sie heute ist.rolei79 hat geschrieben: ↑So Mai 22, 2022 2:20 pmIn dem SPOX-Beitrag werden wieder alle Umstände weggelassen, die klar dafür sprechen, warum RB-Fans nicht mit Freiburg- oder Frankfurt-Fans vergleichbar sind.Salted hat geschrieben: ↑So Mai 22, 2022 1:07 pm Wenn das stimmt rolei, wäre es glatt ne Gastkolumne auf SPOX wert
https://www.spox.com/de/sport/fussball/ ... 1653209958
Ich habe hier schon das niedrige Einkommen im Vergleich als Argument angebracht.
Man kann aber auch mal vergleichen, wie groß die Zuschauerqouten anderer Ost-Clubs in der Bundesliga im Vergleich zu Leipzig und auch zum Vergleich zu den West-Clubs waren.
Dresden 91/92 (der Osten war sauarm) 16.543 Schnitt bei 19 Spielen (Westclubs mit dem Doppelten, die Station waren teilweise kleiner)
Dresden 92/93 15.668 Schnitt bei 17 Spielen (Westclubs mit doppelter bis dreifacher Belegung)
So war es auch 94/95 und 95/96 und 96/97 bei Rostock. Die Zahlen der Ostclubs stagnieren während die Westclubs immer mehr Zuschauer anzogen. 2000/2001 besuchten nur 13.211 Zuschauer im Schnitt die Spiele von Hansa.
Bei Cottbus war es nicht anders.
Kurz zum Leipziger VFB, der Schnitt 93/94 lag bei 11.876 in 17 Spielen.
Keine Ostmannschaft kam vor dem RB über einen Schnitt von 21.000.
RB ab 16/17:
39.907
38.565
37.969
40.206
6.000 (Corona)
28.932 (Corona)
Das ist für eine einkommensschwache Region beachtlich.
Was auch vergessen wird. Leipzig existiert wie der gesamte ehemalige DDR-Bereich erst seit der Wiedervereinigung in der freien Marktwirtschaft.
Vor und nach der Wende gab es einen schmerzhaften Exodus in Leipzig. Die in DDR-Zeiten zweitgrößte Stadt der Republik sank von ehemals 550.000 bis 600.000 Einwohner am 31. Dezember 1998 auf 437.101 Einwohner.
Erst in den letzten 24 Jahren wuchs die Stadt um 172000 Einwohner an. Die meisten neuen Einwohner zogen zu. Über 28 % der heutigen Leipziger haben somit wohlmöglich keinen familiären Langzeitbezug zu Leipzig bzw. sind hier auch nicht geboren und aufgewachsen.
Frankfurt hatte in dieser Zeit zum Beispiel keinen Exodus sondern nur einen Zuwachs.
Viele eingesessen Leipziger waren zudem bereits Fans von Chemie (FC Sachsen) oder Lok (VFB Leipzig).
Beide haben einen Schnitt von 3000 bis 5000 treuen Anhängern bzw. noch mehr Sympathisanten.
Vereine einer Stadt konkurrieren immer um Anhängerschaft. Für RB ist es natürlicher schwerer gegen zwei ältere Anhängerschaften anzutreten. Dennoch hat RB sofort viele Anhänger finden können.
Würde es LOK und Chemie nicht geben, wäre die Ultra geneigte Fanszene sicher bei RB höher. Ob diese benötigt wird, bleibt offen. Sicher würden Auswärtsfahrten etwas deutlich größer ausfallen.
Aber allein an diesen wenigen Beispielen wird deutlich, dass RB ein Bundesliga Club aus dem Osten ist, der sich bisher deutlich besser entwickelt als andere Ostlcubs, da er sich nicht allein mit den Widrigkeiten im Osten (Marktwirtschaft, Kaufkraft) auseinander setzten muss. Und trotzdem kann man immer noch erkennen, dass RB mit den Widrigkeiten des Osten kämpfen muss, besonders die Fans von RB.
Das hatte und hat sicherlich vielschichtige Gründe, die Du auch schon genannt hast. Auch das Überangebot an anderen Freizeit- und Sportmöglichkeiten und die mangelnde Sportpolitik spielen eine Rolle.
Für mich der Hauptgrund ist aber, dass nach der Wende Raubbau am Fußball im Osten Deutschlands betrieben wurde. Bis 2010 z.B. wurden besonders talentierte Fußballer mit 14 Jahren zu den großen Buli-Vereinen gezogen. Was zurück geblieben waren immer kleinere werdende Vereine, die sich mühsam wieder ins Rampenlicht kämpfen müssen.
Vereine mit einer Stadionkapazität von unter 30000 Zuschauer werden aus der 1. Buli verschwinden oder gar nicht erst auf Dauer hinkommen.
Wenn ich mir vorstelle, mit welchem Aufwand in Mitteldeutschland neue Stadien entstehen und hinterher die Insolvenz droht....Es fehlt für den großen Fußball hierzulande einfach das Geld.
Ich bin Herrn Mateschitz dankbar an seinem Interesse für Leipzig. Das was aufgebaut wurde, ist großartig.
Doch RB Leipzig sollte vor allem ein Leuchtturm für die Entwicklung des Vereinsfußball im Osten Deutschlands sein. Ich glaube, dass es hier für noch erhebliche Reserven gibt.
Zum Spiel! Es war ein herausragendes Erlebnis Augenzeuge und Anfeuerer dieser wunderbaren Mannschaft gestern gewesen zu sein. Kompliment!
Deine Punkte ergänzen die Argumente, die deutlich zeigen, dass die Kritik an RB und an der Fanszene von RB haltlos sind, wenn man die Situation in Ostdeutschland nach der Wende bis heute nicht mitdenkt.
RB hat einfach von Beginn an den Standard gesetzt, um im deutschen Profifußball mithalten zu können. Das ist das was die BRD den ehemaligen DDR-Bürgern ja versprochen hat - Chancengleichheit. Die es im Kapitalismus nicht durch Tradition gibt.
Insgesamt wollte ich auch nicht schlecht über die anderen Ost-Clubs urteilen. Vielmehr wollte ich zeigen, dass das System von RB im Osten wohl das Einzige ist, mit dem man gegen lange gewachsene reiche Strukturen der Westvereine antreten kann.
Wenn die Westvereine dann schlecht wirtschaften sind diese selbst schuld und Tradition sollte sie dann auch nicht retten. Was man sich aber erhofft, wenn man Wolfsburg, RB, Bayer und Hoffenheim gerne von der Fußballkarte tilgen möchte.
So genug jetzt. Ich will dich ja nicht zutexten. Da wir uns ja einig sind.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und gute Träume vom Finale.