LVZ vom 14.09.2011 RB Leipzig muss sich Auflagen des DFB ..

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Maradona
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LVZ vom 14.09.2011 RB Leipzig muss sich Auflagen des DFB ..

Beitrag von Maradona » Mi Sep 14, 2011 12:24 am

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RB Leipzig muss sich Auflagen des DFB beugen

Machtverhältnisse bei Rasenballern entsprechen nicht deutschen Statuten

Leipzig. Beim Regionalliga-Tabellenführer RB Leipzig läuft es nach dem 5:0 in Lübeck und vor dem Sonntag-Derby gegen den FC Magdeburg sportlich nach Wunsch. Sorge bereiten die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) monierten Machtverhältnisse im von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz finanzierten Verein.
Von Guido Schäfer
Nach dem jetzigen Stand der Dinge würde der 2009 gegründete Club keine Zulassung für die dritte Profiliga bekommen. Beim DFB in Frankfurt/Main wurde das Konstrukt RB Leipzig durchleuchtet und Gesprächsbedarf angemeldet. Wie exklusiv berichtet, gab es bereits mehrere Treffen zwischen DFB-Abordnungen und RB-Vertretern, in denen es um die formale und juristische Daseinsberechtigung der Roten Bullen im deutschen Profifußball ging.
Die Statuten des Vereins sind ­momentan nicht mit den strengen ­Zulassungsbestimmungen des DFB vereinbar. So existiert die Mitgliederversammlung als souveränes Club-Organ bei RB Leipzig nur auf dem Papier und hat nicht die im deutschen Vereinsrecht verankerten Kompetenzen. Die Macht liegt aktuell bei einem dreiköpfigen Ehrenrat, der von den sieben RB-Gründungsmitgliedern für sieben Jahre bestimmt wurde. Der Ehrenrat wiederum besteht aus drei Österreichern, die Vertraute von Dietrich Mateschitz sind.
Weiterer Kritikpunkt ist die Nichtaufnahme von Mitgliedern. Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), sieht darin nicht das Hauptproblem, sondern in der Einhaltung der 50+1-Regel. "Ich bin überzeugt, Rasenball weiß, was auf den Verein zukommt und wird die Auflagen erfüllen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Raum Leipzig angesichts der Entwicklung von Rasenball keine Interessierten gibt, die Mitglied in diesem Verein werden wollen. Das wird man doch nicht verhindern wollen", sagte er.
Der renommierte Sportrechts-Anwalt Christoph Schickhardt, RB-Sportdirektor Wolfgang Loos und der neue Vorstands-Chef Florian Müller führen die Verhandlungen mit dem DFB. "Das ist ein sensibles Gebilde", sagte Schickhardt, "wir stehen in ständigem Kontakt mit dem DFB." ©Seite 27

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Die Roten Bullen und der Ritt auf den DFB-Paragrafen
Verband stößt sich an allmächtigem Ehrenrat: RB-Staranwalt Christoph Schickhardt ist in der Spur


Leipzig. Sportlich läuft's bei den Roten Bullen. Der Spitzenreiter erwartet zum Regionalliga-Derby gegen Magdeburg 10000 Fans (Sonntag, 13.30 Uhr), verkaufte alleine gestern 1500 Tickets fürs DFB-Pokalspiel gegen FC Augsburg (25. Oktober, 19 Uhr). Eine Baustelle muss RB zeitnah schließen: Vereinsstruktur und Machtverhältnisse beißen sich mit den Zulassungstatuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Aktuell würde der Club keine Lizenz für die dritte Liga bekommen. Staranwalt Christoph Schickhardt, RB-Sportdirektor Wolfgang Loos und Vorstands-Chef Florian Müller sind in der Spur.
Von Guido Schäfer
Schon beim Aufstieg in die Regionalliga im Mai 2010 war der etwas andere Club anders als alle anderen gestrickt, drückten die DFB-Sittenwächter ein Auge zu. Tenor im DFB-Machtzentrum in Frankfurt/Main: Dem zarten Pflänzlein Hoffnung für Leipzigs Fußball dürfen wir nicht den Stängel abschneiden. Annahme der DFB-Granden um Theo Zwanziger und dem DFB-Satzungsexperten Rainer Koch: Die Rasenballer werden ihre Hausaufgaben schon noch machen und sich deutschen Verhältnissen anpassen. Ein Irrglaube, der Stand der Dinge ist unverändert.
So existiert die Mitgliederversammlung als Vereins-Souverän bei RB nach wie vor nur als Hülle, hat nicht die im deutschen Vereinsrecht verankerten Kompetenzen. Bei den Rasenballern lief die Nummer so: Die sieben RB-Gründungsmitglieder (unter an­derem Ex-Präsident Andreas Sadlo) beriefen für die kommenden sieben (!) Jahre einen dreiköpfigen Ehrenrat. Diese drei Österreicher sind Vertraute von Red-Bull-Gründer Dietrich Ma­teschitz und haben - im Schulterschluss mit Mateschitz - die alleinige Macht.
Basisdemokratische Mitbestimmung durch Mitglieder? Nicht mit mir, sagt sich Milliardär Mateschitz, der eine andere Devise als naturgegeben ansieht: Wer bezahlt, bestimmt! Dazu muss man wissen, dass in der österreichischen tipp3-Bundesliga alle Macht vom Geldgeber ausgeht, Fußballer wandelnde Litfaßsäulen sind. Clubs wechseln notfalls über Nacht den Besitzer, die Farbe der Trikots, alles. Siehe die Wandlung von Austria Salzburg zu Red Bull Salzburg 2005.
Dieses Spiel ohne Grenzen wird in Deutschland nicht gespielt. Hier gibt es einen engen Rahmen, steht die berühmt-berüchtigte 50-plus-1-Regel wie ein Fels in der Investoren-Brandung. Und Werbung auf dem Spieler-Hintern ist auch nicht drin.
Im Mai 2010 ließ der DFB Gnade vor Recht ergehen, erlaubte den Aufstieg in die vierte Liga. Diesmal wird im Detail auf die Wahrung der Zulassungstatuten geachtet. Nach Informationen dieser Zeitung gab es bereits im Oktober 2010 ein geheimes Treffen zwischen DFB-Vize-Präsident Rainer Koch und den RB-Machern Dieter Gudel und Dietmar Beiersdorfer. Koch machte deutlich, dass sich die Rasenballer auf dünnem Eis bewegen und ohne Satzungsänderungen einbrechen werden. Der RB-Ehrenrat wiederum hatte keine Lust, sich beschneiden zu lassen. Sogar der Gang vor ein ordentliches Gericht soll Thema gewesen sein.
Irrwitzig in diesem Zusammenhang: Im Januar 2011 flogen die Fußballer für viel Geld und mit Neuzugang Rockenbach da Silva in ein zweiwöchiges Camp und riefen die Aufholjagd auf Platz eins aus. Heute muss man sagen: Gottlob kam Platz eins nie in Sichtweite. Die Lizenz für Liga drei hätte es nur gegeben, wenn sich RB runderneuert hätte. Wäre in der Kürze der Zeit und in Art und Umfang ein Kraftakt gewesen: Einberufung einer Mitgliederversammlung, Abstimmung über Satzungsänderungen et cetera.
Aktuell ist ein Dreigestirn der Roten Bullen in Sachen Lizenz aktiv. Sportdirektor Wolfgang Loos ist für eine lebensbejahende Gesprächsatmosphäre zuständig, lässt seine guten Beziehungen zum DFB spielen. Staranwalt Christoph Schickhardt und RB-Vorstands-Chef Florian Müller führen die Verhandlungen. "Das ist ein sensibles Gebilde", sagt Schickhardt, "wir stehen in ständigem Kontakt mit dem DFB."
Der etwas andere Club sucht übrigens seit gestern via Homepage nach einem Namen für sein behörntes Maskottchen. Wie wär's mit Theo Z? Wäre einprägsam. Und völkerverbindend.

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Rainer Milkoreit
interview
"Rasenball weiß, was auf den Verein zukommt"


Leipzig. Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, geht davon aus, dass RB Leipzig die Forderungen des DFB erfüllen wird. Für ihn ist das entscheidende Kriterium, die 50+1-Regel einzuhalten.
Frage: Ist das RB-Projekt gefährdet?
Rainer Milkoreit: Das Projekt ist nicht gefährdet. Die Mitgliederzahl ist für einen solchen Prozess nicht entscheidend. Entscheidend für den nächsten Schritt, den eventuellen Aufstieg in die 3. Liga, ist die Erfüllung der vom DFB geforderten Rahmenbedingungen. Ich bin überzeugt, Rasenball weiß, was auf den Verein zukommt und wird die Auflagen erfüllen.
Hätte das von Seiten RB Leipzig nicht schon geklärt sein müssen?
Bei Rasenball weiß man, was auf den Verein zukommt. Es wäre unverständlich, wenn ein solches Projekt gestartet wird und man sich nicht über die Rahmenbedingungen informiert. Ich weiß, dass von Seiten des DFB mit all denen, die für einen Aufstieg in Frage kommen, darüber sprechen will, welche Dinge zu erfüllen sind. Ich gehe davon aus, dass Rasenball dazugehört und dass von diesem Verein auch die Auflagen erfüllt werden.
Mit der Aufnahme von Mitgliedern tut sich der Verein jedoch schwer.
Noch einmal: Das kann nicht das Entscheidende sein. Gerade hier im Osten waren wir doch immer stolz, dass ein Großteil der Mitglieder auch die Aktiven sind. Die Mitglieder als "Sponsoren" wurden dabei ein bisschen außer Acht gelassen. In Vereinen der alten Bundesländer ist es oft so, dass der Anteil der aktiven Fußball dagegen geringer ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Raum Leipzig angesichts der Entwicklung von Rasenball keine Interessierten gibt, die Mitglied in diesem Verein werden wollen. Das wird man doch nicht verhindern wollen.
Aber man wird verhindern wollen, dass den Verantwortlichen gewissermaßen "reingeredet" wird.
Das Entscheidende sind die satzungsgemäßen Rechte in einem Verein, die das Verhältnis zwischen Präsidium, Vorstand und Mitgliedern klären. Jeder Vereinsvorstand muss wissen, dass im deutschen Profi-Fußball die 50+1-Regel greift, nach der kein Unternehmen mehr als die Hälfte des Eigentums des Vereins besitzen darf. Somit sind die Möglichkeiten des Reinredens einmal eingeschränkt, aber auch gegeben.
Was aber, wenn ein Unternehmer wie Dietrich Mateschitz allein bestimmen will, was mit seinem Geld passiert?
Das kann ich mir schon vorstellen. Andererseits ist er doch auch in der Lage, einen Rahmen zu schaffen, der es ermöglicht, dass sich Rasenball nach oben entwickeln kann. Ansonsten hätte er sein bisheriges Geld in Leipzig in den Sand gesetzt. Die Bedingungen, die in Deutschland bestehen, waren doch von vornherein bekannt. Diese werden sich auch in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht ändern. Die 50+1-Regel wird bestehen bleiben. Aber im Moment sehe ich das Thema Rasenball unaufgeregt und keinen Anlass, skeptisch zu sein.
Interview: Winfried Wächter

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