Konkurrenzkampf im Quadrat
Jeder will, nur elf dürfen: Das Gerangel um Stammplätze bei RB lässt keine schwachen Momente zu
Leipzig. Jeder Fußball-Fan weiß, dass der lange Pfosten genau so lang wie der kurze ist. Jeder Fan weiß auch, dass ohne Spritzigkeit (= Gegenteil von schweren Beinen) kein Spiel zu gewinnen ist. RB-Coach Alexander Zorniger hofft vorm Punktspielstart gegen Union Berlin II (Sonntag, 13.30 Uhr) auf eben jene Spritzigkeit als letztes Mosaik im Gesamtkunstwerk. Bliebe die Frage, warum die erste Elf steht, wie sie steht. Und ob sie in die Lenden fährt, die berühmte Spritzigkeit.
Zorniger hat sich entschieden. Jedenfalls vorläufig. Wenn in den Stunden bis zur Union-Partie nichts mehr Unvorhergesehenes passiert, wird der Coach die Elf der Generalprobe gegen Ceska Lipa (6:0) bringen. Es könnte aber auch alles anders kommen. Die Grenzen zwischen Stammkraft und Edelreservist sind fließend, der Konkurrenzkampf ist täglich spürbar. Wer einen Tag nicht trainieren kann, muss bangen. Wer bei der Taktikbesprechung an die Decke starrt, muss nicht mehr bangen, ist raus. Wer sich beim Abschlusstraining vorm Ernstfall mit schweren Schenkeln übers Feld schleppt, wird abgehängt wie ein Waggon. Und wer nächtens am Biertresen erwischt wird, kann seine Lebensberechtigungskarte abgeben. "Alle müssen sich unserem Ziel Aufstieg unterordnen", hält Zorniger den Deckel auf einem brodelnden Topf. "Da dulde ich keine Ego-Touren."
Hier ist sie, die erste Elf.
Im Tor steht der Schweizer Hüne Fabio Coltori. Der 31-Jährige besteht vornehmlich aus Muskeln und Stimmbändern, fliegt hoch, schreit laut. Top-Mann, bekennender Porsche-Fahrer.
Die Abwehrkette besteht aus Patrick Koronkiewicz, 21 (rechts), Juri Judt, 25 (links), und den zentral verteidigenden Sebastian Franke, 23, und Tim Sebastian, 28. Koronkiewicz profitiert von einem Pferdekuss im Bein von Christian Müller, 28. Hundefreund Müller ist bei 90 Prozent. Das sind 10 zu wenig für Zorniger. Sebastian ist der Sozialarbeiter im Team, bei allen beliebt. Auch beim Coach. Judt hat Routine und den blutjungen Paul Schinke, 21, am Hosenbein. Franke hat eine gegen null gehende Foul-Quote, das gefällt dem Ästheten Zorniger.
Im Mittelfeld führt Dominik Kaiser, 23, Regie. Der Neuzugang aus Hoffenheim sieht aus wie 15, hat keinen Bartwuchs, ist ein Wolf im Lammfell. Neben ihm klopft und saugt Henrik Ernst, 25, muss sich Jeremy Karikari, 24, erwehren. Karikari hat nach einem Trauerfall in der Familie momentan andere Sorgen als Fußball. Nah dran am Team ist auch der gewiefte Bastian Schulz, 27. Auf den Flügeln wirbeln Rockenbach, 27, und Sebastian Heidinger, 26. Timo Röttger, 27, kaut Stammplatz technisch auf den Felgen, ist nach Schulter-Blessur bei 95 Prozent. Das sind fünf zu wenig.
Der Sturm: Daniel Frahn, 25, und Stefan Kutschke, 23, sind Freunde fürs Leben und gesetzt. Kutschke würde gerne beim VfL Wolfsburg Bundesliga spielen. Hätte vielleicht geklappt, wenn "Kutsche" unter Zorniger dünn drüber gegangen wäre.
Wir halten fest: RB ist wunderbar besetzt, hat eine wunderbare Vorbereitung gespielt, einen wunderbaren Trainer, ein wunderbares Betriebsklima. Was das alles für den Start gegen Union bedeutet? Nichts. Guido Schäfer
Alexander Zorniger: Alle müssen sich unserem Ziel Aufstieg unterordnen. Da dulde ich keine Ego-Touren.
Der Ex-Halberstädter Torjäger Christian Beck trainiert bei RB Leipzig mit, pocht auf einen Vertrag aus der Ära um den beurlaubten Trainer Peter Pacult. Beck, 24, erzielte in der vergangenen Saison 15 Tore, überwarf sich dann mit seinem Verein.