LVZ vom 16.03.2012, "Ich muss den Kopf hinhalten"

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Jupp
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LVZ vom 16.03.2012, "Ich muss den Kopf hinhalten"

Beitrag von Jupp » Do Mär 15, 2012 10:27 pm

"Ich muss den Kopf hinhalten"
RB-Coach Peter Pacult über Verantwortung, Berge und Täler und dumme Fragen


Leipzig. Wenn Peter Pacult gut drauf ist, bekommt man von dem Mann alles: Einen guten Schmäh, sogar ein Lächeln. Wenn der RB-Coach weniger gut drauf ist, entscheidet er, ob eine Frage interessant oder anmaßend ist. Beim Redaktionbesuch war PP, 52, freundlich-bestimmt und verfuhr nach dem Motto: Ein Fuchs schläft nie, er schlummert nur.
Frage: Wer Ihren Namen googelt, wird zu den Stichworten "Peter Pacult Ausraster" geleitet. Sind Sie ein schlimmer Finger?
Peter Pacult: Wer dumme Fragen stellt, kriegt passende Antworten.
Oder gar keine.
Kann auch passieren.
Was ist eine dumme Frage?
Was ist, wenn ihr nicht gewinnt? Was ist, wenn ihr nicht aufsteigt? So was. Ihr Journalisten liebt ungelegte Eier, wollt vorm Schlüpfen wissen, ob's ein Junge oder Mädchen wird. Wenn ich Hellseher wäre, würde ich Lotto spielen. In Wien habe ich mal zu meinem Präsidenten gesagt: Spieler gehen, Trainer gehen, Präsidenten gehen. Journalisten bleiben - und stellen nach zwanzig Jahre lang dieselben Fragen.
Wo steht eigentlich Ihre Harley?
In Wien.
Vom Stehen wird's nicht besser.
Hier brauche ich es nicht, hier gibt's keine Berge.
Wien ist auch nicht für Berg und Tal bekannt.
Ist aber beides in der Nähe.
Wie sehr lieben Sie Leipzig?
Ich mag Leipzig. Nicht zu groß, nicht zu klein, tolle alte Häuser.
Sie waren 18 Monate in Dresden, haben Dynamo gecoacht. Gibt es Unterschiede zwischen L und DD?
Vor allem der Dialekt, der ist in Dresden ein bisserl extremer.
Ähnlich wie Ihrer.
Wieso sollte ich mit 52 Jahren anfangen, hochdeutsch zu reden? Die Spieler verstehen mich.
Allzu oft kommen Ihre Fußballer eh nicht in die Verlegenheit der Sinndeutung. Sie gelten als Schweiger.
Kommt Ihr Chefredakteur jeden Tag zu ihnen und fragt nach dem Befinden? Wir müssen uns nicht ständig in den Armen liegen und busseln. Fußball ist einfach, die Fußballersprache auch.
Sie ist bei Ihnen laut und derb.
Wenn einer einen Scheiß-Pass spielt, ist das ein Scheiß-Pass. Soll ich dem Spieler dann flüstern, dass das eben ein nicht ganz so gutes Abspiel war?
Monsieur Ribery hat nach einer Auswechslung vergessen, seinen Coach Jupp Heynckes abzuklatschen. Ist das ein Skandal?
Ein Skandal ist, was ihr in Deutschland daraus macht. Mir ist das völlig egal, ob einer sofort in die Kabine durchmarschiert oder jedem noch die Hand gibt. Was soll der Quatsch?
Ist Ihnen aufgefallen, dass wir Ossis harmoniebedürftig sind und uns gerne die Hand geben?
Ist mir aufgefallen. Wenn ich bei Aldi oder im Konsum einkaufen gehe, wünschen die mir an der Kasse einen ­schönen Tag. Am Anfang war ich fast erschrocken, das gibt es in Wien nicht.
Sie haben Dynamo 2006 über Nacht verlassen, sind zu Ihrer alten Liebe Rapid Wien zurückgekehrt. Hatten Sie wenigstens ein schlechtes Gewissen?
Warum sollte ich? Wenn ein Trainer gefeuert wird, ist das normal, kräht kein Hahn danach. Wenn ein Trainer von sich aus geht, muss er sich tausendmal erklären.
Was passiert, wenn morgen Bayern München anruft?
Erstens rufen die nicht an, zweitens habe ich mich dem Projekt RB Leipzig verschrieben.
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hat sie persönlich verpflichtet. Sind Sie vorerst unkündbar?
Niemand ist unkündbar, alle werden am Erfolg gemessen.
Ihre Vertragslaufzeit ist geheim.
Das bleibt auch so.
Überweist man Ihnen Geld?
Ja, ein bisserl.
Wie ist das Leben als Alleinherrscher?
Jetzt werde ich langsam sauer. Ich bin kein Alleinherrscher. Bei uns hat jeder seine Aufgabe...
...und Sie haben das letzte Wort.
Ich trage die Verantwortung.
In Deutschland steht der Sportdirektor im Normalfall in der Hierarchie über dem Übungsleiter, Herr Pacult.
Schon der Begriff nervt mich. Was ist ein Sportdirektor? Und was sollte der mir bei meinem Thema erklären? Ich mache die Aufstellung, ich trainiere, ich muss den Kopf hinhalten, wenn es nicht läuft. Bei Hertha BSC hat sich der Herr Preetz (Sportdirektor; Red.) in Dinge eingemischt, die nur den Trainer angehen. Wenn sich Spieler ausweinen, kannst du den Laden zumachen.
Ist RB-Sportdirektor Wolfgang Loos ein Mann ohne Macht?
Wolfgang Loos ist Geschäftsführer des Vereins - und sehr wichtig.
Immer wichtiger wird die Talentförderung. U19-Ass Tom Nattermann ist der erste Jungbulle, der einen Profivertrag bekommt. Ein Zeichen?
Hat er schon unterschrieben?
Ja, bis 2015.
Gut. Tom war mit im Trainingslager. Er hat etwas, was andere nicht haben.
Wie muss ein Pacult-Fußballer gestrickt sein?
Ich überfordere keinen, will aber die richtige Einstellung zum Beruf sehen.
Wie sehr schmerzt der Ausfall von Timo Röttger?
Er ist ein positiver Typ, aber wir haben Alternativen.
Steigt Ihr auf?
Die Sonne scheint, auf Wiedersehen.

Interview: Winfried Wächter, Guido Schäfer
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