Entscheidend ist zwischen den Ohren
Bei RB kümmert sich Philipp Laux um die Psyche der Fußballer / Sonntag in Torgelow
Leipzig. Als Wolfgang Frank 1995 den ewig kriselnden Zweitligisten Mainz 05 übernahm, hatte er zwei revolutionäre Mitbringsel im Erste-Hilfe-Koffer: Die Vierer-Abwehrkette und einen Sportpsychologen. Das mit der Kette kapierten die Männer um Jürgen Klopp schnell, die Couch des Psychologen blieb dagegen fast ungenutzt. Was der Fußballer nicht kennt, frisst er nicht. 2012 hat sich in der Branche längst rumgesprochen, dass auch der Kopf mitspielen muss. Bei RB Leipzig ist dafür Philipp Laux zuständig.
Laux, heute 39, im Schnelldurchlauf. Der Torhüter schafft mit dem SSV Ulm von 1997 bis 1999 den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. Studiert nach seiner Karriere Psychologie. Wird 2008 von Jürgen Klinsmann zum FC Bayern München geholt. Auch Klinsmann-Nachfolger Jupp Heynckes setzt auf den Sportpsychologen. 2012, Wechsel zu RB Leipzig.
Hoeneß ist nicht amüsiert, RB-Cheftrainer Alexander Zorniger, 45, happy. Der Detail versessene Fußball-Lehrer ist anspruchsvoll. Bester Kader der Liga. Die besten Physiotherapeuten der Liga. Die besten Trainingsbedingungen der Liga. Jetzt hat er den besten Sportpsychologen der Liga. Nun ja, es ist allerdings auch der einzige der Liga.
Laux will aktuell nicht über seinen Job öffentlich sprechen, will nach innen wirken, ist kein Mann der Show.
Die Rasenballer führen das Klassement an. Sie würden auch ohne Laux am Sonntag in Torgelow gewinnen (13.30 Uhr). Der Titel würde auch ohne Laux nach Leipzig gehen. Ob die Roten Bullen aber auch für nervenzerfetzende Playoff-Duelle bereit sind, steht auf einem anderen Blatt. Ihr Einsatz, Herr Laux!
Das Engagement des Rastätters lässt sich nicht festmachen an Toren oder einzelnen Ergebnissen, ist langfristig angelegt. Ein Baustein im Gesamtkunstwerk, das in Bälde in der Bundesliga stehen soll. Coach Zorniger: "Er ist ein wichtiger Faktor."
Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass sich Laux seltener mit Daniel Frahn, 25, oder Stefan Kutschke (feiert heute seinen 24. Geburtstag) ins Benehmen setzt. Frahn kennt wie einst Gerd Müller keine Selbstzweifel. Gilt auch für Geburtstagskind Kutschke. Wenn der nicht gerade Eisenbahnen von der Schiene grätscht, frönt er einem ungewöhnlichen Hobby: Selbstvertrauen.
Aufbauhilfe ist da schon eher bei den Männern aus der zweiten Reihe gefragt. Der Ex-Babelsberger Marcus Hoffmann, 25, hat in Leipzig feststellen müssen, wie hart eine Ersatzbank ist, kämpft um Einsatzzeiten. Laux helfe ihm, sagt Hoffmann. "Toller Typ, hat selbst gekickt. Wenn man nicht spielt, gibt es immer mal Situationen, in denen man nicht gut drauf ist, zweifelt. Lauxer hat sehr sensible Antennen, weiß, wann er was sagt."
1995 hatte der bei Mainz 05 ignorierte Sportpsychologe übrigens eine wahrhaftige rote Couch im Anschlag. Laux hat keine. Er spricht mit den RB-Profis beim Joggen oder im Cafe. Guido Schäfer
Das Spitzenspiel der Regionalliga Nordost steigt am Sonntag, 13.30 Uhr, in Meuselwitz. Im Verfolger-Duell des Spieltages empfängt der ZFC (Rang sechs, 13 Punkte) den Zweiten aus Jena (18 Punkte). Meuselwitz könnte sich und RB Gutes tun. [/i]
