An Tagen wie diesen ...
... war bei Topteam RB Leipzig zwar tote Hose, aber es reichte für ein Remis gegen Jena
Leipzig. Die RB-Erfolgsserie lockte gegen Jena 12194 Fans und Späher aus der 1. und 2. Bundesliga in die Red-Bull-Arena. So spechtete unter anderem Bochums Sportdirektor Jens Todt, 41, auf der VIP-Tribüne nach Verstärkungen, warf dabei vor allem einen Blick auf Stefan Kutschke. Der 24-Jährige hat seinen auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert, ist demnach zu haben. Schlecht für den Mittelstürmer und gut für RB: "Kutsche" rollte wie auch seine RB-Kollegen unrund, erwischte einen gebrauchten Tag.
Fußball-Weisheit: Wer auch an gebrauchten Tagen punktet und sich die Konkurrenz vom Pelz hält, ist nicht zu stoppen. Siehe RB. Die Roten Bullen hatten beim 1:1 gegen Jena Hörner aus Gummi, Pudding in den sonst starken Schenkeln, waren entgegen sonstigen Gepflogenheiten lammfromm.
Jenas Coach Petrik Sander, 52, wäre mit einem verdienten Dreier bis auf sechs Punkte an RB herangerückt, hisste nach dem späten Leipziger Ausgleich durch Dominik Kaiser (83.) und Fortbestand des Neun-Punkte-Abstandes die weiße Fahne. Nein, er glaubt nicht, dass sich der Tabellenführer eine längere Durststrecke leisten wird. Nein, er geht nicht davon aus, dass sich RB den Titel im Nordosten nehmen lässt. "Wenn man aus einer halben Chance ein Tor macht", spielte Sander auf Kaisers Lucky Punch an, "dann ist das auch eine Ausprägung von Qualität." Sanders Blicks aufs Gesamtkunstwerk vierte Liga und die Rasenballer mündet in dieser Erkenntnis: "RB kann sich nur selbst schlagen."
Wie man sich beinahe selbst schlägt, wurde den RB-Profis gestern von ihrem Chef Alexander Zorniger vor Augen geführt. Die seltsam in sich gekehrten 90 Leipziger Minuten vom Sonntag wurden per Videoanalyse seziert. Es wurde gespult, es gab zig Zeitlupen, es wurde diskutiert. Coach Zorniger ist ein kommunikativer Typ mit ganzheitlichem Ansatz. Der 45-Jährige will, dass sich seine Untergebenen mit ihrem Job seriös auseinandersetzen. Will, dass die Fußballer Fehler erkennen und eben nicht zur Tagesordnung übergehen.
Zorniger weiß: In einer nach wie vor sehr wahrscheinlichen Aufstiegs-Relegation wird es noch härter zur Sache gehen als gegen Jena. Dann sind Taktik, Spiel-Kultur, Überzeugung und auch niedere Instinkte gefragt. "Jena war so ein Spiel, dass wir in unserer Entwicklung brauchen. Da können wir als Trainerteam ansetzen und mit der Mannschaft an den Dingen arbeiten, die nicht gut waren."
Keeper Fabio Coltorti feierte gestern seinen 32. Geburtstag, hat viele Spiele erlebt, kennt die Untiefen des Geschäfts. "Es gibt Tage, an denen es nicht läuft. Da willst du unbedingt, kannst aber nicht. Das hat nichts mit einer schlechten Einstellung oder einem großen Punkte-Vorsprung zu tun." Man können nicht eine komplette Saison auf höchstem Niveau spielen, müssen an Tagen wie diesen retten, was zu retten ist. "Und das haben wir mit dem Unentschieden getan."
Durch das Remis bleibt der Spitzenreiter die einzige Mannschaft in den deutschen Ligen eins bis vier, die ungeschlagen ist. Hut ab. Guido Schäfer