Tor nach 8,6 Sekunden
Fixe Rote Bullen gewinnen 3:1 gegen den VfB Stuttgart und schreiben Fußball-Geschichte
Leipzig. In 8,6 Sekunden kann man in einem Fußball-Stadion allerhand erledigen. Eine viertel Fluppe rauchen, ein Bier leeren, sich dem Tribünennachbarn nähern. Man kann in 8,6 Sekunden auch ein Törchen machen. Siehe RB gegen VfB. Anstoß, weiter Schlag von Dominik Kaiser, Niklas Hoheneder köpfelt in den Lauf von Matthias Morys, Flanke, Kopfball Daniel Frahn, 1:0. Das schellste Drittliga-Tor der Historie wies den Weg zu einem prächtigen 3:1 (2:0)-Sieg.
Es geht den Menschen wie den Leuten. Wenn's läuft, dann läuft's, regieren Tatendrang und Glückseligkeit. So ein frühes 1:0 muss man sich als Nicht-Fußballer vorstellen wie ein frühmorgendliches XXL-Lob des Chefs. Danach geht alles wie von selbst. An der Stanze, im Büro, in der Küche, an der Konsum-Kasse, überall.
Auf dem Fußballplatz provoziert eine Blitz-Führung: Mut, mutige Dribblings, mutige Pässe, mutige Zweikämpfe, mutige Abschlüsse. All das und noch viel mehr wurde den knapp 10000 Zuschauern beim dritten RB-Heimsiege hintereinander zuteil. "Das 1:0 war der Dosenöffner", sagte Frahn. "Wir haben Stuttgart keine Luft gelassen, endlich zwei gute Halbzeiten gespielt."
Die Nummer mit den Menschen und den Leuten gibt es auch andersrum. Siehe Stuttgart. In der U23 von Jürgen Kramny herrschten nach dem 0:1 Zustände wie in einem Hühnerstall, der von Füchsen besucht wurde. Der VfB hätte zur Halbzeit 0:4 hinten liegen müssen, kam mit dem 0:2 (Morys/25.) gut weg. Frahn und Yussuf Poulsen ließen Milde walten. Stuttgarts deutsch-griechischer Keeper Odisseas Vlachodimos hielt auch nach dem Wechsel heldenhaft, verhinderte mehrfach den K.o. Der kam nach Marco Grüttners 2:1-Anschluss (86.) in der Nachspielzeit. Bastian Schulz spielte Doppelpasse mit Frahn und schob zum 3:1 ein.
Ein "völlig verdiente Niederlage", so VfB-Coach Jürgen Kramny. "Wir sind hierhergekommen und haben uns dieses wirklich schöne Stadion angeschaut. Das Stadion hat meinen Jungs so gut gefallen, dass sie in den ersten zehn Sekunden geschlafen haben. Dabei kennen wir diese Situation mit dem schnellen Anstoß."
Die auch für RB Gefahren birgt. Beim Auftaktspiel in Halle kassierten die Rasenballer nach überfallartiger Anstoß-Attacke einen Konter und um ein Haar ein Gegentor. RB-Coach Alexander Zorniger klärte auf: Es gehe bei dieser Anstoß-Variante weniger um ein frühes Tor, sondern um die Botschaft an den Gegner: Ihr habt heute einen unvergnüglichen Nachmittag vor euch! Die Botschaft kam an und wurde durch Frahns sechstes Saisontor verstärkt.
Zorniger krempelte sein in der Vorwoche schwächliches Team um, brachte nach dem 0:1 in Elversberg vier neue Männer. Sebastian Heidinger zeigte auf der rechten Außenverteidiger-Position eine bemerkenswerte Leistung. Henrik Ernst beackerte mit Kraft und Übersicht die Mittelfeld-Zentrale verdient. Das Sturm-Duo Matthias Morys/Yussuf Poulsen machte Alarm. "Wir hätten früher das dritte Tor machen müssen", sagte Morys nach seiner besten Leistung im RB-Trikot.
Der Einsatz des Sprinters wurde erst durch liebevolle Behandlung bei RB-Physiotherapeut Alexander Sekora möglich. Die Sehne hielt und Alexander Zorniger hielt eine Laudatio auf die Seinen: "Nach dem Fiaskos letzte Woche war es eine gute Reaktion."
Am Freitag Abend geht es nach Osnabrück zum Treffen der Trainer-Freunde Zorniger und Maik Walpurgis, der von Lotte nach Osnabrück konvertiert ist. Die Herren kennen sich aus der Relegation. Nach Leipzigs Aufstieg in Lotte wünschte Walpurgis den Durchmarsch in Liga 2: "Ihr schafft das. Und ich kippe mir jetzt einen hinter die Binde." Guido Schäfer
RB Leipzig: Coltorti - Ernst, Hoheneder, Sebastian, Jung - Röttger (63. Schulz), Kaiser, Heidinger - Poulsen (89. Müller), Morys (75. Kammlott), Frahn
Bullen-Barometer
Top in Form: Daniel Frahn, Matthias Morys, Dominik Kaiser, Henrik Ernst
Gut drauf: Niklas Hoheneder, Tim Sebastian, Sebastian Heidinger, Bastian Schulz, Yussuf Poulsen
Geht so: Anthony Jung, Timo Röttger, Fabio Coltorti
Unter Niveau
Straftraining