LVZ vom 12.11.2013, Das Willers-Wiedersehen mit RB-Alptraum

[Jupp]

Das Willers-Wiedersehen mit RB-Alptraum Schmidt
Beim 1:0-Sieg in Darmstadt werden Erinnerungen ans nervenzerfetzende Relegations-Rückspiel gegen Lotte wach

Darmstadt. Weil Fußballer abergläubisch sind, ging den RB-Profis in Darmstadt ab der 84. Minute der Stift. 98-Coach Dirk Schuster zog kurz vorm Ende beim Stand von 0:1 blank, brachte mit Neuzugang Dennis Schmidt seinen sechsten offensiv ausgerichteten Mann in Stellung, ließ ohne Rücksicht auf weitere Verluste das Leipziger Heiligtum bestürmen.
Schmidt? Dennis Schmidt? Lange blonde Loden, Stirnband? Eben jene 25-jährige Semmelmütze hatte den Roten Bullen schon einmal derb ins Horn gepetzt. Am 2. Juni. Im Trikot der Sportfreunde Lotte. Beim nervenzerfetzenden Relegations-Rückspiel am Lotter Autobahnkreuz.
RB wähnte sich schon in der 3. Liga, da schlug Joker Schmidt zu, erzwang mit seinem 2:0 die Verlängerung, holte 2000 RB-Schlachtenbummler und ihre Lieblinge von Wolke sieben runter. Der Rest ist bekannt, Matthias Morys und Stefan Kutschke sorgten für ein Leip­ziger Happy End und Tränen bei den kleinen, aber feinen Lotteranern.
Nach dem Lotter Nichtaufstieg verabschiedeten sich viele Sportfreunde, darunter Coach Maik Walpurgis (Osnabrück), Stürmer Schmidt (Darmstadt) und Kapitän Tobias Willers (RB). Willers traf am Böllenfalltor auf seinen Ex-Kollegen und kümmerte sich nach dessen Einwechslung persönlich um ihn. Wenn Schmidt wieder zugeschlagen hätte, wäre eine nette Schlagzeile a la "Bullen-Angstgegner nutzt heilloses Schmidteinander in RB-Abwehr" oder so perfekt gewesen. "Dennis weiß, wo das Tor steht", atmete Willers nach dem 1:0-Sieg durch, "ich bin froh, dass nix mehr angebrannt ist."
RB in Darmstadt: schwere Geburt, bildschönes Baby. Hebamme Dominik Kaiser entband in der 68. Minute. Es war übrigens das erste Tor der RB-Historie, das haltbar und unhaltbar war. Während Darmstadts Torwarttrainer Dimo Wache davon sprach, dass er den 25-Meter-Schuss "mit der Badekappe" gefangen hätte, war für Kaiser "nichts zu machen". Keeper Jan Zimmermann enthielt sich der Stimme.
Begehrt: Auf der Tribüne saß ein Späher von Bundesligist Mainz 05 und schnalzte beim Expertenblick auf RB-Stürmer Yussuf Poulsen mit der Zunge. "Der Junge hat Speed und Biss." Und einen Vertrag bis 2017.
Schöner wohnen in der Red-Bull-Arena: Nach LVZ-Informationen dürfen die Mieter der edlen Sky-Logen im sechsten Stock ihre vergleichsweise spartanisch eingerichteten Räumlichkeiten neuerdings nach eigenem Gusto aufhübschen. Wobei der Fantasie Grenzen gesetzt sind. Tapeziertische und Flipperautomaten sind unerwünscht.

Guido Schäfer